Gelsenkirchen. Die Kampagne „Wir können Pflege“ bringt Arbeitgeber und Arbeitsuchende zusammen. Beruf des Altenpflegers erfährt Aufwertung
Gelsenkirchens Bevölkerung hat einen höheren Altersdurchschnitt als Gesamt-NRW: 26,7 Prozent der Einwohner sind älter als 65. Landesweit sind es 20,3 Prozent. 69.000 Gelsenkirchener sind Senioren und die Zahl derer, die Hilfe im Alltag brauchen, wird in den nächsten Jahrzehnten steigen. Dabei ist die Personalsituation bei den Pflegediensten, Wohlfahrtsverbänden, in den Seniorenheimen schon jetzt eng. Der Markt ist leer gefegt.
Was liegt näher, als die Arbeitgeber, die Fachkräfte suchen und die, die Arbeit in einem Pflegeberuf suchen, zusammenzubringen. Zwölf Träger und Unternehmen der Altenpflege, die Arbeitsagentur und die Städte Gelsenkirchen und Bottrop haben sich im Oktober 2014 für das Projekt „Wir können Pflege“ zusammengetan.
Pflegeberuf ist besser als sein Ruf
Die regionale Kampagne startet am kommenden Montag, 16. Februar und hat das Ziel, Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen. Entwickelt hat das Konzept die Gelsenkirchener Unternehmensberatung Konkret Consult Ruhr, wohlwissend, dass die Hürden hoch sind, denn die Pflegeberufe haben ein schlechtes Image: niedrige Bezahlung, fehlende gesellschaftliche Wertschätzung, anstrengender Schichtdienst machen diesen Beruf für viele Menschen unattraktiv.
Ein Bild, dass mit Hilfe der Kampagne revidiert werden soll. „Der Pflegeberuf hat absoluten Zukunftsbedarf, ist besser als sein Ruf und hat viele Entwicklungsmöglichkeiten“, so der Leiter der Arbeitsagentur Karl Tymister. Pflegekräften bieten sich Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. „Es geht um mehr als um sauber und satt“, so Projektkoordinatorin Andrea Lameck.
Beruf als Herausforderung
Markenbotschafter sind in diesem Fall nicht Models oder prominente Gesichter, sondern tätige Pflegekräfte wie Marina Schack (APD), Dawid Grzela (Diakonie) und Benjamin Carl (Johanniter). Sie werben auf Plakaten für den Pflegeberuf, äußern sich auf You Tube vor laufender Kamera und leihen für den Radiospot ihre Stimme. Die jungen Leute betrachten ihren Beruf als Herausforderung.
„Berufsanfänger sind herzlich willkommen, aber wir suchen auch Leute nach der Familienphase sowie Wiedereinsteigerinnen“, umreißt Einrichtungsleiter Thomas Zarske vom Awo-Bezirksverband Westliches Westfalen die Zielgruppe. Aber auch ältere Quereinsteigerinnen werden immer wichtiger für die Pflegebranche.
„Der Bereich der Gesundheitswirtschaft hat eine Spitzenposition in Gelsenkirchen“, so Oberbürgerbürgermeister Frank Baranowski, der die Fachkräfteoffensive „Wir können Pflege“ als Chance für den Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen sieht. Aktuell verdienen 1728 Menschen in der Stadt ihren Lebensunterhalt in der Pflege.