Gelsenkirchen.

Strukturwandel und Ausbildung sind die Themen, die DGB-Bundesvize Elke Hannack umtreiben. Da liegt es förmlich auf der Hand, dass der Weg der Gewerkschafterin auch nach Gelsenkirchen führt. Im speziellen Fall nach Ückendorf in die Mr. Chicken-Zentrale. In der Gastronomie dampft der hühnerfleischige Spieß für den nächsten Döner; in der vierten Etage geht es am Konferenztisch um Ausbildung, Ausbildungsqualität, Perspektiven.

Das expandierende Unternehmen der Brüder Erhan und Ercihan Baz selbst hat elf Auszubildende. Ein Paradebeispiel, denn: „Bei uns hat jeder Azubi einen Paten“, berichtet Erhan Baz seinen Besuchern. Zur stellvertretenden DGB-Vorsitzenden haben sich die örtlichen DGB-Aktivisten Dr. Josef Hülsdünker, Susanne Franke und Hans Hampel gesellt. Bürgermeisterin Martina Rudowitz ist zur Stelle und mit Atilla Öner ist der Vorsitzende des Internationalen Unternehmer-Vereins (INTUV) dabei.

Sozialpartnerschaft wichtig

Es geht um Schulbildung und die beruflichen Perspektiven im Anschluss. Einig sind sich Arbeitgeber und Gewerkschafter in der Runde, dass kein Akteur allein am Arbeitsmarkt etwas erreichen, sondern nur gemeinsame Verantwortung in einer Sozialpartnerschaft – zum Beispiel mit den Arbeitgeberverbänden – etwas bewegen kann. Immerhin, an Herausforderungen mangelt es nicht. Etwa, wenn es um die Einbindung der Elternhäuser junger Migranten geht. „Wir müssen die Eltern sensibilisieren“, hieß es gestern. Aufmerksam machen, welch immense Bedeutung eine fundierte Berufsausbildung für die Zukunft der jungen Leute hat.

Aber man will auch hinschauen, wie es um die Qualität der Ausbildung an sich bestellt ist. Elke Hannack legt den Finger in die Wunde und nennt das Hotel- und Gaststättengewerbe als Branche mit dem schlechtesten Ergebnis im Ranking des Index’ „gute Arbeit“ der DGB-Jugend hat. Umso positiver die Ansage von Josef Hülsdünker, dass sich der Hotel- und Gaststättenverband in Gelsenkirchen an der strategischen Allianz für Aussbildungsqualität beteilige. Auch INTUV sitzt mit im Boot. „Wir helfen, weil wir erkannt haben, dass wir die jungen Leute brauchen“, sagt Atilla Öner mit Blick auf den demografischen Wandel.

Theorie und Praxis mehr verbinden

Elke Hannack bricht eine Lanze für den Hauptschulabschluss:„Es muss doch verdammt noch mal möglich sein, mit diesem Abschluss eine fundierte Ausbildung zur Verkäuferin zu machen.“ Und schwenkt später in Richtung Gymnasium um. Auch hier soll demnächst Berufsorientierung erfolgen. „Abiturienten gehen viel zu schnell ins Studium, die Zahl der Abbrecher steigt.“ Sie plädiert für mehr duale Studiengänge, für die Verbindung von Theorie und Praxis. Ihre Sorge gilt bundesweit 260.000 jungen Menschen, die jährlich im Übergangsbereich ohne Perspektive am Arbeitsmarkt stecken bleiben.