Gelsenkirchen. Am Freitag wurde an der Husemannstraße die Flagge mit den fünf Ringen gehisst. An acht Stationen ging es um Geschicklichkeit, Gedächtnis und mehr.

Sie stehen und sitzen im Halbkreis. Fünf Mannschaften und ihre Betreuer. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie, die Ode an die Freude, mit dem Text des großen Dichters Friedrich Schiller klingt an diesem schwül-warmen Freitagmorgen etwas schwachbrüstig. Und auch die olympische Fahne hängt nach dem Hissen zunächst schlapp im Top des Fahnenmastes. Aber die Stimmung ist super im Ev. Seniorenstift an der Husemannstraße.

Hier steigt heute die erste Gelsenkirchener Seniorenstift-Olympiade. Rund 50 der insgesamt 80 Bewohnerinnen und Bewohner nehmen daran teil. Pro Ring eine Mannschaft – also fünf. Seelsorgerin Kirsten Czerelikowski erklärt den Ablauf – und lässt dann die kleine Glocke tönen. Drei mal Läuten heißt starten und bei den nächsten Glockenschlägen zum nächsten Spiel aufbrechen.

Olympischer Parcours mit unterschiedlichen Disziplinen

MitarbeiterInnen des Sozialen Dienstes, Ehrenamtliche und Pflegekräfte haben einen olympischen Parcours mit sehr unterschiedlichen Disziplinen aufgebaut. Altersgerecht sind die Aufgaben – und keineswegs eine sportliche Herausforderung. Es gibt eine Wurfecke – mit einem Bällchen ins Zentrum einer Landschaft aus Eierkartons treffen – einen Sinnesparcours (Riechen, Schmecken), den Liederrate- und Gedächtniswettbewerb („In welchem Land steht der Eifelturm?“ – „Paris!“) oder den Tisch, an dem Gegenstände, die unter Decken verborgen sind, mit den Händen ertastet und erkannt werden müssen. Überall sind Trinkoasen aufgebaut. Was gerade bei dem aktuellen Wetter besonders wichtig ist.

Am heißen Draht sitzt Gerhard Wendt heute zum ersten Mal. Der 90-Jährige führt den Stab mit der Schlinge am gewundenen Metallstab entlang. Ganz ohne Kontakt klappt’s nicht. Aber das steht bei dieser Olympiade auch gar nicht im Mittelpunkt. Es geht ums Mitmachen, um den Spaß, die Geselligkeit. „Wir wollten mal ein etwas anderes Sommerfest machen“, sagt Bärbel Böning, die kommissarische Heim- und Pflegedienstleiterin. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich viele Gedanken gemacht.“

Das Konzept scheint voll aufzugehen. Fröhliche Gesichter, gespannte Aufmerksamkeit: Die Wiederholung der olympischen Spiele scheint schon vorprogrammiert. Im eigenen Raum sitzen die Mannschaften, die sich auf den Geruchs- und Geschmackssinn konzentrieren. Und da kreisen sie dann, die gute alte Ahoi-Brause und das Kölnische Wasser 4711. Apropos Brause. Die alte Dame, die das Pulver mit geschlossenen Aufgen auf der Zunge zergehen lässt und Zitronensäure rät, meint später zur Nachbarin – die musste Marmelade erraten: „Sie haben ja was schönes Süßes bekommen...“

Was alle Teilnehmer am Schluss bekamen: Urkunden.