Gelsenkirchen. Fast 40.000 Fans gingen bei der Schlagerparty mit den musikalischen Stars der Szene so richtig ab. Neben Jürgen Drews und Olaf Henning war auch Heino vor Ort.
„Wat soll ich denn nach Malle jetten?! Hier hasse se alle auf einmal!“ Was der junge Mann seinem Kumpel in den Bierbecher nuschelt, ist zwar schwer verständlich, inhaltlich völlig korrekt: Bei der ersten „Olé auf Schalke“-Party gaben sich gefühlt sämtliche Ballermann-Stars Mikrofon wie Halb-Playback-CD in die Hand.
Die Liste der Schlagergrößen ist schier endlos: Von den Höhnern über Olaf Henning und Jürgen Drews, bis hin zu Altstars und Neu-Rockern wie Heino – sie alle riefen die Partyfans in den Fußballtempel.
Fast 40 .000 Anhänger drängen vor die Bühne (und vor die Ausschänke) und auch auf den Rängen hielt es mit fortlaufender Dauer kaum einen auf den Sitzen. Dabei ist das Auditorium bunt gemischt. Da trifft der Teenager auf den Rentner, der die Originalpressung der schwarz-braunen Haselnuss im Plattenschrank stehen hat, oder der Jungesellen- und selbiger -innenabschied schwoft mit dem Mittvierziger-Ehepaar, dass sich weiland zu „Verdammt, ich lieb’ dich“ zum ersten mal in den Armen gelegen hat.
Zusammen schallern sie die Hits von damals und heute. Natürlich trägt der Stern deinen Namen, „Jan Pillemann Otze“ hat so seine Probleme mit dem Eintrag im Personalausweis, Bruder Louie kenne wir alle, und wenn sich der Gesangsfluss ob ausufernder Flüssigkeitsaufnahme ein wenig viskos gestaltet, gibt’s ja noch genug „Ohos“ und „Lalalas“, die immer mehr oder minder im Takt über die Lippen gehen.
Konfettiregen und Feuersäulen
Auf der Bühne vor der Südkurve tut man sein Übriges, die Stimmung anzuheizen. Es regnet mal Konfetti, mal schießen Flammen empor.
Schlagerfuzzi ist aber nicht gleich Schlagerfuzzi. Modern-Talking-Hälfte Thomas Anders kann zwar gerne eine Band hinter sich scharren, Pyros zünden und über prestigeträchtige amerikanische Mobile singen, der Funke mag abgesehen von punktuellem Stepptanz auf klebrigem Untergrund nur bedingt überspringen. Charmeure wie Alpen-DJ Ötzi können dagegen mal AC/DC-Riffs anspielen lassen und trotzdem geht die Meute steil.
Eigentlich musikalisch wie darbieterisch gar nicht passend, ist Heino der Herr im Arena-Ring. Selbstironisch gibt der Konditor den großen Entertainer: „Mensch, was mag man über mich denken, dass ich jetzt hier rumlaufe mit Lederjacke und Totenkopf...“ Druff gesch... Heino hat Spaß an seinem neuen Image und vor allem, der Musik, die er neuerdings zelebriert. Wenn zum Ärtze-Hit „Junge“ Flammen empor schießen oder er bei „Augen auf“ (originär aus der Feder von Oomph) eine fiese Fratze zieht, nimmt man dem Grand Monsieur des deutschen Schlagers in jedem Moment ab, dass er es ehrlich meint.
Dresscode: Floskel auf dem Leibchen
Einfach so mit Jeans und T-Shirt zur Schlager-Party gehen, ist ein absolutes „No go“. Daher sieht man Menschen in Lederhosen nebst Sonnenbrille, manch einer hat sich in den Abba-esquen-Stretchanzug gezwängt, aber mindestens auf dem Leibchen muss eine flotte Floskel stehen. „Voll sind wir toll“ tragen ein halbes Dutzend Mädels auf dem Rücken während die „Zuckerpuppe“ in der ersten Reihe steht und einer andere Dame mittels T-Shirt bettelt „Kaufen sie dieser Person ein Bier“.
Ob’s geklappt hat, wissen wir nicht. Sicher ist, dass die Fans nach der fast zwölfstündigen Riesenparty glücklich gen Heimat getorkelt sind, wie ein junger Mann beispielhaft an der Bahnhaltestelle erklärt: „Ich hab ‘n Selfie mit Olaf Henning. Wat soll danach noch kommen?!“