Gelsenkirchen. Gewerkschaft und Arbeitgeber entwickelten ein Konzept, über das die Musiker am 18. Juni abstimmen werden.

Seit Monaten ringen die Träger der Neuen Philharmonie Westfalen um die finanzielle Zukunft des Landesorchesters. Nun liegt zumindest ein tragfähiger Kompromiss auf dem Tisch. Das Maßnahmenpaket zur Existenzsicherung des Klangkörpers schnürten Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam. Es sieht vor, dass alle Träger ihre Zuschüsse ans Orchester erhöhen, um die durch Tarifsteigerungen entstandenen Finanzlücken zu schließen. Allerdings: Es sieht auch vor, die Musiker selbst zur Kasse zu bitten.

Kompromissvorschlag für einen neuen Haustarifvertrag

Das Konzept präsentierte am Mittwoch der Trägervereinsvorsitzende und Bürgermeister Recklinghausens, Christoph Tesche (CDU), dem Ältestenrat seiner Stadt. Denn während die Orchesterträger Gelsenkirchen, Kreis Unna, Land NRW und Landschaftsverband Westfalen-Lippe bereits ihre Bereitschaft signalisiert hatten, die Mehrkosten zu stemmen, wird der Rat der Stadt Recklinghausen darüber erst in seiner Sitzung am 22. Juni entscheiden.

Der Kompromissvorschlag für einen neuen Haustarifvertrag, den nun die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) für die Arbeitnehmerseite und der Deutsche Bühnenverein für die Arbeitgeberseite ausgearbeitet haben, sieht folgende Einschnitte bei den Musikern vor: Sie sollen auf einen Teil ihres Weihnachtsgeldes verzichten, und zwar mit jedem Jahr etwas mehr, so dass im Jahre 2021 nur noch 40 Prozent ausgezahlt würden.

Zähe Tarifverhandlungen

Außerdem soll das zurzeit 115 Musiker starke Orchester um zehn Stellen reduziert werden, allerdings bis 2022 nicht durch Kündigungen, sondern sozial verträglich. Damit nicht genug: Die noch ausstehenden tariflichen Nachzahlungen sollen auf eine Einmalvergütung im Jahre 2017 in Höhe von 1000 Euro reduziert werden.

Christian Otto, Bratschist und DOV-Delegierter, saß am 2. Juni mit am Verhandlungstisch in Köln: „Das waren dreieinhalb Stunden knallharte, zähe Tarifverhandlungen.“ Seinen Kollegen legt er den Entwurf am Mittwoch vor: „Der Zorn der Musiker über geplante Einbußen ist durchaus groß.“ Aber: „Das war das Maximale, was drin war.“ Der Haustarifvertrag soll bis 2021 gelten.

So geht’s weiter: Die im DOV organisierten Sinfoniker werden am 18. Juni in einer Mitgliederversammlung darüber abstimmen, ob sie dem Entwurf des Haustarifvertrags zustimmen oder nicht. Die Organisation der Musiker in der Gewerkschaft sei hoch, sagt Otto. Und am 22. Juni beschließt dann der Rat Recklinghausens, ob die Stadt noch einmal eine Schüppe drauflegt oder aus der Trägerschaft aussteigt.