Gelsenkirchen.

Ein Jahr lang bespielten sie mutig ungewöhnliche Konzertsäle mit erstklassiger Musik. Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann von der Eventagentur PublicJazz riefen die Reihe „FineArtJazz“ ins Leben.

Im Gespräch mit der WAZ zieht Veranstalter Bernd Zimmermann Bilanz und gibt einen Ausblick auf Pläne und Perspektiven für das Jahr 2015.

Ein Jahr lang Jazz an ungewöhnlichen Orten. Eine Erfolgsgeschichte?

Bernd Zimmermann: Die Resonanz des Publikums ist großartig. Insgesamt besuchten über 1500 Personen die FineArtJazz-Konzerte in Gelsenkirchen, davon mittlerweile ein Viertel aus benachbarten Städten bis hinauf nach Düsseldorf, Dortmund oder Hagen. Alle Konzerte wurden dabei vom Publikum begeistert aufgenommen und es hat sich in kürzester Zeit bereits ein Stammpublikum entwickelt. Dabei haben viele vorher mit Jazz keine besonders große Berührung gehabt, waren aber gespannt auf die Konzerte an unseren außergewöhnlichen Orten. Das Konzept ist also voll und ganz aufgegangen.

Gibt es Überlegungen, die Reihe über Gelsenkirchen hinaus zu erweitern?

Zimmermann: Ja, wir entwickeln zurzeit eine Reihe mit ähnlichem Konzept und Erfolg in Mönchengladbach und waren so in diesem Jahr auch am oberen Mittelrhein zwischen Koblenz und Bingen erfolgreich.

Jazz erreicht oft nur ein Nischenpublikum. Mit welchen Angeboten versuchen Sie, die Menschen auf den Geschmack zu bringen?

Zimmermann: Wir können nicht sagen, dass wir in Gelsenkirchen allein das jazzaffine Nischenpublikum erreichen. Der von uns in Gelsenkirchen präsentierte Jazzmix in Kombination mit unseren wunderbaren Spielorten ist sowohl für Jazzliebhaber als auch Einsteiger geeignet. Uns geht es in erster Linie darum, dem Publikum gute Musik von erstklassigen Musikern zu präsentieren. Diese Musiker hautnah live zu erleben, ist schon beeindruckend und verändert meist die Hörgewohnheiten der Menschen. Außerdem legen wir großen Wert auf guten Sound und eine ansprechende Präsentation, streng nach dem Motto „Das Auge hört mit“.

Wo bereitet Ihnen die Konzertreihe noch Kopfschmerzen?

Zimmermann: Eine solch hochkarätige Reihe mit internationalen, nationalen und regionalen Jazzmusikern an Orten, die nicht für Konzerte ausgestattet sind, kostet natürlich viel Geld und geht nur mit tatkräftiger Unterstützung durch Sponsoren. Ohne die Unterstützung unserer Hauptsponsoren Volksbank Ruhr Mitte und VivaWest wäre das nicht zu stemmen. Unsere Partner haben erkannt, dass hier nicht nur erstklassige Kultur geboten wird, sondern auch das kulturelle Profil Gelsenkirchens unterstützt wird. Wer hätte denn schon geglaubt, dass immer mehr Menschen nach Gelsenkirchen schauen, wenn es um Jazz geht? Aber trotz aller positiven Entwicklungen benötigen wir vor allem für das zweite Halbjahr weitere Sponsoren, die die Reihe unterstützen. Es geht vor allem darum, FineArtJazz langfristig und nachhaltig zu etablieren. Selbst verständlich ist da auch das Publikum gefragt, denn auch die hochkarätigste Kulturinitiative kann nicht überleben, wenn es die Leute nur gut finden, dass es sie gibt, aber nicht hingehen. Also ist jeder aufgefordert, durch seine Teilnahme den Fortbestand zu unterstützen.

Was macht besonders Probleme?

Zimmermann: Probleme bereitet nicht nur uns, sondern allen Kulturschaffenden in Gelsenkirchen auch die fehlende Möglichkeit, im öffentlichen Raum für die Konzerte zu werben. Bei einem meist geringen oder gar nicht vorhandenen Werbeetat bleibt nur das mühselige Abklappern der Einzelhändler. Da sind Verwaltung und Stadtmarketing gefragt, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Lüttinghof, Stadtbauraum, Nordsternturm. Gibt es Pläne, weitere ungewöhnliche Orte zu bespielen?

Zimmermann: Ja. In der nächsten Spielzeit werden wir ein erstes Konzert im neuen Gebäude der Volksbank Ruhr Mitte am Rathausplatz in Buer durchführen. Der Raum ist an beiden Seiten voll verglast und bietet einen wunderbaren Blick auf das Rathaus. Außerdem ist er mit der neuesten Veranstaltungstechnik ausgestattet und besticht durch seine zentrale Lage. .

Was hat sich bewährt und wird 2015 fortgesetzt, was ändert sich?

Zimmermann: Bewährt hat sich eigentlich alles. Wir werden allerdings im nächsten Jahr aufgrund geringerer finanzieller Mittel mit weniger Technik auskommen müssen, was der Qualität der Konzerte aber nicht schaden wird. Außerdem werden wir werbemäßig unser Augenmerk stärker als bisher auf die Nachbarstädte legen. Und dann gibt es noch eine neue, mit vielen zusätzlichen Informationen versehene Website, ein neues Ticketsystem und natürlich viele neu zu entdeckende fantastische Musik. Außerdem werden wir im Rahmen unserer Konzerte Gelsenkirchener Künstlern der bildenden Zunft die Gelegenheit geben sich zu präsentieren und zu arbeiten. Erste Absprachen sind hier bereits getroffen. Darüber hinaus sind wir dabei, in Zukunft für Konzerte einen Shuttledienst zwischen Buer und Burg Lüttinghof einzurichten.