Gelsenkirchen. Die Arbeiterwohlfahrt hat das „Café Miteinander“ ins Leben gerufen, als Ort der Begegnung von Flüchtlingen und Gelsenkirchenern. Weitere Cafés folgen.
Karim Ahned (20), angehender Student mit ägyptischen Wurzeln, ist Dienstag einer der Wichtigsten im Awo-Team. Denn: Er spricht arabisch, übersetzt, was seine Chefin zur Begrüßung dieser bunten Menschenrunde im Saal der Volkshochschule sagt. Gudrun Wischnewski heißt syrische Flüchtlinge und deutsche Ehrenamtliche, die helfen wollen, willkommen. „Wir möchten ihnen ein Raum bieten, in dem sie sich begegnen und ins Gespräch kommen können.“
Das „Café Miteinander“ der Awo ist eröffnet. Zunächst im Herzen der Stadt, sukzessive sollen in den Stadtteilen, wo viele Flüchtlinge untergebracht sind, weitere Treffpunkte eingerichtet werden. Gemeinsam Ideen entwickeln, entdecken, wo der Neuankömmling Unterstützung braucht, das ist das Ziel der Organisatoren. Ist es Unterstützung bei Anträgen und Behördengängen, Hilfe bei der Suche nach Sprachkursen, Wegweiser zu Kita oder Schule? Beim Auftakt spürt man im „Café Miteinander“ auch eine gewisse Spannung. Wer kommt, wie funktioniert das mit den Gesprächen ohne Sprachkenntnisse auf beiden Seiten, wie kann man sich am besten ehrenamtlich einbringen?
Keine Perspektive in der Abgeschiedenheit
Da ist etwa die 67-jährige ehemalige Lehrerin, die sich das fragt. Sprachunterricht kann sie sich vorstellen. Aber kaum hat Awo-Geschäftsführerin Wischnewski das Potenzial erkannt, reicht sie ihre Visitenkarte rüber. Kleider sichten und sortieren, damit ankommende Flüchtlinge sofort damit eingedeckt werden können. So schnell kann’s gehen. „Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man neu hier ankommt“, erzählt Bedia Torun von der Awo-Integrationsagentur in die Runde. Ihr Appell an alle: „Wichtig ist, bereit und offen zu sein.“
Flüchtlinge in DeutschlandDas sind die Leute auch. Angeregt unterhält man sich an den Tischen, an denen geschickt verteilt Leute mit arabischen Sprachkenntnissen sitzen. Da erzählt etwa das Ehepaar Ammar, das vor einem Jahr mit seinen Söhnen Samir (7) und Gaith (2) aus Damaskus nach Deutschland geflohen war, warum die Familie vor sieben Tagen die bayerische Dorfidylle verlassen hat und nach Gelsenkirchen gezogen ist. „Samir musste drei Kilometer bis zum nächsten Dorf laufen, um dort in einen Bus zu steigen, der zum Kindergarten fuhr“, berichten die Eltern Mohammed und Abir. In der Abgeschiedenheit sahen sie für sich keine Perspektive.
Miteinander austoben
Der 13-jährige Mohammed moderiert am Nachbartisch das Gespräch. Er ist mit seiner Familie seit 15 Monaten in Deutschland, spricht sehr gut deutsch und besucht eine 7. Klasse an der Gesamtschule Ückendorf. Die Sprache hatte er schnell drauf. „Wir haben erst in Hessen gewohnt. Da war ich der einzige Ausländer in der Klasse.“ Er grinst – und plaudert weiter. Am Ende wird es richtig fröhlich, als Brigitte Schneider von der VHS die Kinder auf die Bühne lotst, wo sie sich austoben – miteinander.