Gelsenkirchen. . Der Kunstverein Gelsenkirchen hat zum zwölften Mal internationale Künstler eingeladen. Ihre Arbeiten sind ab Freitag an der Horster Straße zu sehen
Kunst und der Raum, in dem sie präsentiert wird, das ist oft ein Thema für sich. Der Kunstverein Gelsenkirchen hat sich diesem Thema nun zum 12. Mal gewidmet und hat Künstler eingeladen, sich von den Räumen der Alten Villa des Kunstmuseums Gelsenkirchen inspirieren zu lassen.
Die Energie aus der Mitte
„Raumkonvergenzen“ ist dieses Kunstexperiment übertitelt – in diesem Falle kann man den Begriff vielleicht am besten mit „Annäherungen an den Raum“ übersetzen.
Fünf Künstlerinnen und ein Künstler wurden von den Mitgliedern des Kunstvereins für die Ausstellung ausgewählt. Alle sechs fanden sehr ungewöhnliche Mittel und Wege, sich den Räumen zu nähern. Michael Dekker, Künstler aus Wuppertal etwa, spürte mit seiner Installation „Spreading Zone“ der Länge des Ausstellungsraumes nach und arbeitete mit Recyclingmaterial. Er schichtete Holz und transparenten Kunststoff, setzte mit Aluminiumversatzstücken und verrostetem Metall ebenso Akzente wie mit Neonröhren, die das Werk von der Mitte aus beleuchten und es eine ganz eigene Energie verströmen lassen.
Von Energie (des Reviers) erzählen auch die Werke der gebürtigen Bottroperin Monika Lioba Lang, die im Nebenraum und im Türrahmen zum Balkon Hingucker platziert hat: Ihr „Kohlelüster“, ein kleinformatiger Kronleuchter aus kleinen Kohlestücken, „leuchtet jedoch nicht, hier symbolisiert die Kohle, nicht das Licht, die Energie“, erklärt die Künstlerin, die auch einen Kühlturm aus verwaschenen Wolkenfotos ausgestellt hat.
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Auf Handarbeit setzt auch Inga Momsen, die während eines Urlaubs in Dänemark auf die Idee kam, Steine mit neon-pink-farbener Maurerschnur zu umstricken.
Eine Vielzahl dieser Steine hat sie im Erdgeschoss der Alten Villa ausgelegt, sie weisen den Weg hin zu einer alten Waschbecken-Armatur, mit der sich die Farbe hier rauszuwaschen scheint. „Bei der Arbeit hier vor Ort sind mir die unebenen Wände und die vielen Steckdosen in diesem Raum aufgefallen“, sagt sie lachend – und hat diese kurzerhand in das Werk integriert.
Die Bremer Stahlbildhauerin Inger Seemann faltete sich einfach eigene Räume aus beschichtetem Stahl, im Raum daneben lässt Alice Musiol mit ihrer Installation „12 qm“ aus hellgrauer Seide Licht und Schatten spielen und macht die Enge des Raumes spürbar.
Hoch unter dem Dach der Villa ist derweil die Arbeit von Anemona Crisan aus Wien zu finden, die die markanten Dachbalken des Raumes mit einbeziehen: Crisan hat die Balken um aufgemalte rote ergänzt, sie lenkt den Blick des Betrachters geschickt im Raum umher. Lange habe sie nach einem Konzept gesucht, erzählt die Wahl-Wienerin.
Das Ergebnis ist, wie in allen Arbeiten dieser Ausstellung, ein echtes Raum-Erlebnis. Und die Auswahl zeigt: So lebendig und vielseitig ist die Kunst im Jahr 2015.