Gelsenkirchen. Nur jeder achte Vater in Gelsenkirchen bezieht Elterngeld. Aber diejenigen, die zuhause bleiben, kümmern sich länger ums Baby als anderswo.

Die schlechte Nachricht ist, dass in Gelsenkirchen prozentual weiterhin die wenigsten Väter das Elterngeld nutzen, um sich selbst um ihren Nachwuchs zu kümmern. 12,8 Prozent aller Väter waren es 2013 laut Statistischem Bundesamt vor Ort. 261 Männer waren das – gegenüber 1986 Müttern als Elterngeldbezieherinnen. Landesweit nutzten diese Möglichkeit rund 25 Prozent der Väter, bundesweit 32 Prozent. Bei den Gelsenkirchener Vätern waren 77 Prozent vor der Elternzeit erwerbstätig (NRW 90 Prozent), bei den Müttern 40,5 Prozent (NRW 64 Prozent).

Doch es gibt auch gute Nachrichten für Gelsenkirchen in punkto persönliche väterliche Fürsorge. So blieben die Männer hier deutlich länger als anderswo im Land bei ihren Sprößlingen. 4,1 Monate waren es im Schnitt in Gelsenkirchen. In Münster, wo immerhin 39 Prozent der Väter Elterngeld bezogen, erlaubten sie sich im Schnitt lediglich 3,1 Monate beim Baby, was dem Bundesdurchschnitt entspricht. Besonders hoch war der Anteil jener, die lediglich die zwei „Verlängerungsmonate“ beim Elterngeld als Vater nutzten, in Bayern und Baden-Würtemberg, wo zugleich die Zahl der Väter in Elternzeit deutlich höher lag.Die höchste Quote gab es im bayerischen Landkreis Main-Spessart mit 53,9 Prozent der Väter!

Auch interessant

Nicht erhoben wird, warum Väter regional so unterschiedlich agieren. Aufgeschlüsselt wird nur nach Bundesland, bei welchem Verdienst Väter und Mütter Elterngeld beantragen. Dabei zeigt sich, dass bei den Vätern eindeutig eher Gutverdienende zur (kurzen) Elternzeit neigen, während bei den Frauen der Trend zu Elternzeit auf nahezu alle Einkommensgruppen verteilt ist.

Doch zurück nach Gelsenkirchen. Im Schnitt 1010 Euro Elterngeld je Monat bekamen die Väter hier (NRW 1133) monatlich, bei den Müttern waren es 530 Euro. In Münster, wo so viele Väter die Auszeit nutzten, hatten jene Anspruch auf 1209 Euro, die Mütter auf 835 Euro im Monatsschnitt.

Wirtschaftliche Unsicherheit und niedriges Familieneinkommen als Bremse

Zwar gibt es keine Erhebungen zu den Gründen, aus denen Väter in Elternzeit gehen oder auch nicht und warum sie wie lange bleiben. Vermutungen von Experten, wie es zu den regionalen Unterschieden kommt, gibt es durchaus, da sich die Zahlen in ähnlichen Regionen sehr auffällig ähneln. In strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet oder Bremen wagen es vermutlich viele Männer aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit nicht, ihr Recht wahrzunehmen. Klar ist auch, dass ein niedriges Gesamt-Familieneinkommen eine Auszeit, in der man auf das geringere Elterngeld angewiesen ist, erschwert.

Aber es gibt noch eine kleine gute Nachricht zum Schluss: Der Anteil der männlichen Elterngeldbezieher in Gelsenkirchen ist 2014 laut Stadtverwaltung weiter gestiegen, wenn auch gering: 319 Väter, das macht 12,98 Prozent. 2010 lag die Zahl hier noch bei 10.06 Prozent.