Gelsenkirchen. Unter der schmerzhaften Erkrankung Fibromyalgie leiden rund drei Millionen Deutsche. In Gelsenkirchen treffen sich Betroffene in einer Gruppe.

Es ist ein vergleichsweise schwer zu erklärendes Leiden, der Faser-Muskel-Schmerz, die sogenannte Fibromyalgie.

„Der ganze Körper schmerzt. Es gibt über 50 verschiedene Symptome. Man kann den Schmerz nicht lokalisieren. Die Symptome nehmen mit dem Alter zu. Der Schmerz ist wie ein Chamäleon, das durch den Körper schleicht und Krankheiten vortäuscht“ – so beschreiben die Frauen der Selbsthilfegruppe Fibromyalgie die Symptome.

Zu den häufigsten Anzeichen gehören Gelenk-, Rücken- und Nackenschmerzen, Morgensteifigkeit, aber auch Depressivität und Erschöpfungszustände. Die Ursache der Krankheit ist bis heute unbekannt, wahrscheinlich handelt es sich um verkürzte Muskelenden. 18 Teilnehmerinnen und keinen einzigen Mann zählt die Gruppe. Der Kursusraum im Bergmannsheil platzt aus allen Nähten; es gibt eine lange Warteliste.

Nur die Symptome können bekämpft werden

Da Fibromyalgie als unheilbar gilt, können die Betroffenen nur die Symptome bekämpfen. Viele nehmen ein Antidepressivum. „Die Schmerzgrenze ist sehr niedrig, wenn man sich in den Finger schneidet, schmerzt das mehr als bei anderen Menschen“, sagt eine Teilnehmerin. Manchmal seien die Schmerzen so groß, dass man nicht mal mehr die Bettdecke über sich ertragen kann.

Psychische Entspannung und soziale Unterstützung kann bei der Krankheit helfen. „Viele verkriechen sich, wenn sie krank sind“, sagen die beiden Sprecherinnen der Gruppe, Anneli Wolters und Heike Wolfram.

Rund drei Millionen Deutsche sind von dem Faser-Muskelschmerz betroffen. Weil man die Symptome als Außenstehender nicht sehen kann, ist eine Selbsthilfegruppe unter Gleichgesinnten von großer Bedeutung. „Der andere weiß, wovon man spricht, kann die Schmerzen nachvollziehen“, so Anneli Wolters. Ziel der Gruppe ist aber auch, die Krankheit bekannter zu machen, „damit Ärzte nicht wie so oft Verlegenheitsdiagnosen erstellen. Und auch, damit in der Öffentlichkeit mehr Verständnis für die Krankheit geschaffen wird“.

Kraft tanken im Gruppengespräch

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Für Betroffene sind die Reaktionen in der Gesellschaft mitunter ebenso schmerzhaft. Ihr habe ein Arzt gesagt „Sie wollen doch nur aufhören, damit sie Rente bekommen, die ist ja auch höher als ihr Gehalt“, als sie arbeitsunfähig war.

Alleine das Gespräch untereinander helfe, weiß eine Frau, die auf der Warteliste weit oben stand. „Hier tanke ich Kraft, um die nächsten Wochen zu überstehen.“