Gelsenkirchen. . Klaus-Peter Wolf ist gebürtiger Gelsenkirchener. In seiner norddeutschen Wahlheimat schreibt er Friesenromane. Allesamt Bestseeller.

In Gelsenkirchen hat alles begonnen für Klaus-Peter Wolf. Darum kam die restlos ausverkaufte Lesung des Bestseller-Autors und Filmemachers in der Stadtbibliothek im Bildungszentrum am Freitag einem Heimspiel gleich.

Vorab: Klaus-Peter Wolf liest nicht wirklich viel. Vielmehr inszeniert er seinen neuen Roman „Ostfriesenwut“, beschreibt dessen Charaktere und realen Vorbilder außerordentlich liebevoll. Er bringt mit der Beschreibung seines Schreibprozesses die Zuhörer zum Lachen und zum Schenkelklopfen. Sein Auftritt war eine Show, die des Deutschen Kleinkunstpreises würdig wäre.

Der Mann mit den Wuschelhaaren und roten Hosenträgern bekannte, ein Verehrer der Arbeiterschriftsteller („Das waren meine Vorbilder“) zu sein. Und dass er Menschen seines sozialen Umfeldes stilisiert. „In deutschen Romanen und im Film werden Handwerker schlecht dargestellt. Sie sind entweder Deppen oder Betrüger.“

Der Autor schlüpt in seine Figuren

Wolf stellt in seinen Ostfriesen-Krimis diesem Negativ-Bild seinen patenten, geduldigen Handwerker entgegen, ein korrekter Kerl wie ein Baum, mit trockenem Humor. „Ich habe meinen Bekannten gefragt: ,Darf ich dein Leben fiktionalisieren?’“

Klaus-Peter Wolf schlüpfte nicht nur auf der Bühne in seine Figuren, denn er erklärte: „Ich komme da gar nicht raus. Immer, wenn ich unterwegs bin, bin ich mal Ann Kathrin, dann Rupert.“ Das geht nicht ohne inneren Widerstreit ab. Ein Beispiel: Klaus-Peter Wolf schilderte, wie er an einer Autobahnraststätte etwas essen wollte, vor Beginn einer Lesung. „Also nichts Schweres.“ Der Rupert in ihm verlangte nach Currywurst-Pommes-Majo. Der Rentner vor ihm in der Schlange nahm Gemüsesuppe. „Ich dachte: Jau, dat isses. Ich bestellte bei der jungen Frau an der Kasse, und der Rupert in mir sprach: ,Ich will auch so’ne Scheiß-Gemüsesuppe.“

Fans pilgern zu Schauplätzen

Dass in ihrem Mann mehrere Persönlichkeiten leben, nimmt Bettina Göschl nicht nur locker, sondern beutet das selbst künstlerisch aus. Die Sängerin gab darüber einen Song zum Besten.

Köstlich waren auch Wolfs Geschichten über reisende Literaturfans, die auf den Spuren ihres Lieblingsautors quer durch Deutschland radeln. „Ich weiß immer, wann in NRW Schulferien sind.“. Dass sich manche trotz Handy-Navi und App für Krimi-Schauplätze um wenige Meter verfransen, hat seinen Grund: Klaus-Peter Wolf hat stets bewusst eine falsche Hausnummer angegeben. Samt Gattin ergötzt er sich dann über die Diskussionen, die sie in Hörweite mitkriegen.

„Ostfriesenwut“ auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste

Klaus-Peter Wolf, geboren am 21. Januar 1954, ist Gelsenkirchener. Er lebt mit seiner Frau Bettina Göschl (Sängerin, Komponistin, Schriftstellerin) in Norddeutschland. Hier spielt auch seine Ostfriesen-Krimireihe um die Mordermittlerin Ann Kathrin Klaasen. Wolfs Bücher wurden mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt und über neun Millionen mal verkauft. Sein neuester Krimi „Ostfriesenwut“ hat es wie der Vorgänger auf Anhieb auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste geschafft.

Wolf dreht außerdem Filme und schreibt Drehbücher, viele wurden preisgekrönt: „Svens Geheimnis“ (1996, Rocky Award for best made TV-Movies Kanada, Erich-Kästner-Preis Berlin-Babelsberg sowie mit dem Magnolia Award Shanghai), Anne-Frank-Preis (Amsterdam) 1985 „Die Abschiebung“.

Mit Arbeitern der Firma Eurovia in Gelsenkirchen, die geschlossen werden sollte, schrieb er gemeinsam ein Stück über ihre Situation. Was als Straßentheater gedacht war, um den Kampf um die Arbeitsplätze zu unterstützen, wurde schließlich 1977 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen vor ausverkauftem Haus uraufgeführt. Die Arbeiter spielten sich selbst. Info im Netz: klauspeterwolf.de