Gelsenkirchen. Klaus Schmeh (44) gilt als einer der bekanntesten Kryptologen Deutschlands. Entschlüsselungstechniken faszinieren ihn.
Vor allem für die Kinder geht es an Ostern ja auch ums Suchen und Finden – von Ostereiern. Diese kleinen bunten Schätze und ihre Verstecke sind für Klaus Schmeh aus Ückendorf eher uninteressant. Aber auch er geht gerne auf die Suche: Der 44-Jährige zählt zu den bekanntesten Kryptologen Deutschlands.
In Geheimschriften und mysteriösen Zahlenreihen sucht er nach verschlüsselten Botschaften. Buchstabenfolgen wie seofnatupk asiheihbbn oder uersdausnn wecken seinen Forschergeist. „Dabei bin ich selber gar nicht unbedingt ein aktiver Codeknacker“, sagt Klaus Schmeh von sich selbst. „Mich fasziniert eher die Geschichte der Kryptologie. Und die ist leider bislang sehr wenig erforscht.“
Und so begab sich Klaus Schmeh, der sich in seinem Hauptberuf bei einer IT-Firma im Gelsenkirchener Wissenschaftspark digitalen Verschlüsselungstechniken widmet, in seiner Freizeit auf Spurensuche. Dabei stieß er auf spannende Spionagethriller oder auf verschlüsselte Botschaften von Serienkillern. „Viele davon sind bis heute nicht entschlüsselt. Das macht die Sache so spannend“, erzählt der Ückendorfer, der sich auf internationalen Kongressen mit Gleichgesinnten trifft und austauscht. „Es gibt weltweit nur rund 100 bis 200 Experten, die sich mit der Geschichte der Kryptologie befassen. Die meisten davon leben in den USA, aber auch in Belgien ist das ein großes Thema“, hat Schmeh beobachtet.
Gerade ist er von einem Kryptologen-Kongress aus Washington zurück gekehrt – und schwärmt: „Bei der NSA gibt es eine Abteilung für die Geschichte der Kryptologie. Das ist für Leute wie mich natürlich eine echte Goldgrube.“
Ein über 500 Jahre altes Rätsel
Inzwischen hat er zahlreiche Bücher zum Thema geschrieben und lässt in seinem Blog die Leser mitraten. „Deshalb brauche ich die meisten Rätsel gar nicht mehr selber zu entschlüsseln, das machen dann andere für mich“, sagt er lachend und zeigt seine selbstgebastelte Version des berühmten Voynich-Manuskripts, dessen Inhalt und Verwendungszweck bis heute Rätsel geblieben sind. Dabei ist es rund 500 Jahre alt.
Aber wie entschlüsselt man denn nun versteckte Botschaften? „Die Kryptologie hat viel mit Mathematik und Statistik zu tun“, erklärt der Informatiker. „Deshalb schaut man sich an, wie oft ein Buchstabe im Verhältnis zu anderen auftaucht und ob es typische Buchstabenpaare gibt. So kommt man Botschaften auf die Spur.“ Allerdings habe sich die Kryptologie seit dem Zweiten Weltkrieg rasant verändert: „Seit rund 50 Jahren gibt es Verschlüsselungsmethoden, die selbst Computer nicht knacken können.“
Auf das Thema Kryptologie stieß Klaus Schmeh eher zufällig bei einem Pflicht-Praktikum während des Studiums.
Inzwischen hat er zahlreiche Bücher verfasst. Unter anderem: „Codeknacker gegen Codemacher. Die faszinierende Geschichte der Verschlüsselung“ und „Nicht zu knacken: Von ungelösten Enigma-Codes zu den Briefen des Zodiac-Killers“.