Gelsenkirchen. Der Kreuzbund Gelsenkirchen hat eine Anlaufstelle für 25- bis 40-Jährige eingerichtet – im Jobcafé der Caritas an Bochumer Straße.

Im Juli 2014 trug der Kreuzbund Gelsenkirchen sein Anliegen, eine Gruppe für junge Menschen gründen zu wollen, erstmals öffentlich vor. Aus der Idee ist knapp ein Jahr später eine konkrete Anlaufstelle geworden.

Drei junge Frauen kommen inzwischen regelmäßig zu den Treffen. Für eine sich tragende Gruppe reicht das nicht, aber zumindest der Anfang ist gemacht. Der Kreuzbund wirbt mit einem neuen Flyer, der in Kliniken, in denen jüngere Leute eine Therapie machen, ausgelegt wird. Zum Beispiel in Erle, auf Station 5, eine qualifizierte Entgiftungsstation. „Wir wollen die jüngeren Leute erreichen, die schon ein Alkoholproblem haben, aber auch einer anderen Sucht verfallen sind“, sagt Kreuzbund-Mitglied Udo. Die Kreuzbund-Gruppe für junge Menschen spricht Frauen und Männer im Alter von 20- bis 40 Jahren an.

Anbindung durch Gleichaltrige

Michaela ist 34 Jahre alt, wirkt wesentlich jünger und jugendlicher als sie ist. Nach dem Alkoholentzug hat sie mehrere Gruppen ausprobiert, fühlte sich aber nie so recht aufgehoben. „Es ist für Jüngere schwierig, in eine Gruppe mit lauter Älteren zu gehen“, sagt sie. Der Grund: Andere Gesprächsthemen, andere Interessen. Michaela fasst das in einem Satz zusammen: „Mir geht es nicht um den Gartenzwerg.“

Dem Kreuzbund Gelsenkirchen ist mit der Gruppe für junge Menschen gelungen, was andere Selbsthilfegruppen noch auf ihrer Agenda haben. Lob gibt es von Peter Horstmann, Psychiatrie-Koordinator der Stadt Gelsenkirchen: „Ich freue mich außerordentlich, dass es jetzt anfängt. Es ist super, dass es jetzt eine solche Gruppe für junge Leute gibt.“

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Die Vorstellung, das Internetforen eine Alternative für Suchtkranke sein können, sei völlig falsch, sagt Karin. „Denn es ist auch die Einsamkeit, die krank macht. Die Gruppe bietet hingegen zwischenmenschliche Kontakte, das kann das Internet nicht bieten.“ Denn der alte Freundeskreis ziehe sich zurück, „die Freunde sortieren dich aus“, so die bittere Erfahrung von Udo. In der Gruppe wird die ersehnte Frage ‚Wie geht’s dir?’ gestellt. Das Angebot zum Dialog, jemand hört zu, ohne gleich zu verurteilen, das Versprechen ‘Was du sagst, bleibt in diesem Raum’ sind die Grundlagen für die erfolgreiche Arbeit der Gruppe. „Wir wollen vermitteln, dass eine Gruppe auch Freundschaft, Verständnis und ganz viel Lebensfreude bedeuten kann“, sagt Karin.

Michaela hat selbst aus ihren Erfahrungen gelernt – und will nun anderen damit helfen. Sie wird nun vom Kreuzbund Gelsenkirchen zum Multiplikator geschult.