Gelsenkirchen. Stählerne Stäbe, eiserne Zylinder und glänzende Scheiben, geometrische Formen eben, prägen das bildhauerische Schaffen des großen westfälischen Künstlers Ernst Hermanns (1914-2000).

Stählerne Stäbe, eiserne Zylinder und glänzende Scheiben, geometrische Formen eben, prägen das bildhauerische Schaffen des großen westfälischen Künstlers Ernst Hermanns (1914-2000).

Vor allem aber war es die Kugel, mit der sich der Mann aus Münster, der im Dezember letzten Jahres 100 Jahre alt geworden wäre, immer wieder auseinandersetzte. Diese Kugel bringen jetzt drei Museen und sieben ehemalige Studenten als Hommage an den einstigen Kunst-Professor wieder ins Rollen. Unter dem Titel „Allez les Boules“.

Auf geht’s mit „Allez les Boules“

Denn die Kugel formte Ernst Herrmanns nicht nur bevorzugt aus Stahl, er ließ sie auch gerne beim Boules-Spiel mit seinen Studenten an der Kunstakademie Düsseldorf, Abteilung Münster, rollen. Sieben dieser ehemaligen Schüler stellen nun ihr eigenes, längst sehr eigenständiges Werk in den Dialog mit Arbeiten des Meisters. Die Kooperationsreihe startete im Herbst in Rheine im Kloster Bentlage und wird nun zeitgleich in der Kunsthalle Recklinghausen und im Kunstmuseum Gelsenkirchen fortgesetzt.

„Jedes Haus setzt andere Schwerpunkte“, betont Gelsenkirchens Museumschefin Leane Schäfer. Während der Kunstbunker am Recklinghäuser Bahnhof mit seinen weiten Räumen die Wirkung von Körpern im Raum hautnah erlebbar macht, dokumentiert Gelsenkirchen vor allem die Entwicklung der einstigen Studenten zu eigenen und ganz unterschiedlichen Positionen. Recklinghausen zeigt 17, Gelsenkirchen zehn Objekte von Hermanns.

Im Dialog mit den Schüler-Arbeiten

Und das immer im Dialog mit den Schüler-Arbeiten, darunter multimediale, skulpturale und malerische. Otto Boll lässt eine schwarze Linie schwerelos im Raume schweben. Stefan Pietryga ist mit seinen bekannten, oft leuchtend blauen Pappelformen vertreten. Harald Busch zeigt Fotoserien und Installationen, die mit der Illusion von Formen spielen.

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Spielerisch wirken auch die üppig farbigen Skulpturen von Heiner Jahn. Er greift die Kugelform seines Lehrers in filigraner Form wieder auf. Wie bunte Papierknäule schweben seine metallenen Arbeiten scheinbar vor der Wand. Rolf Nolden zeigt reduzierte Malerei und konstruktive Stahlarbeiten. Christoph Rust überrascht mit der bildgewaltigen Rauminstallation „Fukushima“, die mit abgestürzter Drohne und abgeschlagenen Händen an die Katastrophe erinnert. Heidemarie Wenzel schließlich widmet sich wieder der Kugelform, formt stählerne Bälle aus philosophischen Thesen.

Jede Position reflektiert das Werk von Hermanns. Eine spannende Begegnung und Spurensuche.