Gelsenkirchen. . Mitarbeiter des Gelsenkirchener Lavia-Instituts wollen die Mitschüler der verunglückten Jugendlichen längerfristig begleiten.

Am Dienstagmittag, kurz nach Bekanntwerden des Absturzes von Germanwings-Flug 4U9525 und der Nachricht, dass viele der 150 Opfer aus Haltern stammen, erreichte die Ückendorfer Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper die Bitte einer Mutter aus Haltern, Akuthilfe vor zu leisten.

Mit einer weiteren Lavia-Trauerbegleiterin, Beate Seemann, machte sie sich auf den Weg und kam nach Absprache mit der Schulleitung auch am Mittwochmorgen um 6.20 Uhr wieder, um vor Ort Schüler des Joseph-König-Gymnasiums zu betreuen. „Es waren zahlreiche Notfallseelsorger vor Ort und wir wurden gebeten, mit den Lehrern in die Klassen zu gehen, um die Schüler, die ihre Mitschüler verloren haben, zu begleiten und ihnen Fragen zu beantworten. Beate Seemann, die Notfallseelsorgerin und Trauerbegleiterin ist, hat dann eine elfte Jahrgangsstufe besucht, ich war in einer fünften Klasse“, erzählt Mechthild Schroeter-Rupieper – und erklärt den Unterschied zwischen Notfallseelsorgern und Trauerbegleitern: „Die Notfallseelsorger sind in den ersten Stunden und Tagen vor Ort, um Akuthilfe zu leisten. Trauerbegleitung erstreckt sich über einen längeren Zeitpunkt.“

Über den Inhalt der Gespräche habe man mit den Schülern Stillschweigen vereinbart, erklärt sie dann. „Aber es spielen ganz ähnliche Gedanken eine Rolle, wie sie auch in unseren Trauergruppen auftauchen. Bei den Klassenbesuchen wurde zudem deutlich, wie unterschiedlich die Jugendlichen trauern. Die einen weinen, die anderen sitzen ganz still da“, so die Ückendorferin, die überzeugt ist, dass viele Trauermomente erst in den nächsten Wochen durchbrechen werden.

Akute Trauerhilfe

„Wir werden daher eine Trauergruppe für die Schüler während der Ferien anbieten, bei Bedarf auch darüber hinaus. Dabei wollen wir die Schüler auch in Kontakt mit anderen Jugendlichen aus unseren Trauerbegleitungsgruppen bringen. Um ihnen zu signalisieren, dass das Leben weitergeht – auch nach einem so schrecklichem Verlust.“

Natürlich sei auch der Aspekt, dass der Flugzeugabsturz von dem Co-Piloten wissentlich herbei geführt worden sein könnte, in der Aufarbeitung zu berücksichtigen. „Für mich als Angehörige würde das einen großen Unterschied machen, ob ich mein Kind durch ein tragisches Unglück verliere oder durch die Tat eines anderen Menschen“, erklärt Anja Niemuth, die selbst vor wenigen Monaten ihren Sohn bei einem Unfall verlor und nun in Haltern anderen Angehörigen in dieser Situation beistehen möchte. „Ich hätte einfach eine große Wut im Bauch“, sagt sie.

In einer Notfallsituation, wie sie jetzt in Haltern eingetreten ist, finanziert der Verein Lavia die akute Trauerhilfe – und ist dabei auf Spenden angewiesen. Mehr Info dazu auf www.lavia-trauerbegleitung.de.

An diesem Mittwoch überreichte Oberbürgermeister Frank Baranowski im Schloss Horst dem Verein eine Spende von 1000 Euro aus dem Projekt „Energieeinsparen in der Stadtverwaltung Gelsenkirchen“, um weitere Familientrauerarbeit zu ermöglichen. Dieser Termin war allerdings lange geplant und stand nicht im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen rund um den Flugzeugabsturz.