Gelsenkirchen. . Die Stadt Gelsenkirchen hält drei Fremdwährungskredite in einer Gesamthöhe von 75 Millionen Schweizer Franken. Damit ist auch sie von der Euro-Abkopplung massiv betroffen.

Die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro hat viele Experten in der Finanzwelt überrascht. Stadtkämmerer Dr. Georg Lunemann (CDU) verfolgte die Entwicklung am Donnerstag bei einer Veranstaltung der NRW.Bank.

„Das war für niemanden abzusehen. Es gab von der Schweizerischen Nationalbank, wie sonst üblich in der Branche, keine Hinweise auf diese Veränderung. Die betrifft aber auch Gelsenkirchen“, sagte er der WAZ.

In den Jahren 2008/2009 nahm die Stadt drei Fremdwährungskredite in einer Gesamthöhe von 75 Millionen Schweizer Franken auf und zahlte dafür 50 Millionen Euro. Der Wechselkurs lag seinerzeit günstig für die Stadt. Für einen Euro erhielt sie 1,50 Schweizer Franken. Lunemann: „Durch die Kopplung des Franken an den Euro und angesichts der Abstützung durch die Schweizerische Nationalbank bei einem Tiefstkurs von 1,20 Franken zu einem Euro war das ein überschaubares Zinsrisiko.“

Bilanz-Minus bereits vorher vorhanden

Nichtsdestotrotz hatte die Stadt zum Stichtag 31. Dezember 2014 durch die vorausgegangene Kurs-Veränderung von 1,50 auf 1,20 Schweizer Franken zu einem Euro bereits ein Bilanz-Minus von 12,5 Millionen Euro verkraften müssen. Zwischenzeitlich, so der Kämmerer, habe die Stadt angesichts günstiger Kursentwicklungen auch mal gar keine Zinsen zahlen müssen.

Wie schmerzhaft die Abkopplung werden könnte, vermag Georg Lunemann heute nicht vorherzusehen und hält das zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht für seriös: „Was wir heute berechnen, kann morgen schon wieder anders aussehen. Für Gelsenkirchen zählt der nächste Stichtag, das ist der 31. Dezember 2015. Dann können wir sehen, wie es steht.“

Unabhängig davon aber müsse sich die Stadt jetzt eine Strategie für die neue Situation überlegen. Dieses Vorgehen der Schweizerischen Nationalbank stärke zudem nicht das allgemeine Vertrauen in die Finanzwirtschaft.

Um 14 Prozent im Wert gefallen

Was die Abkopplung an Verlust im ersten Moment bewirkte, rechnet mahnend die Ratsfraktion der Linken vor. Ihr Vorsitzender Martin Gatzemeier: „Durch die Entscheidung, den Wechselkurs freizugeben ist der Euro am Donnerstag im Vergleich zum Schweizer Franken um 14 Prozent im Wert gefallen.“

Gelsenkirchen habe sich zwar nie an spekulativen Finanzierungsmodellen beteiligt oder Zinswetten getätigt. Aber auch das Spekulieren mit Währungen sei nicht ohne Risiko, wie sich jetzt zeigen würde, sagte Gatzemeier der WAZ.