Gelsenkirchen. .

Frank Baranowski gibt sich keinen Illusionen hin. Die Unterbringung der Flüchtlinge bezeichnet der Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen als die größte Herausforderung seit der Wiedervereinigung. Mit mindestens 2300 Menschen, „die bei uns Schutz und Zuflucht suchen“, rechnet der Sozialdemokrat bis Ende des Jahres auf Basis der Prognose von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) aus August 2015.

Flüchtlinge in DeutschlandSeit Wochen schon laufen im Hans-Sachs-Haus die Überlegungen, was am besten zu tun ist. Die Antwort ist die Gründung einer eigenen Stabsstelle, deren Leitung Hans-Joachim Olbering übernommen hat. Er sammelte bereits Erfahrungen auf einem ähnlichen Feld, als er die erste Stabsstelle bei der Zuwanderung aus Süd-Ost-Europa führte.

1014 Flüchtlinge sind schon da

Es sind Bilder wie die aus Ungarn, Österreich und München, die derzeit in den Köpfen dominieren. Menschen auf der Flucht vor Krieg, vor Gewalt und Elend. 1014 sind bereits in der Stadt angekommen. „Bis zum Jahresende rechne ich damit, dass wöchentlich zwischen 70 und 100 weitere kommen werden“, sagt Baranowski. Die müssten versorgt, untergebracht und integriert werden. „Zusätzlich zu den 5300 Zuwanderern, die wir bereits aufgenommen haben. Das wird leider oft vergessen.“

Dabei geht es auch um Geld, um die finanzielle Unterstützung, die Bund und Land leisten müssen, damit Kommunen die ihnen zugedachte Arbeit erledigen können. Aber es geht auch um eine ordentliche Willkommenskultur für diese Menschen, für die Flüchtlinge, die ihr Land nicht freiwillig verlassen haben. Es geht um ihre womöglich längerfristige Unterbringung.

Drei Grundsätze

An dieser Stelle lässt die Stadt sich von drei Grundsätzen leiten: eine dezentrale Unterbringung in Wohnhäusern und Wohnungen hat Vorrang vor großen Sammelunterkünften; angesichts der Jahreszeit haben stabile Unterkünfte Vorrang vor Zelten; es soll eine Verteilung über das Stadtgebiet stattfinden, um eine Konzentration auf wenige Orte zu vermeiden.

Ab Dienstag gibt es eine Hotline

Die bisherige Strategie für die Unterbringung von Flüchtlingen hat sich aus Sicht von Karin Welge bewährt. „Nach einer Erstunterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft mit 50 bis 100 Plätzen mit Betreuung und zeitnaher Vermittlung geht es nach etwa drei Monaten in privat angemieteten Wohnraum“, schildert Gelsenkirchen Sozialdezernentin. „Wenn es um die Gemeinschaftsunterkünfte geht, soll immer auch zeitnah die Bevölkerung informiert werden. Dazu gehören auch Kirchen, Vereine oder Initiativen.“

Wer sich informieren möchte, wie er Hilfe leisten kann, dem steht ab Dienstagmorgen, 8.30 Uhr, die Hotline 0209 169-2700 zur Verfügung. Informationen gibt es auch auf der Homepage der Stadt unter www. gelsenkirchen.de

Wer Wohnraum anbieten möchte, dem stehen von 8.30 bis 15.30 Uhr diese zwei Rufnummern zur Verfügung: 0209 169-2336 und 169-2051.

Um das umsetzen zu können, appelliert Baranowski an Wohnungseigentümer, freien Raum zu melden, der von der Stadt angemietet werden kann. Sollten alle Maßnahmen, die der Stadt zur Verfügung stehen, am Ende nicht mehr reichen, schließt der OB eine Beschlagnahmung nicht aus, um ausreichend anmieten zu können.

Wie eng das Korsett an dieser Stelle bereits geschnürt ist, verdeutlicht die Prüfung aller denkbaren öffentlichen und privaten Gebäude auf ihre Eignung hin zur Unterbringung von Flüchtlingen. Derzeit befinden sich Standorte im Blick der Stadt, die für die Unterbringung einer größeren Zahl von Flüchtlingen in Betracht kommen (siehe Karte). Die liegen zunächst einmal in den Stadtteilen Beckhausen, Rotthausen, Buer, Erle, Feldmark und Altstadt. Im Berger Feld könnten außerdem Fertighäuser aufgebaut werden. In Schaffrath und Buer sollen Gemeinschaftsunterkünfte mit bis zu 300 Plätzen vorgehalten werden.