Gelsenkirchen. . Das Ehepaar Engelbart feiert heute Eiserne Hochzeit. Seit 1954 leben sie in Gelsenkirchen. Nach Elternschaft und viel Arbeit musizieren sie zusammen.

„65 Jahre. Wir können gar nicht richtig begreifen, dass wir das erreicht haben“, lächelt Hermann Engelbart (87) und schaut seine Leni (88) verliebt an.

1948 hat sich das Ehepaar auf der Silberhochzeit von Hermann Engelbarts Verwandten kennengelernt, da waren beide 20 Jahre alt. „Mein Vater war mit Hermanns Familie befreundet und da meine Mutter schon einige Jahre tot war, hat er mich mit zu der Feier genommen. Das war wohl Schicksal“, erinnert sich Leni Engelbart.

„So lange es geht, laufen wir gerne die Treppe"

Damals lebten beide noch in Oldenburg, wo sie zwei Jahre nach ihrem ersten Treffen, am 15. April 1950, auch heirateten. „Es war eine bescheidene Hochzeit bei mir Zuhause“, erzählt Leni Engelbart, ihr Ehemann fügt hinzu: „Aber lustig war es. Wir hatten viel Spaß.“ Noch im selben Jahr kam ihre Tochter zur Welt, der gemeinsame Sohn erst sieben Jahre später, dann schon in der neuen Heimat Gelsenkirchen. Denn 1954 zog es den gelernten Landwirt Hermann Engelbart beruflich ins Ruhrgebiet. Viele Jahre arbeitete er als Bergmann, dann bei Mannesmann.

Seine Leni folgte ihm, und seither leben sie in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses in Schalke. Ohne Fahrstuhl. „So lange es geht, laufen wir gerne die Treppe. Auch mit unseren Instrumenten, denn vier Mal die Wochen spielen wir im Seniorenstift“, erklärt der 87-Jährige.

Neue Notenschrift ausgedacht

Seit er im Ruhestand ist, seit 27 Jahren, spielen seine Leni und er ehrenamtlich Ziehharmonika in Gelsenkirchener Seniorenheimen. „Die Liebe zur Musik hält uns jung“, da sind sich die Eheleute sicher.

Damit sie gemeinsam musizieren können, musste Hermann Engelbart das Spielen seines Lieblingsinstrumentes seiner Frau jedoch erst einmal beibringen. „Sie hatte den Wunsch geäußert und ich habe mir sofort viele Gedanken gemacht. Sie hatte vorher ja noch nie ein Instrument in Händen gehalten und konnte keine Noten lesen.“ Darum dachte er sich eine neue Notenschrift aus, die für seine Frau einfacher zu verstehen war.

Durch die Krankheit hat sich nichts verändert

„Da habe ich eine lange Zeit dran gesessen, aber es hat sich gelohnt. Jetzt haben wir ein gemeinsames Hobby, das uns fit im Kopf hält und vor Langeweile bewahrt.“

2002 wurde Leni Engelbart sehr krank. „Ein Tumor im Gehirn. Ich habe sie jeden Tag im Krankenhaus besucht. Heute mache ich mir immer noch große Sorgen, dass ihr etwas passieren könnte. Aber es ist wunderbar, dass sich durch die Krankheit nichts an ihr verändert hat.“

Immer wieder streichelt er seiner Frau liebevoll den Rücken. Sie schmunzelt und sagt: „Wir wollen noch lange zusammen leben.“ Das Geheimnis ihrer langen und harmonischen Liebe? „Wir geben nicht so schnell auf. Durch dick und dünn miteinander. Nie gegeneinander, das ist wichtig.“