Gelsenkirchen. . Marion und Bernd Mauß arbeiten und leben zusammen. Einen neuen Blick auf alte und neue Arbeiten gestatten sie ab Sonntag im Domizil in Ückendorf.

Sie scheinen miteinander zu kommunizieren, die Skulpturen und die Bilder des Künstlerehepaars Marion und Bernd Mauß. Ab Sonntag zeigen die beiden erstmals nach vier Jahren wieder im Domizil des Gelsenkirchener Künstlerbundes, wo sie mit ihrer Kunst derzeit stehen. Dabei zeigt schon der erste Blick, dass der Focus sich ein wenig verändert hat.

Zumindest in Puncto Farbigkeit. Dominierten zuletzt sonnig-leuchtende Gelbtöne, geerdet von sanften Grautönen, die Bilder von Marion Mauß, so werden ihre vielfältigen Grau-Nuancen nun eher von Rosétönen in zahlreichen Schattierungen bis hin zu samtigem Rot erwärmt.

Eine anregende, wenn auch offenbar harmonische Unterhaltung

Die Skulptur im Vordergund ist die erste gemeinsame Arbeit des Künstlerpaares aus dem Jahr 1992.
Die Skulptur im Vordergund ist die erste gemeinsame Arbeit des Künstlerpaares aus dem Jahr 1992. © Funke Foto Services

Allerdings: Der erste Blickfang in der neuen Ausstellung kommt ganz ohne Farbe aus. Die linke Wand des Galerieraumes ist dominiert von drei hochformatige Porträts von Marion Mauß in Weiß und Grautönen, die zwei Torsi – stark abstrahiert, die sich erst beim Nähertreten als Paar identifizieren lassen – von Bernd Mauß in ihre Mitte nehmen, um miteinander in einen Dialog zu treten. Es scheint eine anregende, zugleich jedoch recht harmonische Unterhaltung zu sein.

Vernissage mit Live-Musik am Sonntag, 16. August

Die Ausstellung im Domizil in der Bergmannstr. 53 wird am Sonntag, 16. August, um 11 Uhr eröffnet und läuft bis 3. Oktober. Miriam Geier (Klavier) und Julia Nikolajczyk (Gesang) sorgen für den guten Live-Ton.

Geöffnet samstags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung mit den Künstlern unter 0209 498956.

Der Rest dieses Raumes wird beherrscht von der allerersten gemeinsamen Arbeit: einer hölzernen weiblichen Figur, die Bernd Mauß 1992 auf Zollverein schuf, wo er mit seiner Frau und anderen Künstlern drei Wochen lang arbeitete, bevor der Einzug des heutigen Casinos dort vorbereitet wurde. Den Kopf tauchte Marion Mauß abschließend in ein tiefes Blau. An der Wand kontrastiert ein Tryptichon aus Gerüstbohlen mit Gebrauchsspuren. Breite Streifen in Rosé- und Rottönen, in dicken Schichten aufgetragen, mit Asche aus dem Atelierofen grau gefärbt, mit Farbpigmenten gebunden, so dass eine samtige Textur entsteht.

Arbeit mit Fundstücken, Asche, Spachtel und Talkum

Ein weicher, glatter Torso auf eine kühlen Metallplatte, ein Verschnittstück aus der Industrie montiert: Ein reizvoller Kontrast, geschaffen von Bernd Mauß.
Ein weicher, glatter Torso auf eine kühlen Metallplatte, ein Verschnittstück aus der Industrie montiert: Ein reizvoller Kontrast, geschaffen von Bernd Mauß. © Funke Foto Services

Marion Mauß arbeitet mit Spachtel statt mit Pinsel, bis zu sieben Farbschichten und eingearbeitetes Talkum sind in vielen Arbeiten zu finden. Für die Künstlerin gehört das Erfühlen zu ihren Bildern. „Hier habe ich dick Asche aufgetragen und gebunden. So entsteht Spannung, die Oberfläche ist sehr rau, das Haptische gehört dazu.“

Die Farbe wirkt formgebend in ihren jüngsten Arbeiten. Kleine Rechtecke aus Japanpapier tränkte sie dafür mit Farbe, ließ sie beim Trocknen die Form verändern und die Ränder gestalten.

Bei Bernd Mauß ist die Trennlinie zwischen menschlichem Torso und vegetativer Form nicht streng gezogen, vielmehr ergänzen sie einander, wobei die Oberflächen – mit Ausnahme der Holzskulpturen – glatt gehalten sind. Besonders schön wirkt der Kontrast zwischen den industriellen Metallabfällen mit ihren Gebrauchsspuren, und den weichen, sanft gerundeten Specksteinskulpturen, die er darauf montiert.