Gelsenkirchen. Nach dem Konzept “Mit Migranten für Migranten“ haben die Stadt Gelsenkirchen und das Awo-Integrationscenter 17 Gesundheitsmediatoren ausgebildet.

Faiza Ahmed ist 25 Jahre jung, studiert technisches Marketing und Management und wurde in Gelsenkirchen geboren. Ihre Eltern kamen aus Pakistan hierher. Als Kind hat sie neben Deutsch sowohl Urdu, die Amtssprache in Pakistan, als auch Panjabi, die Sprache der ländlichen Bevölkerung in dem Raum, gelernt – letztere von den Großeltern. Faiza Ahmed hat sich neben ihrem Studium auch noch zur Gesundheitsmediatorin ausbilden lassen. Sie wird Menschen aus dem Kultur- und Sprachraum ihrer Familie, die neu in Gelsenkirchen sind, helfen, gut anzukommen, sich im Gesundheitssystem zurecht zu finden und gesund zu bleiben.

Mut machen mit eigener Geschichte

Gesunde Integration – wie das geht, wird in Gelsenkirchen mit MiMi (Mit Migranten für Migranten) schon seit 2006 erfolgreich gelebt. Damals wurde das Modell geboren, nach dem Migranten von Landsleuten bzw. Menschen, die ihre Muttersprache teilen, bei der Integration helfen. Und ihnen mit dem eigenen Beispiel Mut machen. Die Awo-Integrationsagentur und das Referat Gesundheit der Stadt bieten zusammen einen solchen Kurs für Menschen mit Migrationshintergrund an, die selbst schon gut angekommen sind in Gelsenkirchen und deutsch sprechen.

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Dabei werden unterschiedlichste Themenbereiche angesprochen. Im deutschen Gesundheitssystem gelten komplexe Regeln, schon die Krankenversicherung ist bei Zuwanderern und Flüchtlingen unterschiedlich geregelt; unbekannt sind den meisten hier übliche Vorsorgeuntersuchungen. Andere Themenbereiche, zu denen die Mediatoren Informationsabende gestalten, sind Ernährung, Kinder- und Jugendgesundheit, Schwangerschaft und das erste Lebensjahr, Familienplanung und sexuelle Gesundheit, Bewegung sowie seelische Gesundheit. 50 Unterrichtsstunden lang dauert die Fortbildung.

Schwerpunkt diesmal bei rumänische und bulgarischen Zuwanderern

Viele Mediatoren der ersten Stunde unterrichten noch heute. Jetzt wurden – nach acht Jahren Pause – auch 17 neue Mediatoren ausgebildet. Der Schwerpunkt lag diesmal nicht auf dem Türkischen, sondern auf Rumänien und Bulgarien, der hohen Zuwanderungszahlen wegen. Ausbilden ließen sich aber auch ein promovierter Ingenieur aus dem Irak in Frührente, der hier als Dozent an der Hochschule unterrichtete, eine Lehrerin aus Weißrussland, eine Hebamme aus Polen, ein 26-Jähriger aus Bulgarien, der die Ausbildung gemeinsam mit seiner Mutter absolvierte, und eine Rumänin, die seit vier Jahren in Deutschland lebt, zuhause als Schulsekretärin arbeitete und fließend Arabisch, Rumänisch und Englisch spricht. Auch Teilnehmer aus Marokko und aus Palästina machten mit. Sie alle werden jetzt vorwiegend in ihrem Stadtteil Infoabende anbieten.