Gelsenkirchen. . Alle Parteien haben dem neuen Haustarifvertrag für die Neue Philharmonie Westfalen zugestimmt. Gravierende Einschnitte für die Musiker geplant.

Durchatmen bei der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW): Am Anfang dieser Woche hat auch der Recklinghäuser Rat dem Abschluss eines neu ausgehandelten Haustarifvertrages zugestimmt. Der Vertrag sieht vor, dass die NPW bis 2021 eine Bestandsgarantie erhält. Der Einigung waren monatelange zähe Verhandlungen vorausgegangen: Das Orchester war infolge von Tariferhöhungen in eine wirtschaftlich defizitäre Lage geraten, die Existenz gefährdet.

Die Musiker müssen dabei fette Kröten schlucken – der Vertrag sieht vor, dass das Orchester um zehn Stellen verkleinert wird, dass sie auf einen Teil ihres Gehaltes und auf die Nachzahlung entgangener Tariferhöhungen der letzten Jahre verzichten. „Schon länger hieß es, dass die Musiker der NPW sich symbolisch an einer Lösung der angespannten Haushaltslage des Orchesters beteiligen sollen.
Eine so umfangreiche Beteiligung hatten wir allerdings nicht erwartet!“, schreiben die Orchestermitglieder in einem offenen Brief. „Wir hatten einfach keine andere Wahl“, konkretisiert Gerd Schnackenberg, der Vorsitzende des Orchestervorstandes, im WAZ-Gespräch: „Aber es ist schon schmerzhaft für uns, dass wir jetzt für weniger Gehalt deutlich mehr arbeiten müssen, um die fehlenden Stellen auszugleichen. Diese Mehrbelastung wird viele von uns ans Limit bringen.“ So sieht das auch Musikerkollege Christian Otto.

"Mit zehn Stellen weniger zu kalkulieren, das ist echt hart"

Das Loch, das die fehlenden Stellen reißen, bereitet auch NPW-Geschäftsführer Jörg Hillebrand Kopfschmerzen: „Natürlich freue ich mich über die Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Aber mit zehn Stellen weniger zu kalkulieren, das ist echt hart. Das wirft meine Planung – etwa von Gastspielen – für das nächste Jahr ganz schön durcheinander.“ Immerhin: Nach der Vertragsunterzeichnung am 25. August darf die NPW den Einstellungsstopp aufheben: „Im Moment haben wir rund 14 offene Stellen, vier davon können wir dann besetzen“, sagt Generalmusikdirektor Rasmus Baumann. Auch er sieht das Verhandlungsergebnis zweischneidig. „Ich freue mich aber, dass wir uns ab jetzt mehr auf Inhalte und auf die Musik konzentrieren können. Und mein größter Respekt gilt den Musikern, die sich weder in den Proben noch in den Konzerten ihren inneren Zwist haben anmerken lassen.“

Wichtig sei, da sind sich Orchestermitglieder, ihr Generalmusikdirektor und Geschäftsführer einig, das Landesorchester auch über 2021 hinaus auf solide finanzielle Beine zu stellen: „Wir wollen in den Trägerstädten künftig noch präsenter sein, damit die Leute wissen, was sie an uns haben“, so Baumann.