Gelsenkirchen. Die Galerie widmet sich dem Komponisten, Lyriker und Maler in einer Ausstellung.

Nur wenige Menschen vereinen so viele Talente in so hoher Perfektion in sich wie Prof. Heinz-Albert Heindrichs. Der Gelsenkirchener ist Komponist, Lyriker und Maler und besitzt die ungeheure Begabung, unterschiedliche Sinne gleichzeitig in sich zum Schwingen zu bringen. Heindrichs sieht Farben, wenn er Musik hört, Malerei, wenn er schreibt und seinen Noten gibt er zeichnerische Strukturen. Einen Querschnitt des umfassendenden Werkes eines Multitalents stellt ab Freitag die Galerie „werkstatt“ an der Hagenstraße in Buer aus.

Zwar vollendet der Meister des geschliffenen Wortes und der vibrierenden Zeichnung erst am 15. Oktober das 85. Lebensjahr, aber der Kunstraum widmet sich schon jetzt Werk und Vita des Künstlers und Wissenschaftlers. Die „werkstatt“ präsentiert rund 40 Zeichnungen und Malereien an Wänden und in Vitrinen. Sämtliche nunmehr 16 Lyrikbände sind hier ebenso ausgestellt wie eine kleine Auswahl von Werken des Gelsenkirchener Fotografen Dieter Grundmann, der den Künstler im Jahre 2002 bei einer Performance im Kunstmuseum porträtiert hatte.

„Ich bin fasziniert von der immensen Fülle seines Schaffens“

Wenn sich Heindrichs an alte Zeiten erinnert, erstarrt manch Nachgeborener vor Ehrfurcht. Da fallen ganz nebenbei Namen wie Joseph Beuys und Karlheinz Stockhausen, Erwin Piscator und Peter Paltizsch, Größen, mit denen Heindrichs einst zusammengearbeitet hatte. Als Komponist von über 300 Bühnen-, Hörspiel- und Filmmusiken, als Professor für Musik und Komposition an der Folkwang-Hochschule Essen, als Autor und Lyriker.

Wolfgang Ullrich, Vorsitzender des Werkstatt-Vereins, setzte sich intensiv mit dem Werk Heindrichs auseinander: „Ich bin fasziniert von der immensen Fülle seines Schaffens.“ Gemeinsam wählten sie zeichnerische und malerische Blätter aus, die die Arbeitsweise des Künstlers beredt dokumentieren. Tuschefeder-Zeichnungen aus den Achtzigern zum Beispiel.

Harmonie und Zerstörung

Heindrichs, der versierte Notensetzer, der sich mit zeitgenössischer, serieller Musik auseinandersetzte, begann eines Tages, in Kritzeleien Noten zunehmend zu zerstören – um so neue Strukturen in musikalischem Rhythmus zu kreieren. „No-tationen“ titelt der Künstler diese umfassende Werkreihe. „Die Arbeiten entstanden zunächst Schwarz-Weiß wie eine Partitur, später werden sie wegen der besseren Lesbarkeit farbiger.“

Was bei den „No-tationen“ noch wie Zerstörung wirkt, kommt ab Mitte der Neunziger harmonischer rüber. Fast monochrome, vibrierende Gespinste werden zudem von kalligraphischen Ornamenten überlagert. Heinrichs nennt diese Werke „Palimseste“ nach einer mittelalterlichen Technik. Auch davon sind Beispiele in der „werkstatt“ zu sehen.

Musik, Malerei, Literatur, alles bedingt sich gegenseitig im Schaffen von Heindrichs. Eines ohne das andere hätte nie funktioniert. Allein sein lyrisches Werk mit Themen rund um Musik, Liebe, Natur, aber auch Nonsens, umfasst 16 Bände, die im Rimbaud Verlag erschienen sind, das 17. Buch ist in Vorbereitung.

Drei Veranstaltungen widmet die „werkstatt“, Hagenstr. 34, Werk und Vita von Heinz-Albert Heindrichs. Die Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 23. Januar, 19 Uhr, beginnt Jürgen Rose mit einer Einführung.

Am 30. Januar ist der Künstler um 19.30 Uhr im Gespräch mit Jörg Loskill zu erleben. Am 20. Februar, 19.30 Uhr trägt Heindrichs Gedichte vor.