Gelsenkirchen. . Früheres Bergarbeiterquartier wird energetisch zukunftsfähig gemacht – Teil eines Pilotprojektes.Land unterstützt sozialen Wohnungsbau mit 120 Millionen Euro. Versprechen: Mieten weiter bezahlbar

Gelsenkirchen ist schon oft Ausgangspunkt zukunftsweisender Projekte gewesen – nun erneut. Der Standort Schievenfeldsiedlung in Erle ist eines von sechs Starterquartieren im Ruhrgebiet, für die die Landesregierung über 120 Millionen Euro bereitstellt, um den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben. „Wir wollen den Beweis antreten“, sagte Michael Groschek (SPD), Minister für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung in NRW, bei seinem Ortsbesuch am Montag, „dass die Sozialpartnerschaft auch für den Wohnungsbau gilt.“

Hinter dem Projekt mit dem Namen „Energetische Sanierung plus“ verbirgt sich das ehrgeizige Ziel, bessere Wohnstandards zu etablieren, den Klimaschutz dabei zu berücksichtigen – und zugleich auch die Bezahlbarkeit der Mieten zu garantieren. Dazu fließen in die Schievenfeldsiedlung – sie besteht aus 97 Gebäuden mit 321 Wohnungen, die der Gelsenkirchener Wohnungsbaugesellschaft ggw gehören – gut 20 Millionen Euro. „Wir sind sehr stolz darauf, Teil dieses Projektes zu sein“, sagt ggw-Geschäftsführer Harald Förster, immerhin sei man ein vergleichsweise kleines Unternehmenin in der Branche. Förster nannte bereits wesentliche Maßnahmen, die innerhalb der nächsten „fünf Jahre“ in der früheren Bergarbeitersiedlung realisiert werden: Dazu gehören u. a. der Einbau neuer Fenster und Türen, die Dämmung von Kellern und Dachgeschossen, der Aufbau einer Nahwärmeversorgung mit Fernwärme und einem Blockheizkraftwerk, der Ausbau der Barrierefreiheit und moderne Grünanlagen und Beleuchtung.

„Wir verbrennen heute in dieser Siedlung 400. 000 Kubikmeter Gas im Jahr zu Heizzwecken“, so Förster weiter, „nach der Sanierung wird der Einsatz von fossilen Brennstoffen um den Faktor zehn sinken.“ Dennoch blieben die Mieten für die Bewohner weiterhin erschwinglich. „Heute liegt der Mietpreis bei 4,40 Euro pro Quadratmeter. In fünf Jahren wird das Kostenniveau lediglich um 15 Prozent höher sein, der Mietpreis also 5,06 Euro pro Quadratmeter ausmachen“, versprach der ggw- Geschäftsführer.

Die Sanierung der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Schievenfeld wird in verschiedene Bauabschnitte unterteilt.
Die Sanierung der ehemaligen Bergarbeitersiedlung Schievenfeld wird in verschiedene Bauabschnitte unterteilt. © ggw/ wnm

Die sechs Starterquartiere der Landesinitiative befinden sich in Essen (2), Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Duisburg. Weil der soziale Wohnungsbau landesweit ins Hintertreffen geraten ist, soll es dabei jedoch beileibe nicht bleiben. Minister Michael Groschek kündigte bereits gestern in Gelsenkirchen an, „dass das Modell ab 2016 auf das ganze Land übertragen wird“. Die Investitionssumme von 120 Millionen Euro für die Starterquartiere generieren sich aus privaten und öffentlichen Mitteln.

Kampf gegen Leerstände

Mit der Sanierung des Schievenfeldquartiers in Erle geht der Kampf gegen die Ausbreitung von anhaltenden Leerstände einher. Die Wohnungsbaugesellschaft ggw hat nach Angaben von Geschäftsführer Harald Förster „in dieser Siedlung den größten Leerstandsschwerpunkt“, die energetische Sanierung hier umfasst „etwas mehr als acht Prozent des Bestandes“.

Die gut 20 Millionen Euro Landesmittel setzen sich unter anderem aus fünf bis sechs Millionen Euro an Tilgungshilfen sowie etwa zwölf Millionen Euro an Kreditmitteln zusammen.

Die im Jahre 1915 erbaute Schievenfeldsiedlung steht zum Teil unter Denkmalschutz. Sie umfasst eine Allee, einen zentralen Platz, einen Anger, besitzt viele Grünflächen und alten Baumbestand. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 45 und 110 Quadratmetern. Die lokale Infrastruktur bietet mehrere Schulen, Kitas, ein Krankenhaus und gute Verkehrswege. Die Veltins-Arena, das Sportparadies und das Kinocenter im Berger Feld befinden sich ebenso in der Nähe wie ein breit gefächertes Einkaufsangebot in der nahegelegenen Buerschen City.