Gelsenkirchen. . Dr. Abdul Mouaid Al Jaanabi lebt seit 2001 in Gelsenkirchen. Für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak ist der 59-Jährige ehrenamtlich unterwegs.
Wer diesen Mann noch nicht kennt, begleite ihn einfach auf dem kurzen Weg zwischen Bahnhofsapotheke und Wissenschaftspark. Ständig begegnen ihm Menschen, die ihn hocherfreut grüßen, rasch ein paar Probleme klären, von Fortschritten berichten. Das Mobiltelefon läutet parallel dazu. Dr. Abdul Mouaid Al Jaanabi ist ein gefragter, ein beliebter Mann.
Er ist das Sprachrohr für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Al Jaanabi, selbst in Bagdad geboren, spricht Hocharabisch. Ein unschätzbarer Vorteil für die verschiedenen Anlaufstellen auf der einen, die ankommenden Menschen auf der anderen Seite. Der 59-Jährige Mann, der mit seinem freundlichen Lächeln nicht eine Sekunde den Eindruck erweckt, als stehe er trotz Dauerpräsenz unter Stress, sagt: „Ich helfe mit Freude und mit Herz. Aber manchmal reicht die Zeit nicht.“
"Wenn die Leute anrufen, haben sie ein Problem“
Dabei ist es gerade Zeit, die er anderen schenkt. Davon hat Al Jaanabi, der aufgrund eines schweren Rückenleidens schon in jungen Jahren Frührentner wurde, eigentlich genug. Aber die aktuelle Lage in Syrien und im Irak hat den Bedarf an Hilfe auf Arabisch anschnellen lassen. Und was Hilfe für Flüchtlinge angeht, ist der 59-Jährige kompromisslos. „Ich habe mein Handy noch nie ausgemacht. Denn wenn die Leute anrufen, haben sie ein Problem.“ Menschen, die am Ende einer strapaziösen, oft gefährlichen Flucht hierher kämen, „sind fast nackt. Sie brauchen alles von A bis Z“, unterstreicht er. „Die Menschen sind schließlich dem Krieg entflohen.“
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Seine eigene Geschichte hat auch etwas mit Krieg zu tun – aber anders: Der zweite Golfkrieg hat Al Jaanabi und seine Familie nämlich veranlasst, nicht nach Bagdad zurück zu kehren. Zweimal war Abdul Mouaid Al Jaanabi in Europa: In Jugoslawien hat er Bauwesen studiert und kehrte als Diplom-Ingenieur mit Magister zurück nach Bagdad. Er arbeitete im Verkehrsministerium.
Brückenbauer und überzeugter Integrationshelfer
Dann habe sein Land mehrere Leute ins Ausland delegiert. Sein Weg führte nach Rostock, wo er seine Doktorarbeit schrieb. Und blieb. Über ein Jahr hat er an der dortigen Universität gearbeitet, bis zwei Bandscheibenvorfälle Operationen notwendig machten. Der Familienvater – Al Jaanabi hat vier Töchter – wohnte mit Frau und Kindern in Berlin, später in Leipzig. 2001 zog es die Al Jaanabis nach Gelsenkirchen.
Hier entpuppte sich der heute 59-Jährige schnell als Brückenbauer und überzeugter Integrationshelfer. Er hat das Elterncafé in der Schule im Wiehagen gegründet, dem als Ergebnis ein Vätercafé folgte. Al Jaanabi hat ein wöchentliches Akademikertreffen initiiert und, wie er sagt, „viel Zeit geopfert, damit die Leute das deutsche Schulsystem verstehen“. Er möchte kulturelle Mauern zwischen Kindern unterschiedlicher Herkunft abbauen. „Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft“, sagt er. Und entschuldigt sich lächelnd, weil jetzt das Treffen mit Flüchtlingen im großen Raum des Kommunalen Integrationszentrums beginnt.