Gelsenkirchen. Die Zukunft für Kinder ist abhängig von ihrem Lebensraum. In Gelsenkirchen unterscheiden sich die Chancen je nach Stadtteil erheblich.

Seit 2012 ist Gelsenkirchen Kooperationspartner des Landes NRW im Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen“. Im Rahmen dessen wurde nun erstmalig ein Index erstellt, der sich mit den gesellschaftlichen Teilhabechancen von Gelsenkirchener Kindern aus den einzelnen Stadtteilen auseinandersetzt. „Die Lebenswelt von Kindern ist sehr komplex, durch diese Statistik kann die Hilfe differenziert eingesetzt werden“, erklärt Martin Schulmann, Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen.

Fünf Dinge beeinflussen Kinder

Für ein Kinder-Dasein seien fünf Säulen maßgeblich: Wirtschaftliche Lage, Integrationsbedarf, Gesundheitsbedingungen, Bildungsbeteiligung und Umwelt- bzw. Wohnbedingungen. Beeinflusst werden diese wiederum durch verschiedene Indikatoren.

Für die Stadt Gelsenkirchen gäbe es momentan einen Indikatorenkatalog mit rund 70 erfassten Merkmalen, die das Leben der Bürger beeinflussen, 17 davon wurden für die Erstellung des aktuellen Partizipationsindexes für Kinder genutzt. „Durch Monitoring, also Beobachtung, können wir feststellen welche Indikatoren für das Leben in Gelsenkirchen prägnant sind. Dazu zählen etwa Gesundheit, Migration oder Arbeitslosigkeit“, erläutert Manfred vom Sondern. Bei der Säule „Gesundheitsbedingungen“ zählen etwa Übergewicht, Teilnahmequote U8/U9 oder der dmft-Index (Beurteilung eines defekten, bleibenden Zahns) zu den Indikatoren.

Altstadt, Schalke-Nord und Neustadt Schlusslichter

Nach diesem Prinzip konnte die Partizipation von Kindern detailliert ermittelt werden. „Über manche Ergebnisse habe ich mich durchaus gewundert. Dass es in der Altstadt zum Beispiel in allen fünf Bereichen Verbesserungsbedarf gibt, hätte ich nicht gedacht“, sagt Dagmar Eckart von der Koordinationsstelle für kommunale Prävention.

Neben der Altstadt sind die Teilhabechancen in den Stadtteilen Schalke-Nord und Neustadt unter dem Durchschnitt. Die höchsten Teilhabechancen in allen fünf Bereichen haben Kinder aus Resser Mark, gefolgt von Resse und Beckhausen. Zu berücksichtigen sei allerdings, dass in diesen Stadtteilen weniger Kinder leben als etwa in denen mit der geringsten Partizipation.

„Basierend auf den Resultaten können wir Maßnahmen erarbeiten und mit Akteuren, die bereits in den Stadtteilen aktiv sind, gezielt umsetzen“, meint Eckart. Um Eltern und Kinder zu erreichen, müssten viele Akteure mitarbeiten. Dazu zählen Ärzte, Kitas, Schulen, aber auch Sportvereine, Kinderbüchereien, oder Ehrenamtler. „Wenn es sein muss, gehen wir bis an die Haustür und klingeln bei den Eltern“, so Eckart.