Gelsenkirchen. . Es war Frühsommer 2013, als der CDU-Sozialpolitiker Wolfgang Heinberg im Ausschuss für Arbeit und Soziales das düstere Bild zeichnete.
Es war Frühsommer 2013, als der CDU-Sozialpolitiker Wolfgang Heinberg im Ausschuss für Arbeit und Soziales – seinerzeit noch im Übergangsratsdomizil Emscherstraße – das düstere Bild zeichnete. Er wolle es nicht erleben, dass am 1. Januar 2014 Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien in Gelsenkirchen ankommen „und wir sind nicht vorbereitet“. Nun, die Stadt hat sich vorbereitet und ein ambitioniertes kommunales Handlungskonzept Zuwanderung EU-Südost erarbeitet.
Kein Ansturm
Und dann ... passierte im ersten Monat 2014 zunächst kaum etwas. Sieben Tage war das Jahr alt, da lagen nicht einmal 20 Anträge beim Einwohnermeldeamt vor. Das erwartete Gedrängel vor dem Info-Point des Hans-Sachs-Hauses folgte später. Karin Welge war in den ersten Monaten des Jahres die gefragteste Frau in Gelsenkirchen. Bei Treffen der Präventionsräte, etwa in Rotthausen, warb sie eindringlich um Geduld und wurde nimmer müde, den Unterschied zwischen Zuwanderung und Asyl deutlich zu machen. Weil etwa erste Gerüchte kursierten, die Stadt wolle für Rumänen und Bulgaren Wohncontainer bauen. Weit gefehlt.
Schalker Markt 6
Dafür machte das Konzeptteam der Stadt ernst, wenn es um unzumutbare Wohnbedingungen ging und erklärte über zehn Schrottimmobilien für unbewohnbar. Angefangen beim Haus Schalker Markt 6, dass im Februar allerdings zunächst aus einem anderen Grund für negative Schlagzeilen sorgte. Schläger bedrohten eine rumänische Familie, die sich aus Angst auf das Dach flüchtete. Wenige Tage später folgten rund 70 Gelsenkirchener dem Aufruf von Gelsenzentrum-Vorsitzendem Andreas Jordan zu einer Anti-Rassismus-Kundgebung vor dem Haus, das Wochen später leer gezogen werden musste und versiegelt wurde.
Problem Prostitution
Mit der steigenden Zahl an Zuwanderern beginnt eine neue Diskussion: Am Straßenstrich in Resse werden immer mehr junge Rumäninnen und Bulgarinnen gesichtet. Monika Gärtner-Engel (Auf) schaltet sich aktiv ein, nimmt Kontakt zu Prostituierten auf und vermittelt auch Gespräche zwischen der WAZ und den seit Jahren hier arbeitenden Prostituierten auf. Auch sie beobachten die Entwicklung mit Sorgen. Am Ende kam der Segen aus Münster: Gelsenkirchen wurde zum Sperrbezirk erklärt. Dem Gewerbe darf nur noch zu bestimmten (Nacht)Zeiten nachgegangen werden.
Bedarf an IFÖ-Klassen
Nach der anfänglich kaum spürbaren Zahl an Zuwanderern änderte sich das Bild von Woche zu Woche. Mitte März meldete die Stadt, dass monatlich rund 200 Menschen eine Bleibe in Gelsenkirchen suchen würden. Damit einher ging der Bedarf an Plätzen in den sogenannten IFÖ-Klassen (Internationale Förder-Klassen). Die Stadt ging mit der gebotenen Sachlichkeit weiter gegen unzumutbare Wohnverhältnisse vor und prüfte Wohnungen in Verdachtsfällen ganz gezielt auf Überbelegungen.
Immer wieder gab es in der ersten Jahreshälfte Beschwerden über Müll vor den Häusern, in denen Zuwanderer leben. Stadt und Gelsendienste reagierten.
Zum Jahresende lebten rund 4200 Rumänen und Bulgaren in Gelsenkirchen. Etliche von ihnen allerdings nicht erst seit Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit.