Gelsenkirchen. Fantasievoll wie ein Grimmsches Märchen, bunt wie das Leben und integrativ: Kiebitz-Projekt mit Darstellern jeder Altersgruppe macht vor allem Spaß.
Lustig, bunt und lehrreich ist gelebte Integration. Was Menschen von einem einäugigen Esel, einer vegetarischen persischen Katze, einem Jagdhund frei von Blutdurst und einem Hahn ohne Zeitgefühl lernen können, implantierte das Kiebitz integrative Theaterprojekt (KiT) am Samstag im Awo-Zentrum Gelsenkirchen in Herz und Gemüt der Zuschauer.
„Ich hoffe, dass viele Menschen kommen. Für einige hier ist es der erste Besuch einer Theatervorstellung und für andere die Gelegenheit, umsonst mit ihrer Familie ein Stück sehen zu können“, erläuterte Bedia Torun, Mitglied der gastgebenden Integrationsagentur, bevor um 19 Uhr Regisseur Kemal Demir die Bühne freigab für die zahlreichen Mitspieler.
Eine bessere „Location“ dürfte es für dieses attraktive Impro-Theater nicht geben: Hell und freundlich war der Raum, von Licht durchflutet und die Akustik gut. Die Zuschauer waren so nah dran, dass Publikum und Mitspieler wie eine Einheit wirkten. Die jüngsten Gäste verfolgten im Kinderwagen das Geschehen. Ganze Familien waren erschienen, um „Eine Reise in den Orient“ zu genießen.
Geschichte führt vom Orient bis nach Bremen
Zu Anfang wurde die Geschichte eines Jungen erzählt. Er ist neu in dem Dorf und möchte mitspielen, aber die anderen Kinder lassen ihn nicht. Sie sind richtig gemein zu ihm. Bis der Fremde anfängt zu tanzen. Worauf sich die Tanzlust ausbreitet und der Außenseiter die Abweisenden für sich erobert.
Ursprünge von Kiebitz liegen in Duisburg
Das auf drei Jahre angelegte Projekt Kiebitz integrative Theatergruppe (KiT) entstand im Januar 2014 in Duisburg-Marxloh.
Im KiT bringen sich Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, behinderte und nicht behinderte Menschen, Kinder und Erwachsene von neun bis 90 Jahren ein.
Es sind alles Laiendarsteller. Geprobt wird im Internationalen Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz e.V
Kemal Demir (Regie,Theaterpädagogik), Fang-Yu-Shen und Michael Hess (Choreografie) setzen auf selbst inszenierte Stücke, Tanz, Impro-Theater und Interaktion mit dem Publikum.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf: www.kiebitz.net
Ein Erzähler begleitet die Story, die vom Orient bis nach Bremen führt. Ein Mann schikaniert seine Frau (zum Erzähler: „Schön und klug soll ich sein? Das gefällt mir!“) und er bringt besagten einäugigen Esel mit nach Hause. Das Langohr nervt und nervt, wird von der Dame des Hauses verkauft. Dem cleveren Esel schließen sich nach und nach andere Tiere an, die ihre Menschen nicht mehr wollen. Esel, Hund, Katze und Hahn schlagen schließlich Räuber in die Flucht – der Rest ist Geschichte. Ungewöhnlich erzählt, voller Charme, getanzt, gesungen und gerappt wird diese orientalische Variante des Grimmschen Märchens.
Wunsch nach einer Neuauflage
KiT faszinierte Kinder wie Erwachsene. Es war komisch und herzerfrischend. Der Fantasie der Zuschauer wurde beflügelt, eben weil es kein üppiges Bühnenbild gab. Körpersprache, Gesang, Tanz und Spielfreude überzeugten. Der Wunsch wurde im Awo-Zentrum Grenzstraße am Ende nach viel Applaus laut, dass KiT öfter nach Gelsenkirchen kommen sollte.
Das nächste Event der Integrationagentur steht schon fest: Am Samstag, 9. Mai, steht im Grillo-Gymnasium ein Spielfest auf dem Programm.