Gelsenkirchen. Mit einem Seidenschal soll ein 64-Jähriger seine Frau bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Der Gelsenkirchener hatte erhebliche Geldprobleme.

Rätselhaft bleibt die Tat allemal: Erhebliche Schulden hatte das Ehepaar, die Bankkarte war eingezogen, als der 64-jährige pensionierte Polizeibeamte am Morgen des 2. April seiner völlig arglosen gleichaltrigen Ehefrau in der gemeinsamen Gelsenkirchener Wohnung seinen Seidenschal von hinten um den Hals schlang.

Seit mehr als 30 Jahren verheiratet

Laut Anklage drosselte er seine an Asthma leidende Frau bis zur Bewusstlosigkeit. Überzeugt, dass er sie getötet hatte, so Staatsanwältin Elke Hinterberg, verließ er die Wohnung. Trotz lebensgefährlicher Verletzungen konnte die Frau gerettet werden. Der Ehemann muss sich seit Freitag vor dem Essener Schwurgericht wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Weißer Spitzbart, gelichteter Haarschopf, Brille, ein seriöser älterer Herr sitzt da auf der Anklagebank. Seine Frau wird erst am nächsten Verhandlungstag als Nebenklägerin ihm gegenüber ihren Platz haben. Seit mehr als drei Jahrzehnten sind sie ein Ehepaar, haben einen erwachsenen Sohn.

Polizeibeamte wusste lange vom Privat-Bankrott

Eine unauffällige „normale“ Ehe sollen sie geführt haben bis 2015. Schon lange wusste der ehemalige Polizeibeamte von den Schulden und dem Privat-Bankrott. Doch erst am 1. April schaffte er es, laut Anklage, seine bis dahin ahnungslose Ehefrau über den Stand des gemeinsamen Kontos zu unterrichten. Gemeinsam soll man beraten haben, wo man Geld einsparen könnte, um Schulden abzubauen.

Der 64-Jährige soll seiner Frau erklärt haben, er habe für den 2. April 9.30 Uhr einen gemeinsamen Gesprächs- Termin bei der Sparkasse vereinbart. Das war allerdings eine Lüge. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt davon, dass er schon zu diesem Zeitpunkt beschloss, seine Frau zu töten. Am Morgen des 2. April bereitet sich seine Frau auf den angeblichen Termin bei der Sparkasse vor. Als sie im Flur ihren Mantel aus dem Garderobenschrank nahm, soll der ehemalige Polizeibeamte von hinten den Schal um ihren Hals gelegt haben.

Nachbarn benachrichtigten den Notarzt

Nachbarn hörten später ein leises Stöhnen aus der Wohnung und benachrichtigten Notarzt und den Sohn. Man fand die 64-Jährige bewusstlos im Flur der Wohnung. Sie war in akuter Lebensgefahr und wurde in die Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen gebracht.

Der Angeklagte wird am nächsten Prozesstag, dem 8. Oktober, vor dem Schwurgericht reden. Dann, wenn auch der psychiatrische Gutachter Professor Dr. Norbert Leygraf und Rechtsmediziner Dr. Andreas Freislederer anwesend sein werden.