Gelsenkirchen. . Andreas Fröhling spielte beeindruckende Werke auf der Schuke-Orgel.

Melodien im Mittelpunkt mehrteiliger Kompositionen - Werke, die Bilder im Kopf entstehen lassen, all das hat den Kreiskantor und Konzertorganist Andreas Fröhling zur Zusammenstellung seines Konzertes in der Reihe „Orgelfestival Ruhr“ am Sonntag in der Altstadtkirche inspiriert.

„Und der europäische Gedanke sollte transportiert werden“. So beginnt die einstündige Veranstaltung auch mit Klängen eines Niederländers, eines Österreichers und eines Italieners. Jan Pieterszoon Sweelinck, Wolfgang Amadeus Mozart und Girolamo Frescobaldi sind allesamt Meister vergangener Tage – Fröhling sucht die expressionistischsten Werke der Vertreter aus Frühbarock und Klassik aus. Erstaunlich, wie modern Mozarts Adagio und Allegro f-moll“ stellenweise klingt. Frescobaldis „recercar cromatico“ ist eine beeindruckende Suche der Dissonanzen kurzer Tonabstände. „Und eine fantastische Brücke in die Moderne“, strahlt Fröhling. „Darunter liegt das Bild“ ist die geballte Moderne, die folgt. Die Komposition von Michael Em Walter führt zu farbigen Explosionen im Kopf, „Herbstsonniger Ort“ von Paul Klee stand geistig Pate.

Auf zarte Klänge folgten dunkle Melodien

Orgelschülerin Lesia Sushynska geht ihrem Lehrer bei der Registrierung zur Hand, jetzt muss sie auch die Tastenfessel spielen. „Diese Funktion gibt es an der Schuke-Orgel nicht“ – auf dem feststehenden Akkord fliegen Fröhlings Finger über die drei Manuale zu einem grandiosen Plenum. „Ich bin natürlich begeistert von seiner Interpretation, wir haben das Werk ja auch zusammen erarbeitet“, sagt der 34-jährige Komponist, der beim Konzert anwesend war. „Ich bin aus Gelsenkirchen, also keine weite Anreise“, fügt er lachend hinzu. Zarte Klänge von Eric Saties „1ère Gnossienne“ malen anschließend feine Pinselstriche in die Luft, wechseln zu einen fast marschierendem Rhythmus, bevor im A-Teil die sphärische Melodie wiederkehrt.

Dunkel und laut präsentiert sich Jehan Alains „2ème Fantasie“ – mit Virtuosität drückt Fröhling das dumpfe Grollen in das Pedalwerk. Surreale Cluster, wie nur Olivier Messiaen sie schreiben konnte, rütteln die knapp 100 Zuhörer aus den Träumen. „Musik soll nicht nur beruhigen, sondern etwas anstoßen“, sagt Walter - an diesem Abend dank seines Werkes, der Auswahl der anderen hochexpressiven Stücke und des gekonnten Spiels von Andreas Fröhling so geschehen.