Gelsenkirchen. Vor “Rock im Revier“ steht der Antrag auf Baugenehmigung. Bis Ende April will die Stadt den zur Prüfung haben. Viel Arbeit und einige Fragezeichen.

Die angekündigten Bands Metallica, Kiss und Muse sind echte Kracher in der einschlägigen Musikszene. Sie sollen Bestandteil eines dreitägigen Rock-Festivals in Gelsenkirchen mit vielleicht drei Bühnen sein. An der Umsetzung des Projektes arbeiten die Veranstalter Wizard Promotions (Frankfurt a.M.) und Handwerker Promotion GmbH (Unna) sechs Wochen vor „Rock im Revier“ (29.-31. Mai).

Das Festival als Nachfolger der „Grünen Hölle“ vom Nürburgring in Gelsenkirchen zu platzieren, wäre ein starkes Stück fürs Revier. 50.000 oder mehr Fans anzulocken, im Idealfall jedes Jahr aufs Neue, wäre für die Stadt bundesweites Marketing der Kategorie A.

Noch kein Antrag auf Durchführung der Veranstaltung

Die Tage sind aktuell sehr intensiv. Es gibt viel Arbeit, die angesichts der Kürze der Zeit bis zum Termin von den Veranstaltern geleistet werden muss – und auf deren Ergebnisse die Stadtverwaltung als Genehmigungsbehörde wartet. Bis heute liegt noch kein Antrag auf Durchführung der Veranstaltung vor. „Was aber nichts heißt. Es finden viele Gespräche statt, das ist ein laufender Prozess. Schon am Montag gibt es eine nächste Runde“, betont Baudezernent Martin Harter.

Trotzdem hat er am Freitag die Initiative ergriffen. „Ich habe den Veranstalter per Fax und Mail darüber informiert, dass wir bis Monatsende einen Antrag für eine Baugenehmigung vorliegen haben müssen, um wenigstens vier Wochen Prüfzeit zu haben.“ Normalerweise betrage die bei einer Veranstaltung dieser Größe rund drei Monate. „Auf die Einhaltung dieser Fristen verzichten wir, weil wir die zeitlichen Probleme durch die Ortsverlegung kennen. Aber ein Minimum muss sein“, so Harter. Die Auflagen für das Genehmigungsverfahren seien seit der Loveparade in Duisburg nicht ohne Grund sehr hoch.

Kein Mietvertrag für die Emscher-Lippe-Halle

Einige Fragezeichen müssen mit Blick auf die Festival-Standorte ausgeräumt werden. Bis heute gibt es keinen Mietvertrag für die Emscher-Lippe-Halle. Fred Handwerker, Geschäftsführer der gleichnamigen Promotion-Agentur, konkretisiert: „Wir haben eine Reservierungsbestätigung für den Zeitraum 29. bis 31. Mai. Darüber hinaus sind wir in enger Abstimmung mit allen relevanten Ansprechpartnern. Wir wollen aber Ergebnisse präsentieren und keine Wasserstandsmeldungen abgeben.“

Mit Blick auf die Reservierungsbestätigung lassen die Stadtwerke Gelsenkirchen die Aussage Handwerkers nicht gelten: „Wir haben auf Anfrage mitgeteilt, die Halle geblockt zu haben. Eine schriftliche Reservierungsbestätigung, die gewünscht wurde, hat es bisher nicht gegeben. Darin würden Kosten und andere Details genannt.“ Auch eine Vereinbarung für das Außengelände des Sportparadieses sei nicht existent. Das soll demnach in einen Biergarten umfunktioniert und als Wegeverbindung zur Arena genutzt werden, um ein erkennbares Festivalgelände zu schaffen.

"Mehrere Lärmschutzgutachten im Auftrag"

Dass hinter der Außenbühne, die für den Arena-Parkplatz 7 (Ötte-Tibulsky-Weg) angedacht ist, ein Fragezeichen steht, bestätigte Moritz Beckers-Schwarz. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der FC Schalke 04 Arena Management GmbH sagte der WAZ: „Hier sind mehrere Lärmschutzgutachten im Auftrag. Da gibt es nichts Abschließendes. Alles ist im Fluss.“

Wirklich sicher scheint im aktuellen Arbeitsprozess damit von drei Standorten nur einer zu sein: die Veltins-Arena. Beckers-Schwarz bestätigte der Redaktion, dass es einen Vorvertrag gibt, der Schalkes wirtschaftliches Risiko reduziert und dem Verein die Cateringrechte in der Arena während des Festivals sichert. Dass kein Veranstaltungskonzept vorliegen würde, wunderte ihn: „Meines Wissens gibt es das seit Ostern.“ Dezernent Martin Harter erinnerte an die Qualität, die ein Antrag auf Baugenehmigung haben muss: „Da gibt es zurzeit noch zu viele Variable.“

Rock im Revier wäre ein Gewinn - ein Kommentar von Friedhelm Pothoff 

Das Festival „Rock im Revier“ wäre ein Gewinn. Für Gelsenkirchen, aber auch für das Ruhrgebiet. Insofern möchte man den Veranstaltern die Daumen drücken. Ein dreitägiges Musik-Happening aus der Eifel mal eben ins Berger Feld zu verlegen, ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Und ja, da darf es an manchen Stellen in der Planungsphase sicher auch mal ruckeln, ehe alles, was organisatorisch bedeutend ist, glatt gezogen ist.

Das aber ist der Punkt. Die Stadt macht dem Veranstalter Zugeständnisse bei den zeitlichen Fristen, die für die Prüfung einer Großveranstaltung dieser Art deutlich länger wäre als gerade mal vier Wochen. Seit Duisburg 2010 schlagen die Uhren hier völlig anders. Aber gerade weil die Zeiträume kurz sind und der Arbeitsdruck entsprechend hoch ist, muss trotzdem höchste Sorgfalt geboten sein. Denn, man will es nicht beschreien, Augen zu und durch – das geht bei Massenveranstaltungen nun mal gar nicht mehr.

Insofern darf man sich wundern. Darüber etwa, dass die Veranstalter die Bands Metallica, Muse und Kiss aufgrund der Verträge nicht einfach in der Veltins-Arena abrocken lassen. Angesichts der großen Fan-Gemeinde dieser Gruppen könnten so vertraglich fixierte Garantiesummen eingespielt und das wirtschaftliche Risiko kompensiert werden. Eine Planung für ein dreitägiges Festival könnte danach für 2016 entsprechend durchdacht werden. Und allen nutzen. Gelsenkirchen, dem Ruhrgebiet und den Veranstaltern.