Gelsenkirchen. Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen referierte beim Business Lunch des Internationalen Unternehmerverbandes (IntUV) im Courtyard by Marriot Hotel in Gelsenkirchen.
„Ein starker Mittelstand passt zu den Grünen.“ Mit diesem politischen Glaubensbekenntnis stellte sich gestern Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Mitgliedern des Internationalen Unternehmerverbandes IntUV im Courtyard by Marriot Hotel vor. Traditionell laden die Mitglieder zu ihrem Business Lunch einen sachkundigen Referenten ein.
Der Lebenslauf des Politikers passt ins Bild des engagierten Verbandes mit seinem multi-kulturell ausgerichteten Leitbild. Mit dem 49-jährigen Bundestagsabgeordneten hatten sie einen Mann geholt, der als Bürger mit Migrationsgeschichte einige Hürden überspringen musste, ehe er auf der politischen Bühne ganz vorne stehen konnte.
Özdemir formulierte den Unterschied Personen geführter Betriebe gegenüber Großunternehmen. Mittelständische Unternehmer, gleich in welchem Gewerbe, dächten nicht an Quartalszahlen, sondern an spätere Generationen, die folgten. Ein Hindernis für den Mittelstand sieht der Parlamentarier auch im Infrastrukturproblem. Der Investitionsstau betrage laut Daten der Kreditanstalt für Wiederaufbau allein in den Kommunen 118 Mrd Euro. Hätte er das alleinige politische Sagen, gäbe es eine unbürokratische Forschungsförderung und weniger Behördenläufe bei Firmengründungen.
Terror als Geißel der Menschheit
Um Chancengleichheit bei Ausbildung und Studium herzustellen, müssten sich gesellschaftliche Rituale aus der Vorzeit ändern. Die Privilegien des Adels auf heute übertragen bedeuteten Chancen für Akademikerkinder, für Kinder aus reichem und möglichst deutschem Elternhaus. Özdemir: „Nicht die Herkunft, sondern Bereitschaft und Verstand müssen entscheidend für die berufliche Zukunft sein.“ Zwei Prozent der Studenten kämen bundesweit aus Familien mit niedrigstem Bildungshintergrund. Neben Förderung und guten Schulabschlüssen brauchten Jugendliche Perspektiven. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter zunehme, würden radikale Ränder noch stärker. In der Hoffnungslosigkeit junger Leute sieht Özdemir auch einen Grund, dass einige in der Terrororganisation Isis landeten. Luftschläge allein reichten nicht aus im Kampf gegen diese Form von Faschismus. Özdemir hat nicht nur Befürworter in seiner Partei, wenn er fordert, Widerstandskämpfer gegen diese Geißel der Menschheit zu bewaffnen.
Schmunzelnd nahmen die Mitglieder einen Versprecher des Referenten auf. Als Cem Özdemir für den Mittelstand faire Marktbedingungen forderte, hatte er auch die Geschäftsbank(d)en in die Pflicht genommen.