Großalarm in Mülheim - spektakuläre Blaulicht-Einsätze 2014
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Mülheim. Atom-Alarm bei Ibero Stahl, Verpuffung am Rhein-Ruhr-Zentrum und Verwüstungen durch Unwetter: eine Chronik der größten Mülheimer Polizei- und Feuerwehreinsätze im Jahr 2014.
Das Jahr 2014 war in Mülheim gespickt mit besonders vielen spektakulären Blaulicht-Einsätzen. "Es war DAS Feuerwehr-Jahr schlechthin", resümiert Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. Schuld war Ela. Der Sturm an Pfingsten bescherte der Wehr insgesamt etwa 2500 Einsätze zusätzlich. Nicht umsonst spricht Drewes in diesem Zusammenhang von der "größten Herausforderung, die wir in der Nachkriegszeit hatten".
Daneben hielten zahlreiche Brände (etwa 400), andere technische Hilfeleistungen (etwa 1000) und Tausende Rettungsdienste die Einsatzkräfte in Atem. Auf etwa 33.000 Einsätze, so schätzt Drewes, kommt die Feuerwehr Mülheim zusammengerechnet in diesem Jahr.
Aber auch die Polizei hatte mit kriminellen Banden, zahlreichen Unfällen, einem mutmaßlichen IS-Unterstützer und einer groß angelegten Vermisstensuche alle Hände voll zu tun. Wir werfen kurz vor dem Jahreswechsel einen Blick zurück auf die größten Einsätze von Feuerwehr und Polizei.
Die größten Einsätze im ersten Quartal
Brand in der Silvesternacht und am Neujahrsmorgen
Kein guter Start ins neue Jahr: Ein Brand am Bickenborn in Dümpten hielt in der Silvesternacht Feuerwehr und Polizei in Atem. Vier Hausbewohner und ein Feuerwehrmann erlitten Rauchgasvergiftungen und kamen ins Krankenhaus. Es war ein Brand von einer besonderen Größenordnung, der sich zudem rasend schnell ausbreitete, erinnert sich Feuerwehrsprecher Drewes. So etwas habe es in den vergangenen Jahren in einer Silvesternacht nicht gegeben.
Zu einem weiteren Brand musste die Feuerwehr am Vormittag des Neujahrstages ausrücken, noch während die Nachlöscharbeiten an dem Zweifamilienhaus in Dümpten liefen. In Styrum brannte ein Ladenlokal an der Oberhausener Straße. 15 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Im Einsatz waren 27 Kräfte der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr. Bleibt zu hoffen, dass es beim anstehenden Jahreswechsel ruhiger zugeht...
Brand in der Silvesternacht
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Massenschlägerei unter Jugendlichen
Großeinsatz für die Polizei am Sonntagnachmittag: Bis zu 100 Jugendliche verabredeten sich am 12. Januar offenbar zu einer Massenschlägerei. Dabei sollen auch unbeteiligte Jugendliche angegriffen, mit Fäusten und Schlagstöcken verletzt worden sein. Die Leitstelle der Polizei schickte sofort ein großes Aufgebot nach Broich. Neben Mülheimer Streifenwagen waren noch weitere Einheiten aus Essen mit Blaulicht im Einsatz. „Alle Wagen, die zur Verfügung standen, sind dorthin gefahren“, so Polizeisprecher Peter Elke.
Die Polizeipräsenz zeigte Wirkung: Die Versammlung löste sich bei Eintreffen der Beamten unverzüglich auf. Übrig blieben lediglich einige größere, versprengte Personengruppen, die die Polizei in Broich, Uhlenhorst und Stadtmitte stellen und überprüfen konnte. Die Beamten nahmen die Personalien von mehreren Dutzend Jugendlichen auf.
Mülheim im Kampf gegen Einbrecher abgeriegelt
Bei Schwerpunktkontrollen in Mülheim hat die Polizei am 25. Februar mit einem Großaufgebot mehrere Hundert Fahrzeuge kontrolliert. Ziel waren Einbrecherbanden. Obwohl in diesem Bereich kein Täter überführt werden konnte, zog Polizeisprecher Marco Ueberbach ein positives Fazit der Aktion. "Wir sind sehr zufrieden und haben einen hohen Kontrolldruck aufgebaut, drücken mögliche Täter in Unsicherheit." Diese müssten jederzeit wieder mit Kontrollen rechnen.
Mutmaßlicher IS-Unterstützer ruft Staatsschutz auf den Plan
Ein 20-Jähriger sorgte im Februar für Aufregung am Berufskolleg Lehnerstraße: Er soll Mitschüler zum Lesen des Koran gedrängt, während des Unterrichts Internetseiten mit salafistischen Inhalten aufgerufen haben und eines Morgens barfuß und mit einem Gebetsteppich zum Sportunterricht erschienen sein. Nach seiner Suspendierung vom Unterricht soll er über Facebook zum öffentlichen Protestgebet an der Schule aufgerufen haben.
Zwei Kellerbrände an der Heißener Straße und an Schöltges Hof hielten die Feuerwehr in der Nacht zum 3. März in Atem. Die Feuer selbst waren nicht dramatisch, wohl aber der Einsatz an der Heißener Straße. Dort mussten 30 Bewohner gerettet werden, weil sie das vierstöckige Gebäude nicht mehr durch das verqualmte Treppenhaus verlassen konnten. Acht von ihnen kamen mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus, sechs – darunter zwei Kinder und zwei Jugendliche – wurden stationär behandelt.
Wochen später war klar: Es war weniger dramatisch als zunächst angenommen. Für die Nachrüstung des Bahnhofs mit einem Aufzug musste eine Bodenplatte aus Beton durchbrochen werden. Dabei kam es zu einem so genannten Siedeverzug. Der führte dazu, dass das Wasser im Gemisch verdampfte. Die Polizei legte den Fall bald darauf zu den Akten: „Strafrechtliche Handlungen waren nicht zu erkennen – das war ein reiner Unfall“, sagte ein Sprecher.
Dixi-Klo in der Ruhr
Ein übler Scherz bescherte der Feuerwehr Mülheim am 25. Mai reichlich Arbeit: Unbekannte hatten in der Nacht ein Dixi-Klo unter der Schlossbrücke in die Ruhr geworfen. In einer aufwendigen Bergungsaktion wurde das WC mit der Drehleiter und einer Elektroseilwinde aus dem Fluss gezogen. Die Feuerwehr war mit zwölf Mann eineinhalb Stunden im Einsatz.
Lastwagen kippt auf Mauer
Dieser Unfall war vielmehr ein Umfall – und ging trotz allem glimpflich aus: Ein Sattelschlepper kippte am 27. Mai samt Anhänger an der Blücherstraße in Heißen zur Seite, beschädigte ein geparktes Auto, knickte eine Laterne um und begrub die Mauer eines angrenzenden Grundstücks teils unter sich. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Den Sattelschlepper wieder aufzurichten, war für die Feuerwehr allerdings gar nicht so einfach. Schließlich rückte ein Mülheimer Unternehmen mit zwei Kränen an. Beide gemeinsam brachten den Lastwagen wieder auf die Räder. Insgesamt dauerte der Einsatz über vier Stunden.
Vier Verletzte bei Dachstuhlbrand
Ein Großbrand in Saarn bescherte der Feuerwehr am 5. Juni einen mehrstündigen Einsatz: Der Dachstuhl eines Wohnhauses am Pfälzer Weg stand in Flammen. Vier Dachdecker atmeten bei dem Versuch, die Flammen zu löschen, Brandrauch ein. Rettungswagen brachten die vier Verletzten ins Krankenhaus.
2500 Extra-Einsätze durch Pfingststurm
15 zum Teil sehr schwer verletzte Personen, mehr als 1000 Notrufe, rund 20.000 zerstörte Bäume, unzählige beschädigte Fahrzeuge, abgedeckte Dächer, vollgelaufene Keller, überflutete Tiefgaragen und U-Bahnschächte, nicht mehr bewohnbare Wohnungen und tagelang geschlossene Schulen – Pfingststurm "Ela" traf Mülheim am Abend des 9. Juni ganz massiv.
Insgesamt kommt Feuerwehr-Sprecher Drewes auf 2500 "Ela-Einsätze". Der wirtschaftliche Gesamtschaden: rund 28 Millionen Euro. Knapp 3,1 Millionen Euro Sturmhilfe bekam die Stadt vom Land und gehörte damit zu den drei NRW-Kommunen, die den größten Schadenersatz erhielten.
Unwetter über Mülheim
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Die größten Einsätze im dritten Quartal
Strahlenschutz-Einsatz bei Ibero Stahl
Atom-Alarm in Dümpten: Ein Großaufgebot der Feuerwehr rückte am 20. August mit einem Strahlenschutzzug zum Gelände der Firma Ibero Stahl aus. Wegen des Verdachts auf radioakative Strahlung wurden 35 Mitarbeiter evakuiert und das Grundstück abgesperrt.
Nach etwa zweieinhalb Stunden gab es Entwarnung - und eine ungewöhnliche Erklärung: Die Messgeräte hatten ausgeschlagen, weil ein Lkw-Fahrer zuvor mit einem radiokativen Präparat medizinisch behandelt worden war.
Doch zum Glück erwies sich das Szenario als nicht so dramatisch wie zunächst befürchtet: Nicht im Hochhaus selber, sondern in der hauseigenen Müllschluckeranlage war ein Brand ausgebrochen. Dennoch mussten 70 Bewohner evakuiert werden. Am Ende kamen sie alle mit dem Schrecken davon, nur eine Person wurde wegen einer leichten Rauchgasvergiftung behandelt.
Zwei Wohnungsbrände mit tragischem Ausgang
Nach einem tragischen Feuerwehreinsatz, bei dem am 9. September ein Mann ums Leben kam, erinnerte die Mülheimer Feuerwehr die Menschen in der Stadt noch einmal daran, Rauchmelder zu installieren. Möglicherweise hätte auch so das Leben des 50-Jährigen aus Eppinghofen gerettet werden können, in dessen Dachgeschosswohnung in der Nacht ein Feuer ausgebrochen war. Feuerwehrleute konnten den Bewohner nur noch tot bergen. Erst nach mehreren Stunden hatte die Einsatzkräfte den Brand gelöscht.
Knapp eine Woche später sorgte am 15. September ein ähnlicher Brand in einer Dachgeschosswohnung an der Michaelstraße für Aufregung in Broich. Die Feuerwehr konnte einen bewusstlosen Mann aus einer Dachgeschosswohnung bergen. Das Notarztteam reanimierte den Verletzten erfolgreich, der danach mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Jugendliche bei Sturz von Hallendach schwer verletzt
Zu einem nicht alltäglichen Einsatz ist die Feuerwehr Mülheim am 24. September ausgerückt: Auf der Weseler Straße war der Anhänger eines Traktors aus ungeklärter Ursache umgestürzt. Da der Hänger mit etwa zehn Tonnen Kartoffeln beladen war, verteilten sich diese auf der Fahrbahn in Richtung Stadtmitte und auf den Abbieger in Richtung Broich. Verletzt wurde zum Glück niemand. Die Aufräum- und Reinigungsaktion dauerte etwa eineinhalb Stunden.
Die größten Einsätze im vierten Quartal
Tödlicher Unfall am Schloß Broich
Ein tragischer Unfall ereignete sich am 12. November auf der Mühlenberg-Kreuzung am Schloß Broich: Ein Kleintransporter erfasste ein 16-jähriges Mädchen, das dabei so schwer verletzt wurde, dass es später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Der Unfallfahrer erlitt einen schweren Schock. Die Mühlenberg-Kreuzung war für Stunden gesperrt, während die Polizei, unterstützt von der Feuerwehr, den Unfallhergang rekonstruierte.
Ein ausgedehnter Dachstuhlbrand an der Monning sorgte am 12. Dezember für einen Großeinsatz der Feuerwehr: Das Dach eines Einfamilienhauses in der August-Bungert-Straße hatte Feuer gefangen. Der Wind fachte die Flammen immer wieder an. Die Bewohner des Hauses - ein Ehepaar mit seinem Hund - brachte sich selbst nach draußen in Sicherheit. Verletzt wurde daher niemand.
A40-Unfall fordert mehrere Verletzte
Ein schwerer Unfall auf der A40 bei Heißen forderte am 18. Dezember mehrere Verletzte und verursachte ein Verkehrschaos auf der Autobahn und innerstädtischen Straßen. Gegen 5.40 Uhr war eine 22-Jährige mit ihrem Smart gegen die rechte Leitplanke geprallt. Das Fahrzeug geriet ins Schleudern und kam quer zur Fahrtrichtung auf dem rechten Fahrstreifen zum Stehen. Als die Duisburgerin ihren Wagen verließ, wurde sie von dem nachfolgenden Pkw einer 25 Jahre alten Frau aus Oberhausen erfasst. Dabei erlitt die 22-Jährige schwere Verletzungen.
Durch den Unfall kam es zu einer Kettenreaktion: Ein Lkw und weiteres Auto fuhren in die Unfallstelle. Dabei wurden drei Menschen leicht verletzt. Bis die Unfallstelle geräumt und alle Beweise gesichert waren, dauerte es sechs Stunden. Währenddessen blieb die A40 in Richtung Essen voll gesperrt. Neben der Autobahn kam es auch im Mülheimer Stadtgebiet zu langen Staus.
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