Gelsenkirchen. Besucher der Erlebniswelt in Gelsenkirchen werden von der Abfahrt Bismarck am Hüller Bach entlang und Gut Grimberg zum Tierpark geführt.

Ein Besuch im Zoom ist ein Erlebnis. Die Anreise, insbesondere für auswärtige Besucher, nicht minder. Das liegt weniger an prächtigen Landschaften und exotischen Bewohnern, vielmehr bietet der Weg vom Emscherschnellweg, Ausfahrt Bismarck, bis auf den Parkplatz des Zoos an der Bleckstraße Eindrücke, die einen – sagen wir mal – bleibenden Eindruck von Gelsenkirchen hinterlassen.

Der Bahnübergang an der Glückaufbahnstrecke sorgt immer wieder für lange Rückstaus auf der Umleitungsstrecke.
Der Bahnübergang an der Glückaufbahnstrecke sorgt immer wieder für lange Rückstaus auf der Umleitungsstrecke. © Funke Foto Services

Der Verkehr ist dicht auf der Reckfeldstraße, Schwerlaster sind es zumeist, die scheppernd den Hafen Grimberg und das Industriegebiet Unser Fritz ansteuern. Über den Hüller Bach führt der Weg bis vor den Bahnübergang. Und wer das Glück hat, dass gerade wie jetzt eine Diesel-Lokomotive auf der Glückauf-Bahnstrecke vorbeibraust und danach noch zwei Abellio-Züge, der kann sich ausgiebig der Szenerie drumherum widmen.

Stählerne Zugpferde

Entlang der beige-braunen Kloake führt ein Matschpfad. Laster wühlen sich durch den Dreck. Für den millionenschweren Emscherumbau und die Renaturierung des Wasserlaufs werden Unmengen an Erdmaterial bewegt. Was aber die beiden Graureiher in der Brühe zu finden suchen, bleibt ihr Geheimnis – sie fischen am Rand der Betonwanne ohnehin nur im Trüben.

Entlang des Hüller Bachs fahren Lkw.
Entlang des Hüller Bachs fahren Lkw. © Funke Foto Services

Am Gut Grimberg kämpfen Idylle auf der einen und Industrie auf der anderen Seite einen bizarren Kampf. Während eine blonde Reiterin ihrem Pferd die hohe Schule abverlangt, kommen sich auf der Grimbergstraße sowie an der Ein- und Ausfahrt zu Tata Steel und zum Fahrgastschiff „Pirat“ die stählernen Zugpferde ins Gehege. Räder drehen am Mini-Berg ständig durch – und das im Frühling.

Unfälle vorprogrammiert

Ein Plakat bewirbt „Hochzeiten, Geburtstage und Partys“ auf dem Ausflugsschiff, das am Kai festliegt. Klingt einladend. Der Blick weiter ist es nicht. Hinter dem Wasser türmen sich Schrottberge, an denen Bagger nagen. Daneben ragen Halden von Rostasche in den Himmel.

Mit den 300.000 Tonnen Rostabfällen auf über 15 Metern Höhe beschäftigen sich Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei – aber das nur am Rande erwähnt.

Hinter Schrottbergen der Recycling-Firma Becker türmen sich Bauschutthalden auf der Zentraldeponie.
Hinter Schrottbergen der Recycling-Firma Becker türmen sich Bauschutthalden auf der Zentraldeponie. © Funke Foto Services

Gefährlich eng ist die Straße, zumal bei Lastverkehr. Davon zeugen Spuren und Beschädigungen am (Straßen-)Rand und schiefe Zäune. „Vor kurzem erst ist ein Kleinlaster in den Zaun gefahren“, sagt Gutspächter Josef Ahmann. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Lkw die Zäune rammt und auf das Gelände des Hofs herunter kippt.“ Das Gut liegt etwa einen Meter tiefer.

Stresstest für jedes Fahrwerk

Die Brummifahrer weichen sich aus, nutzen jeden Zentimeter des löcherigen Asphalts und drängen dabei so weit an den befestigten Straßenrand, dass der Boden seitlich nachgibt. Auch zwei Pferden sind die Kolosse nicht geheuer, sie stehen dicht an dicht hinten am äußersten Rand der Koppel. „Etwa 300 Lkw kommen hier täglich vorbei, sagt Ahmann, „da klirrt das Geschirr in den Schränken.“

Nur eine Richtung der Straße ist befahrbar an der Unterführung der Bismarckstraße/Münsterstraße. Die Arbeiten für die Betonwanne und die Tieferlegung der Straße dauern seit gut einem Jahr an.
Nur eine Richtung der Straße ist befahrbar an der Unterführung der Bismarckstraße/Münsterstraße. Die Arbeiten für die Betonwanne und die Tieferlegung der Straße dauern seit gut einem Jahr an. © Funke Foto Services

Etwas weiter verliert sich der Schwerlastverkehr, die Grimbergstraße biegt Richtung Bleckstraße und Pumpwerk ab. Große, mit Rasen und Bäumen bepflanzte Parkplätze künden die nahe Zoom Erlebniswelt an. Und das „American Diner“ lädt Hungrige zum Verweilen ein. Nett.

Wer aber nach Mahlzeit und Zoom-Besuch alternativ über die Bismarckstraße den Weg zur A 42 sucht, hat lange was davon. Und sieht wieder viel Stahl, Beton und Maschinen. Die Straße unter der zu niedrigen Unterführung wird auf etwa 100 Metern tiefer gelegt. Und damit sie wegen des niedrigen Grundwasserspiegels nicht aufschwimmt, wird ein Trog eingesetzt, eine Art Betonwanne. Seit gut einem Jahr laufen die Arbeiten schon, ist nur eine Spur befahrbar – ein Stresstest für jedes Fahrwerk nebst Fahrer.

Was da wohl am Ende überwiegt an Erinnerung – das Erlebnis Straße oder das Erlebnis Zoom?