Gelsenkirchen. Die 2. Passionsfestspiele in Gelsenkirchen wurden am Aschermittwoch vom Premierenpublikum begeistert aufgenommen.

Die Passion Jesu Christi, sein Leidensweg, begleitet von der Taufe durch Johannes, dem letzten Abendmahl, dem Verrat durch Judas, der Kreuzigung und der Wiederauferstehung, ist vielen Menschen bekannt. Dennoch bleibt die inszenierte Version von Elmar Rasch fesselnd. Bei der Premiere der „2. Passionsfestspiele“ in der Evangelischen Kirche in Rotthausen spielen die 25 Laiendarsteller voller Hingabe die wichtigste Bibelerzählung.

„Es ist sehr still, kammerspielartig und gleichzeitig mitreißend“, sagt Roswitha Brand (60), die extra aus Oberhausen angereist ist. Der ganze Kirchenraum wird für die Aufführung genutzt, von hinten kommt das Volk hineingestampft, von der Seite eilt schreiend ein Jünger davon, und vorne auf der Bühne, vor einem historischen Altar, sammelt sich alles für das Hauptgeschehen. Besonders beeindruckend sind die Lichtspiele und die sanfte Musik, die Szenen, wie etwa die versuchte Verführung Jesu durch den Teufel oder die dramatische Kreuzigung, abrunden. Die Schauspieler wirken dabei durchweg, als würden sie das Publikum in den Kirchenbänken gar nicht wahrnehmen. In ihren authentischen Kostümen scheinen sie, als seien sie wahrhaftig ins Jerusalem der Vergangenheit zurückversetzt.

Nachdenken über das aktuelle Miteinander

Insbesondere die Emotionen jedes einzelnen, die sich in Mimik und Sprache widerspiegeln, lassen den Zuschauer immer wieder innehalten. Häufig wird verzweifelt geschrien und geweint, die Zuschauer scheinen vor Ergriffenheit oft wie erstarrt. Trotz der lauten Momente erhält sich das Stück stets seine andächtige Ruhe und wirkt hoffnungsvoll. Der größte Teil der Akteure der ersten Passionsspiele war abermals Teil des Ensembles.

Doch es wurden Rollen getauscht. Jesus ist jetzt Judas und Judas ist Jesus. „Das Schöne dabei ist, dass wir jetzt die Situation auf der Bühne aus der Sichtweise des jeweils anderen betrachten können. Das ist schon sehr spannend, aber welche Rolle mehr Spaß macht, kann ich nicht sagen. Aber Jesus ist natürlich die größte Rolle und ich bin sehr stolz“, sagt Jesus-Darsteller Alexander Welp (23), der sich für seinen neuen Part extra Haare und Bart hat wachsen lassen.

Wie die Darsteller war bei der Premiere auch das Publikum altersmäßig gemischt. „Die Geschichte, wie sie hier gezeigt wird, ist auf jeden Fall auch für junge Leute sehr interessant und aufregend. Sie ist leicht verständlich und viele der Inhalte lassen sich auf die heutige Zeit übertragen“, meint Hannah ter Horst (23). In über zwei Stunden orientiert sich der Leidensweg an Themen wie Gerechtigkeit, Umgang mit Geld, Freundschaft und Frieden und regt dabei im Hinblick auf das aktuelle Miteinander der Menschen zum Nachdenken an.