Gelsenkirchen. Marianne El Asri und Jutta Lewitz sind seit Juli für Neubürger mit Bleiberecht unterwegs. Sie betreten hoch motiviert Neuland.
Jutta Lewitz (44) und Marianne El Asri (28) verbindet einiges. Beide sprechen arabisch, englisch, persisch, französisch und türkisch. Die Ältere hat Orientalistik, die Jüngere Islamwissenschaften und Psychologie studiert. Beide Frauen haben sich unabhängig voneinander mit Flüchtlingen und ihren Problemen beschäftigt – seit dem 1. Juli haben die Zwei auch einen gemeinsamen Arbeitgeber: Die Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen hat die beiden Stellen eingerichtet, um Flüchtlingen den Weg zum Arbeitsmarkt beziehungsweise in die Berufsausbildung zu ebnen.
Die Ziele des neuen Aufgabenfelds sind klar definiert: Jutta Lewitz und Marianne El Asri werden Flüchtlinge betreuen und begleiten, die einen Asylantrag gestellt und eine Duldung aus humanitären Gründen haben. Eine hohe Bleiberechtswahrscheinlichkeit gibt es aktuell für Menschen aus Syrien, Afghanistan, Somalia, Eritrea und aus dem Irak. Dieser Flüchtlinge will man sich annehmen, insbesondere derer, die schon eine berufliche oder schulische Qualifikation mitbringen. Was nicht „mal eben so“ funktioniert. „Wir müssen über die Hürde Sprache und Arbeitsaufnahmeverfahren“, wissen die beiden Vermittlerinnen.
Zu allererst aber müssen sie die Flüchtlinge ansprechen, Potenziale erkennen, sich kümmern. Das wird das Duo Lewitz/El Asri in Kooperation mit ELNet – Bleiberecht Emscher-Lippe – und unter Einbeziehung des bestehenden Netzwerkes aller Akteure, die sich um Flüchtlinge kümmern, tun. Ewa dem Kommunalen Integrationscenter, der Arbeiterwohlfahrt oder des Deutschen Roten Kreuzes.
Flüchtlinge in Deutschland„Erst einmal geht es um das Kennenlernen“, sagt Jutta Lewitz. Und meint das auch im räumlichen Sinn. „Wir zeigen den Flüchtlingen die Arbeitsagentur, erzählen, wer wir sind und was wir anbieten können.“ Nächste Woche führt der Weg der Frauen zu ELNet. „Wir werden dort eine mehrsprachige Präsentation über die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes geben“, so Marianne El Asri. Die sich im übrigen der jungen, auf den Ausbildungsmarkt strebenden Flüchtlinge annehmen wird. Der Besuch Internationaler Förderklassen in Gelsenkirchen und Bottrop steht zu diesem Zweck auf ihrem Plan. Und: „Wir möchten Schulsprechstunden anbieten.“
Noch im Antragsverfahren sind verschiedene Sprachkurse. „Wir werden unseren Flüchtlingen empfehlen, daran teilzunehmen.“ Inte-grationskurse könnten die Leute erst besuchen, wenn sie ein Bleiberecht haben. Ungeachtet dessen werden sie Basissprachkurse für die Integration der am Arbeitsmarkt anbieten. Sehr viel Arbeit für die Zwei – aber auch ein Anfang.
Potenziale nutzen und Flüchtlinge beschäftigen
„Die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen hängt eng damit zusammen, dass sie auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß fassen“, sagt Karl Tymister, Leiter der Arbeitsagentur GE. Dies sei angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen eine Herausforderung. Der Agenturchef gibt sich indes optimistisch: „Viele Menschen, die zu uns kommen, bringen gute berufliche Qualifikationen mit. Hinzu kommt in der Regel eine hohe Bereitschaft und Motivation, die deutsche Sprache zu lernen und eine berufliche Zukunft in Deutschland aufzubauen.“
Die Statistik gibt dem Angebot der Agentur Recht. Demnach gibt es die stärksten Zuwachsraten bei syrischen Zuwanderern. In Gelsenkirchen waren im August 237 Syrer arbeitslos gemeldet, 186 Menschen mehr als vor einem Jahr. In Bottrop suchten im Vormonat 66 Syrer Arbeit, 52 mehr als im August 2014. Fast jeder Fünfte (18,5 Prozent) von ihnen ist in Gelsenkirchen, jeder Dritte in Bottrop unter 25 Jahre alt.
Gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtling und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände hat die Arbeitsagentur die Infobroschüre „Potenziale nutzen – geflüchtete Menschen beschäftigen“ für Betriebe aufgelegt. Die natürlich händeringend gesucht werden.
Interessierte Arbeitgeber bekommen auch an der Service-Hotline 08004 5555 20 Auskunft.