Große und kuriose Polizeieinsätze in Gelsenkirchen im Jahresrückblick 2014
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Gelsenkirchen. Axtschwingende Betrunkene, Diebe die ihr Handy am Tatort vergessen und verlorene Autos - was die Polizei Gelsenkirchen im Jahr 2014 beschäftigte.
Sie schlichteten handfeste Streitigkeiten, verfolgten Verdächtige, nahmen Straftäter fest und wurden sogar selbst Opfer von Gewalt. Die Polizei in Gelsenkirchen hatte 2014 alle Hände voll. Eine Chronik der größten und kuriosesten Polizeieinsätze.
Betrunkener Radler lässt sich zweimal hintereinander von Polizei erwischen
Offenbar ohne gute Vorsätze ins neue Jahr gestartet ist ein 41-jähriger Radfahrer aus Gelsenkirchen, der bereits wenige Tage nach Neujahr zweimal mit der Polizei aneinander geriet. In der Nacht auf den 10. Januar stritt er sich zunächst völlig uneinsichtig mit einem Autofahrer darüber, wer von den beiden über die rote Ampel gefahren sei, nur um dann der Polizei zu erzählen er sei gar nicht gefahren - er habe sein Rad geschoben. Mit einem gemessenen Alkohol-Wert von 2,24 Promille erschien ihm dies offenbar als die beste Ausrede. Dumm nur, dass der uneinsichtige Radfahrer sich anschließend wieder auf seinen Drahtesel schwang und erneut von den Beamten erwischt wurde.
In der Drogenberatungsstelle an der Liboriusstraße in Schalke ging am 10. März ein 46-Jähriger mit einer Axt auf einen 39-Jährigen los. Zuvor hatten sich die beiden Männer im Armdrücken gemessen. Es kam zum Gerangel, daraufhin wurde der Ältere aufgefordert die Beratungsstelle zu verlassen. Bewaffnet mit einer Axt kam er kurz darauf zurück und ging auf den 39-Jährigen los. „Dich mache ich platt“, soll er gesagt haben. Der Jüngere reagierte schnell, stand auf und hob einen Stuhl hoch, der den Axthieb abwehrte. Bevor der Angeklagte die Axt ein zweites Mal schwingen konnte, hielten ihn Umstehende ab.
Nicht besonders umsichtig ging am 18. März ein Autoknacker in Schalke vor. Als er die Seitenscheibe eines Wagens einschlug, um ein Navigationsgerät zu stehlen, verletzte er sich an der Hand und vergaß sein Handy am Tatort. Zunächst floh der Dieb mit dem Navi. Als er später zurückkam, um das Telefon zu holen, lief er geradewegs der Polizei in die Arme.
Fußball-Fan vermisst sein Auto nach Schalke-Spiel
Im vergangenen Jahr haben die Gelsenkirchener Polizisten nicht nur Kriminelle geschnappt, Verbrechen aufgeklärt und Streitigkeiten geschlichtet, sie haben auch ihrem Ruf als "Freund und Helfer" alle Ehre gemacht. So halfen sie beispielsweise dem 51-jährigen Braunschweig-Fan Rudolf S. sein Auto wieder zu finden, nachdem er sich nicht mehr erinnern konnte, wo er es nach dem Schalke-Spiel am 22. März abgestellt hatte. Mehr als zwei Wochen später kam er nach Buer gereist, um seinen blauen Skoda wieder abzuholen.
Vor Wut das eigene Auto demoliert
Auch der Wut mancher Bürger sahen sich die Beamten im Laufe des Jahres wieder ausgesetzt. Einen 71-jährigen Gelsenkirchener, der seinem Ärger mit einem Anruf bei der Notruf-Zentrale am 10. April Luft verschaffen wollte, konnten die Polizisten noch am selben Tag zur Rechenschaft ziehen. Nachdem er damit drohte die Polizisten "abzuknallen", schickten diese einen Streifenwagen bei dem Mann vorbei - er hatte nämlich bei dem Drohanruf seine Rufnummer mit übermittelt. Den Grund für seinen Wutanfall wollte der Mann nach seiner Vernehmung nicht verraten. Auch ein 22-jähriger Gelsenkirchener, ließ seiner Wut nach einer Polizeikontrolle am 21. Mai freien Lauf. Er richtete sie jedoch gegen seinen eigenen Wagen, den er vor Ärger demolierte. Diesen wollten die Beamten nämlich nach eine Verkehrskontrolle wegen schwerer Mängel aus dem Verkehr ziehen. Nach dem Wutanfall ist er nun jedoch schrottreif.
Fünf Verletzte und neun beschädigte Autos - das ist die Bilanz der Flucht eines 40-jährigen Verkehrsrowdies am 20. Mai durch das südliche Stadtgebiet. Dabei wollten ihn die Verkehrkontrolleure eigentlich nur fragen, warum er nicht angeschnallt sei. Da bekam es der Autofahrer offensichtlich mit der Angst zu tun. Kein Wunder, denn der Mann besaß keinen Führerschein und hatte Drogen konsumiert. Bilanz der Chaos-Fahrt: 150.000 Euro Schaden.
Folgenschwerer Pfingststurm und beschimpfte Helfer
3000 Bäume zerstörte Pfingssturm "Ela" am 9. Juni in Gelsenkirchen. Ein 65-Jähriger, der von einem Ast getroffen wurde, überlebte nach einer Notoperation. Die Aufräumarbeiten im Stadtgebiet dauerten wochenlang. Einige Sturm-Helfer wurden in der Neustadt angepöbelt und beschimpft: Mehr als 50 Platzverweise und sechs Ordnungswidrigkeitenanzeigen verteilte die Polizei am 16. Juni, als sie Arbeitern zu Hilfe kommen musste, die Sturmschäden beseitigen wollten. Passanten hatten Absperrungen ignoriert und beiseite geräumt. Im August bezifferten die Gelsendienste die Sturmschäden auf 15,45 Millionen Euro. 1,05 Millionen Euro Sturmhilfe erhielt die Stadt aus Düsseldorf.
Unwetter fegt über Gelsenkirchen
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Tagtäglich Ausreden und betrunkene Kriminelle
"Nur zwei Gläser Wein", habe sie getrunken, versicherte eine deutlich nach Alkohol riechende 30-Jährige den Beamten nach einem Auffahrunfall, den sie Mitte Mai verursacht hatte. Mit einem rekordverdächtigen Wert von 3,26 Promille musste sie mit zum Revier.
Als zu betrunken um den Alkohol-Test überhaupt durchzuführen, erwies sich ein 45-jähriger Autodieb am 2. Juni, der mit seinem Kumpel vorher einen Kleintransporter geklaut hatte. Auf der vorangegangenen Flucht durch Buer kamen die beiden Diebe mehrfach von der Fahrbahn ab, beschädigten acht parkende Fahrzeuge und verloren die rechte Schiebetür des Sprinters.
Dieser Kriminelle versuchte erst gar nicht zu entkommen: Ein 60-jähriger Ladendieb lag am 17. Juni neben seiner zuvor geklauten Stereoanlage im Elektromarkt und war wohl beim Diebstahl eingeschlafen. Als er von den Polizisten geweckt wurde, hatte er noch 1,36 Promille Atem-Alkohol.
4,5 Kilo Goldschmuck nach Raub auf Juwelier gefunden
Am 25. Juni überfielen mehrere Männer bewaffnet mit Maschinenpistolen am hellichten Tag einen Juwelier in der Neustadt. Eine Angestellte musste mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Täter flohen mit einem gestohlenen schwarzen BMW mit Deutschlandfähnchen auf dem Dach. Spezialkräfte schnappten drei Tatverdächtige noch am selben Tag. Dabei entdeckten sie 4,5 Kilogramm Goldschmuck in der Wohnung.
Raubüberfall in Gelsenkirchen
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Beziehungdrama mit zwei Toten
Eine Bluttat ereignete sich am 3. Juli in einem Hinterhof in Schalke. Ein 22-jähriger Gelsenkirchener erstach dort seine 23-jährige Ex-Freundin und flüchtete. Die Polizei fahndete fieberhaft nach ihm und weitete schließlich ihre Suche auf den Raum Duisburg und Moers aus. Als sie den Täter fanden, war es zu spät: Der junge Mann hatte sich auf einem Industriegelände in Baerl erhängt. Die Eltern der Getöteten machten den Beamten Vorwürfe, ihre Tochter im Vorfeld nicht ausreichend gegen den Ex-Häftling geschützt zu haben. Dieser sei bereits vorher gewalttätig geworden und habe der jungen Frau mehrfach mit dem Tode gedroht. Die Polizei hatte zuvor sogar ein Hausverbot ausgesprochen, das den Täter jedoch nicht davon abhielt, seiner Ex-Freundin aufzulauern und sie zu töten.
Ganz offensichtlich seiner Strafe entgehen wollte ein 42-Jähriger Anfang August mit einem kuriosen Fall von Fahrerflucht. Sein falsch geparkter Kleintransporter sollte abgeschleppt werden und befand sich auch schon am Haken. Dieser Anblick gefiel dem Mann - als er zu seinem Fahrzeug zurückkam - offenbar gar nicht. Kurzerhand setzte er sich hinter das Lenkrad seines Autos und riss es aus der Halterung des Abschleppwagens. Der Polizei entkam er dennoch nicht.
118 gestohlene Fahrräder im Keller entdeckt
Hübsch aufgereiht fanden Mitarbeiter der Stadt Gelsenkirchen am 6. November in einem Wohnhaus an der Robergstraße 118 Fahrräder in einem Keller. Daneben standen Flachbildfernseher und elektrische Werkzeuge - vermutlich Diebesgut. In einer weiteren Aktion am 19. November nahm sich das städtische Team die geparkten Fahrzeuge vor den Häusern vor. Elf davon ließen die Beamten abschleppen und fanden in den Häusern weitere Fernseher und Fahrräder.
Unterstützung von aufmerksamen Bürgern
Zum Glück gab es im vergangenen Jahr auch wieder viele aufmerksame Bürger, die die Beamten bei ihrer Arbeit unterstützten. Dem Anruf eines Zeugen bei der Polizei können es beispielsweise zwei Männer verdanken, dass sie die Nacht des 3. Dezembers nicht bei klirrender Kälte in einem Altkleidercontainer verbringen mussten. Einer war dem anderen hinterher geklettert, nachdem dieser sich nicht mehr selbständig aus dem Container befreien konnte. Die Feuerwehr musste schließlich mit dem Bolzenschneider anrücken, um die beiden zu befreien.
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