Gelsenkirchen. . Kieser-Training bietet Menschen mit Sehbehinderung ab sofort eine besondere Betreuung. Drei Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Gelsenkirchen waren bei einem Schnupperkurs.

Kieser-Training in Gelsenkirchen bietet erstmalig ein besonderes Training für Menschen mit Sehbehinderung an. Drei Frauen des Vorstands des Blinden- und Sehbehindertenvereins Gelsenkirchen sind dem Aufruf des Krafttraining-Studios nun gefolgt.

Erste Stolpersteine gibt es für die drei Teilnehmerinnen schon vor Start der Übungseinheit. „Wir mussten erst einmal die richtige Etage mit dem Fahrstuhl finden. Leider gibt es keine Taktile. Ich bin zwar nur sehbehindert und nicht blind, wie meine beiden Kolleginnen, trotzdem konnte ich die Schrift natürlich nicht erkennen“, erklärt Ingrid Knöß (61). Also fragen sie sich einmal quer durch das Gebäude. Endlich in den richtigen Räumen angekommen, gibt es zunächst eine kleine Einführung von Geschäftsleiter und Kieser-Trainer Ulrich Dannowski.

Fragebogen für den Fitnesscheck

Dieser begleitet das Trio, alle miteinander eingehakt, quer durch den Fitnessraum zu den Umkleidekabinen. Im Sportoutfit muss dann noch ein Fragebogen ausgefüllt werden, um mögliche Leiden beim Training zu berücksichtigen und die Ziele der Teilnehmerinnen zu benennen. „Normalerweise füllen die Leute den Bogen selbst aus, heute machen wir das gerne für die Damen“, lächeln die Trainer.

Mit je einem eigenen Instrukteur geht es dann an die Geräte. „Wir haben in der Vergangenheit schon ein paar Erfahrungen mit Menschen mit Sehbehinderung gemacht. Darum wissen wir ungefähr, worauf wir achten müssen. Trotzdem kann es natürlich sein, dass wir an manchen Stellen noch unbeholfen agieren“, sagt Ulrich Dannowski. Doch das macht den drei Frauen nichts aus. „Das sind wir gewohnt.“ Und mit ihrem Blindenstock können sie sich in dem Raum auch soweit alleine orientieren; Hindernisse umschiffen sie gekonnt.

„Für uns ist es ja normal, nichts zu sehen. Sport machen wir alle auch schon, daher sind die Trainer wohl aufgeregter als wir“, lacht Ingrid Knöß. Renate Pingert (57) zum Beispiel schwimmt, kegelt und spielt Torwand. Und wie gefällt ihr das Kieser-Training? „Bisher ganz gut. Zuerst kam ich zwar nicht so leicht auf das erste Gerät, aber mir wurde ja sehr freundlich geholfen.“

Zunächst werden Geräte erklärt und beschrieben

Alle Geräte werden zunächst einmal genau erklärt und beschrieben, ehe sich die Frauen darauf wagen. Von Gerät zu Gerät funktioniert die Zusammenarbeit immer besser und nach gut einer Dreiviertelstunde sind alle relevanten Geräte einmal vorgestellt.

„Natürlich haben wir uns für Geräte entschieden, die in der Handhabung besonders einfach sind und trotzdem den ganzen Körper trainieren. Ich muss sagen, das hat heute schon sehr gut geklappt“, meint der Trainer. Auch die Fitnessstudio-Neulinge sind zufrieden. „Heute war es zwar etwas warm, aber es macht durchaus Spaß, hier zu trainieren“, sagt Claudia Hemmis (64).

Wollen die sehbehinderten Frauen weiter am Kieser-Training teilnehmen, soll zukünftig eine Begleitperson mit in das Studio kommen. Die Antwort: „Mal sehen, wir überlegen es uns.“