Gelsenkirchen. Die Entwicklung in Stadtteilen und Wohnquartieren sind in einem Buch zusammengefasst. Mehr als 30 Autoren schreiben, wie sich GE verändert hat.
Zwanzig Jahre integrierte Stadterneuerung, zehn Jahre Beirat – zwei gute Gründe, um ein Buch herauszugeben. Über 30 Autoren, allesamt im weitesten Sinne in das Programm Soziale Stadt Gelsenkirchen involviert, haben zu dem informativen, anschaulichen „Geburtstagsbuch“ beigetragen, haben Entwicklungsprozesse beschrieben, Veränderung durch das Stadterneuerungsprogramm zusammengestellt, die Beteiligungskultur am gesamten Prozess erläutert, Beispiele aufgezeigt, Hintergründe erklärt.
Wohl kaum eine Stadt in Nordrhein-Westfalen habe so viel Erneuerung auf den Weg gebracht, sagte Oberbürgerbürgermeister Frank Baranowski bei der Präsentation des von Janine Feldmann, Detlef Kurth und Stadtplaner Stefan Rommelfanger herausgegebenen Buches. Die „gebundene Bilanz in überschaubarer Größe“ mache deutlich, wie sich Dinge verändert haben. Dinge, wie etwa die weit über Gelsenkirchens Grenzen hinaus beachtete Quartiersentwicklung Tossehof. Wohnungsleerstand,
Vorzeigeprojekt Tossehof
Vandalismus, Häufung an sozialem Wohnraum, leeres Ladenzentrum ... Lang war die Negativliste in den 1990er-Jahren, die es galt abzuarbeiten. An die 20 Millionen Euro flossen aus verschiedenen Töpfen in ein Maßnahmenkatalog, der sukzessive umgesetzt wurde und der – immer unter Einbeziehung der dort lebenden Menschen – auf den Punkt gebracht das Ergebnis hatte: ein durch Modernisierung, Umbau und Rückbau aufgewertetes, lebenswertes Wohnquartier.
Architektin Birgit Wend, seit 2005 Projektleiterin für das Stadtumbauprojekt GE City, hatte bei der Entwicklung der Wohnsiedlung das Heft in der Hand; für das Quartiersmanagement zeichnete Sozialpädagoge Detlev Czackowski verantwortlich. Beide beschreiben im Buch den Wandel im Tossehof.
Erfolgreiche Reaktivierung des Nordsterngeländes
Weiteres Paradebeispiel der Sozialen Stadt: die Stadtteilerneuerung in Schalke, mit rund 20.000 Einwohnern auf 300 Hektar der am dichtesten besiedelte Stadtteil, geprägt von Nachkriegsbebauung, baumlosen Straßenzügen und Mangel an Naherholungsflächen. Eine große Herausforderung also für Stadtplaner wie Cordula Feigs, die hier maßgeblich mit eingebunden war und ist. Neben optischer Verbesserung von Wohnungen und Wohnumfeld gehört der Schalker Bildungsverbund und die Teilnahme am Forschungsprojekt „QuartiersNetz“ zu weiteren Standbeinen der Stadterneuerung.
An die Ursprünge der Stadterneuerung in Gelsenkirchen hat der ehemalige Stadtdirektor Michael von der Mühlen im Interview mit Stefan Rommelfanger gesprochen. Eines der Projekte des Stadtbaurats: die Reaktivierung des Nordsterngeländes mit der Bundesgartenschau anno 1997.
Handlungskonzept wird fortgeschrieben
Keine Bilanz ohne Ausblick. Denn: Gelsenkirchen ist mit der Stadterneuerung längst nicht am Ende. Das gesamtstädtische Handlungskonzept müsse fortgeschrieben werden, wird etwa Stadtbaurat Martin Harter im Buch zitiert.
Der Masterplan Bochumer Straße in Ückendorf, von Leerstand und Verfall geprägt, ist das nächste Großprojekt, das den Wandel in Gelsenkirchen markiert. Erste Veränderungen sind sichtbar, seit die maroden Wohnhäuser neben der Heilig Kreuz-Kirche, Herzstück der Quartierserneuerung, abgerissen worden sind. Die unter Denkmalschutz stehende Bergarbeitersiedlung Flöz Dickebank oder die Vision für ein Kreativ-Quartier Ückendorf werden im Buch beleuchtet, der besondere Stellenwert der Kommunikation im Stadterneuerungsprozess hervorgehoben.
Als „aktive Prävention im besten Sinne“ bezeichnet NRW-Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek die integrierte, sozialorientierte Stadtentwicklung: „Sie schaffen die sozialen, baulichen und ökologischen Voraussetzungen dafür, dass die Quartiere in unseren Städten auch in Zukunft für alle Menschen eine gute Heimat bleiben.“
Info: Soziale Stadt Gelsenkirchen, Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte, 148 Seiten, 12,95 Euro, erschienen im Verlag Klartext, ISBN 978-3-8375-1441-4.