Gelsenkirchen. Freudensprünge hat Jens Schäfer schon länger nicht mehr gemacht. Jedenfalls nicht, wenn es um die politische Arbeit der Liberalen in Gelsenkirchen geht.
Freudensprünge hat Jens Schäfer schon länger nicht mehr gemacht. Jedenfalls nicht, wenn es um die politische Arbeit der Liberalen in Gelsenkirchen geht. Dafür sorgte zuletzt die Kommunalwahl am 25. Mai 2014. Seither gibt es die FDP nicht mehr als Fraktion im Rat der Stadt. Es gibt nur noch den Einzelmandatsträger Schäfer, der das Fähnlein der Freien Demokraten so aufrecht hält, wie es ihm überhaupt nur möglich ist. „Und das ist schon schwierig genug“, sagte der 38-Jährige jetzt im Gespräch mit der WAZ.
Er beklagt sich nicht. Das war nie Schäfers Art und wird es auch nicht werden. Pragmatisch ausgerichtet ist er. Wie sonst sollte er den Kopf über den Papierbergen halten, die sich seit dem Sommer vor ihm auftürmen?! Das ist wohl die Wurzel vielen Übels. „Denn die politische Arbeit ist in ihrer Dimension ausgerichtet auf Fraktionen, nicht auf Einzelkämpfer“, sagt der frühere Fraktionsvorsitzende der Liberalen.
Er kennt die andere Seite. Er weiß es zu schätzen, wenn politische Themenschwerpunkte auf mehrere Schultern verteilt werden können, um sie zu behandeln und vorzubereiten. Wenn Büroarbeiten von Mitarbeitern erledigt werden können, die dafür von der Fraktion Geld bekommen. All das ist seit Mai Geschichte für die FDP in Gelsenkirchen. Realität ist dagegen die geringere Bedeutung des Einzelnen im demokratischen System.
Eine geringere Bedeutung
Finanzielle Aufwendungen, die mehr möglich machen würden, gibt es nicht. Auch die Stimme ist herabgestuft. Eine praktische Auswirkung hat Schäfers Meinung lediglich im Rat, wenn er dort abstimmt. Selbst im Haupt- und Finanzausschuss ist er „nur“ beratendes Mitglied. Wie auch die sachkundigen Einwohner, die die blau-gelben Farben in anderen Gremien vertreten.
Ob es Probleme gab nach der Wahl-Pleite, überhaupt genügend Liberale zu finden, die mitarbeiten wollten? „Nein!“, sagt Jens Schäfer. „Die Zahl derer, die mitmachen wollten, war erfreulich hoch. Wir hatten mehr Bewerber als Positionen. Da ist alles gut.“ Auch würde die Partei in Gelsenkirchen keinen schleichenden Tod durch wachsende Bedeutungslosigkeit erleiden. „Wir haben Zuwachs“, freut er sich.
Kollegen und Zeit fehlen
Was also fehlt Jens Schäfer zum politischen Glück? „Kollegen und Zeit“, liefert er an dieser Stelle eine klare Antwort, denn den Kontakt zu ihm würden auch die Mitglieder anderer demokratischer Fraktionen nach wie vor suchen.
Verheiratet ist der 38-Jährige, Vater einer Tochter und seit dem Sommer als Meister für Veranstaltungstechnik bei einem Gelsenkirchener Unternehmen beschäftigt. Eigentlich ist sein Tageskalender gefüllt, auch ohne die politische Arbeit, die ihm keiner tatsächlich abnehmen kann.
Die Frage, ob er, ob die FDP mal an einen Zusammenschluss, an eine Fraktionsbildung mit einem Partner gedacht habe, kontert er mit einer Gegenfrage: „Wen würden Sie denn da sehen?“ Die Antwort der Redaktion „die Ratsgruppierung WiN“ kommentiert Schäfer nicht. Auch den Hinweis, dass die Grundausrichtungen gerade in Wirtschaftsfragen bei beiden Parteien nicht weit voneinander entfernt seien, lässt er im Raum stehen.
Keine Diskussion
Also richtet der Einzelmandatsträger seinen Blick in die Zukunft und setzt neben den politischen Stärken einer FDP auf das Prinzip Hoffnung, dass es auch mal wieder besser werden kann. „Unsere Stärken sind ja nicht weg. Wir haben Ideen, die wir vortragen werden. Etwa wie bei der bargeldlosen Bezahlung von Parkgebühren, die durch die Hintertür der Verwaltung wieder aufgetaucht ist und jetzt umgesetzt wird“, schildert Schäfer. Oder die grundsätzliche wirtschaftliche Kompetenz der Liberalen.
Jens Schäfer wird weitermachen. Das ist diskussionsfreier Raum. Als ehrenamtlicher Politiker, als Einzelmandatsträger der Freien Demokraten, als Einzelkämpfer – um die FDP in Gelsenkirchen nicht an Bedeutungslosigkeit sterben zu lassen.