Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Kämmerer Georg Lunemann wurde im Handelsblatt persönlich verunglimpft und für die Franken-Misere der Stadt verantwortlich gemacht. Mittlerweile ruderte das Blatt zurück.

Da ist Gelsenkirchens Kämmerer schlicht die Kaffeetasse in der Luft stehen geblieben. Als Georg Lunemann am Dienstagmorgen das Handelsblatt las, entdeckte er einen Artikel über verlorene Zinswetten und die grundsätzlich hohe Verschuldung in Fremdwährungen in NRW. Bei näherem Studium des Textes glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Neben einer dreisten Verunglimpfung seiner Person stand da zu lesen: „Seine Stadt war nämlich mit 452 Millionen Euro in Schweizer Franken verschuldet.“ Und dass dies eine schwere Last sei, die er seinem Nachfolger hinterließe, da er selbst in Kürze zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe wechsele.

Auch zwei Tage später wird der trainierte Läufer Lunemann noch kurzatmig, wenn er sich diesen Inhalt vor Augen hält, der auf seine Person bezogen nur einen richtigen Satz transportiert: Der Christdemokrat steht am 5. Februar in Münster auf Vorschlag der Koalition aus CDU und SPD als Erster Landesrat zur Wahl. Er soll LWL-Kämmerer werden.


Ein Nachspiel scheint möglich

Dass Georg Lunemann um seine Reputation fürchtet, gerade zu diesem für ihn sensiblen Zeitpunkt, ist nachvollziehbar. Die Kredite in Schweizer Franken hat nicht er aufgenommen, sondern sein Vorgänger Lars Martin Klieve in den Jahren 2008 und 2009. Davon abgesehen war das Handelsblatt auch falschen Zahlen aus einer kleinen Anfrage der CDU im Landtag aufgesessen, die zwischenzeitlich aber korrigiert worden waren...

Gelsenkirchen verschuldete sich seinerzeit in einer Höhe von 75,3 Millionen Schweizer Franken (damaliger Gegenwert: 50 Millionen Euro); das entspricht nach der Freigabe des Franken und seinem Kurssturz heute etwa 73 Millionen Euro – und damit einem Anteil von sechs Prozent an der Gesamtverschuldung der Stadt.

Zur Freude des Kämmerers druckte das Handelsblatt am Donnerstag, 29. Januar, freiwillig eine Klarstellung. Dabei hielt sich das Blatt, wie zu hören ist, zum Ärger der Verwaltung aber nicht an den zuvor fest vereinbarten Text. Es fehlte der Satz, dass Lunemann keine Schuld träfe. Ein Nachspiel scheint möglich.