Gelsenkirchen. Das 8. Forum Kinderschutz beschäftigt sich mit „Kindesvernachlässigung - Risiken erkennen und handeln“. Die häufigste Form von Kindesmissbrauch.

Einsam, traurig, aggressiv. Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt werden, leiden ihr Leben lang an den Folgen. Kindesvernachlässigung, insbesondere emotionale, wird in hiesigen Debatten oft außer Acht gelassen. Dabei „beeinträchtigt die Vernachlässigung von Kindern ihre seelische und körperliche Entwicklung erheblich“, erklärt Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL).

Außerdem sei Vernachlässigung die häufigste Ursache der Kindeswohlgefährdung. Weil es in Deutschland keine Meldepflicht für derartige Missbrauchsfälle gibt, sind auch keine konkreten Zahlen bekannt. Die letzte Untersuchung im Jahr 2000 ergab durch eine Befragung der Jugendämter bis zu 500 000 Fälle jährlich. Die Dunkelziffer liegt wohl wie so oft sehr viel höher.

Meist Kleinkinder betroffen

„Vor allem Kleinkinder bis drei Jahre sind von Vernachlässigung betroffen, besonders oft im ersten Lebensjahr“, sagt Dr. Michael Böswald, Chefarzt einer Kinderklinik. Doch wie zeigt sich die Vernachlässigung? „Das ist ganz unterschiedlich. Kinder haben Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Ruhe und Pflege, hinzu kommt ihr Recht auf Kommunikation und auf Zuwendung. Vernachlässigung findet sich in allen Bereichen.

Oft wissen Eltern nichts mit ihren Kindern anzufangen, beschäftigen sich nicht mit dem Säugling und geben ihm keine Geborgenheit. Andere geben einem sechs Monate altem Kind Chips oder kalte Dosensuppe zu essen. All das ist Vernachlässigung und kann drastische Folgen haben“, erzählt Böswald. Dazu zählen: schlechtes Sozialverhalten, Aggressionen, Schulabbruch, frühzeitiger Drogenkonsum.

Info zum 8. Forum Kinderschutz

Wann und Wo: Samstag, 7. März, 10 bis 14 Uhr. Bürgerforum im Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11.

Thema: Kindervernachlässigung – Risiken erkennen und handeln.

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Um Anmeldung unter 0251 929-2209 oder per E-Mail Mechthild.Vietz@aekwl.de wird gebeten.

Ein erhöhtes Risiko sei bei Drogenabhängigen, sehr jungen Eltern, Alleinerziehenden und sozial schwachen Familien vorhanden. „Aber auch Akademiker können oft nichts mit ihrem Nachwuchs anfangen und kümmern sich mehr um Smartphone und Laptop.“ Ebenfalls auffällig, Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund seien seltener betroffen. „Der Familienzusammenhalt und die Unterstützung sind hier oft noch größer.“

Bei offensichtlicher Vernachlässigung reagieren

In erster Instanz müssten bei Vernachlässigung Hebammen, Kinderärzte, Kita-Mitarbeiter oder Lehrer reagieren und Hilfe anbieten. „Hilfe statt Strafe ist das Motto. Und die meisten Eltern nehmen diese auch an.“ Doch auch die Gesellschaft, Freunde, Bekannte und Nachbarn können agieren und mit den Eltern reden oder sich an den Kinderarzt wenden.

Um das Thema stärker in den Fokus zur rücken, beschäftigt sich das 8. Kinderschutzforum mit dem Thema „Kindesvernachlässigung – Risiken erkennen und handeln.“ Die Teilnahme ist für jedermann möglich.