Gelsenkirchen. . Selbsthilfegruppen gibt es für die verschiedensten Erkrankungen. Seit einem Jahr gibt es eine Gruppe, in der Menschen mit verschiedensten Erkrankungen sich gegenseitig stützen.
Dirk Richard ist selbst sehr krank. Der 39-Jährige leidet unter fortgeschrittener Multipler Sklerose. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, seit einiger Zeit plagt ihn zudem eine Schuppenflechte, hervorgerufen vermutlich auch durch Medikamente. Zudem ist er nahezu erblindet – wohl auch eine Folge der MS. Und seine Frau, Karin Kuschmierz, leidet unter einer Darmkrebserkrankung, muss mit einem künstlichen Darmausgang leben. Alles andere als leichte Schicksale, aber die beiden wirken ausgesprochen positiv, sehr humorvoll.
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Vor einem Jahr hat das Ehepaar eine Selbsthilfegruppe gegründet für „Menschen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen und deren Angehörige“. Sie mochten nicht mehr zu verschiedenen Selbsthilfegruppen gehen, die hochspezialisiert sich nur einer ihrer Erkrankungen widmen. Sie hatten schon geahnt, dass sie nicht die einzigen Menschen mit mehreren „Baustellen“ beim Thema Gesundheit sind. Anfangs traf man sich im Alfred-Zingler-Haus, heute ist der Treffpunkt an der Liboriusstraße, ebenerdig, mit barrierefreiem Zugang. Der fehlte nämlich am ersten Standort.
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16 Mitglieder, die regelmäßig zu den Treffen an jedem Mittwoch kommen, gibt es derzeit. Aber auch jeder, der nur mal zwischendurch kommen mag, ist herzlich willkommen. Einer von denen, die immer dabei sind, ist Peter Lörges. Er hat es „nur“ mit dem Herzen. Auch Antje Laven ist fast immer dabei; ihr Leiden begann, als sie sich beide Füße brach, die Nerven beteiligt waren. Heute hat sie auch große Rückenprobleme. Unter anderem. Bei den Treffen sitzt man am Tisch, lacht, erzählt. Aber auch jenseits der Treffen gibt es Kontakt. „Wenn einer von uns im Krankenhaus ist und Unterstützung möchte, kümmern wir uns,“ erklärt Dirk Richard.
Auch Eltern mit mehrfach behinderten Kindern kommen des Öfteren, auch wenn sie nicht in Gelsenkirchen wohnen. Das rührt vom engen Kontakt mit dem Kinderhospiz Arche in Ückendorf, für deren Kinder die Gruppe zu Weihnachten Geschenke besorgte, eine kleine Feier ausrichtete.
Viele Aktivitäten und auch Unterstützung bei Krankenhausbesuchen
Die Selbsthilfegruppe ist auch sonst aktiv. Ausflüge in den Zoom und zur Arena stehen in diesem Jahr auf dem Plan, ebenso wie Vorträge von Medizinern. „Aber wir helfen auch bei Anträgen auf Schwerbehinderung, Reha-Möglichkeiten usw. Die AOK unterstützt uns und das Gesundheitsamt der Stadt hilft auch, soweit möglich“, freut sich Dirk Richard. Tatsächlich ist Peter Horstmann vom Referat Gesundheit bei der Stadt zu der kleinen Feier des einjährigen Bestehens der Gruppe gekommen. Und es gibt noch einen weiteren Helfer: Den Rechtsanwalt Dieter Otto, der bei Bedarf auch vor Gericht Unterstützung anbietet. Zum Teil ehrenamtlich, freut sich Dirk Richard. Für eine Selbsthilfegruppe liegt übrigens der Altersdurchschnitt erstaunlich niedrig: zwischen 40 und 50 Jahren. Auch das ist ungewöhnlich an dieser Gruppe.