Gelsenkirchen. . Jürgen von der Lippe - seit Jahrzehnten erfolgreicher Comedian und Moderator - unterhielt 400 Zuhörer im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus mit kurzweiligem Programm. Er gastierte mit einer Lesung aus seinem neuen, noch nicht gedruckten Buch „Beim Dehnen singe ich Balladen“ und sorgte für viele Lacher.

„Einen Künstler, der uns wohlgesonnen ist“, kündigt Prof. Dr. Helmut Hasenkox am Samstagabend im ausverkauften Hans-Sachs-Haus an.

Der Geschäftsführer von Emschertainment kokettiert „das brauchen wir, falls bei dieser Premiere einer eigenen Künstlerveranstaltung in diesem Saal etwas schief geht“. Ging es natürlich nicht – Jürgen von der Lippe kann sich bis 23 Uhr auf ein eingespieltes Team verlassen und sein Programm reibungslos abspulen.

Lesung aus ungedrucktem Buch

Der seit Jahrzehnten erfolgreiche Comedian und Moderator gastiert mit einer Lesung aus seinem neuen, noch nicht gedruckten Buch „Beim Dehnen singe ich Balladen“ – eine Lesung, noch bevor das Buch erschienen ist, das ist ein kluger Einfall. Der gibt Jürgen von der Lippe gleich auch den Einstieg in den Abend. „Sie werden sehen, das ist ein Parforceritt durch 300 Jahre Literaturgeschichte“ – Lacher – „Sie meinen ich gebe an? Nein, nein ich habe eine Wahrheitsverpflichtung“ – Lacher.

Das Rezept mit der Prise Selbstironie geht immer auf. Sympathisch kommt der 66-jährige daher, auch wer den teils seichten Humor über das ewige Mann-Frau-Sex-Thema nicht unbedingt teilen kann, ist doch schnell in den Bann der Bühnenpräsenz des Künstlers gezogen. Die Stimme ist von einem schönen sonoren Timbre, der ein jeder der 400 Zuschauer gerne zuhört. Und sie ist außerordentlich wandlungsfähig, was die Lesung der größtenteils aus Dialogen bestehenden Geschichten beweist.

Lustig für alle

In der Schöpfungsgeschichte „Wie Gott den Witz erfand“ freut sich ein äußerst debiler Adam mit Ausrufen wie „Boah“ darüber, dass er nun im Stehen pinkeln kann, während die sich dezent artikulierende Eva mit Gehirn beglückt wird. Der Witz ist alt und kommt nicht vom lieben Gott. Neu ist, dass eben dieser mit der sonoren väterlichen Stimme spürt, „das ist es nicht“ und in die zweite Runde geht. Von der Lippes Szenen sind in den Gesprächen der Protagonisten so gut erzählt, dass der Zuschauer ein Bild vor Augen hat. Unerwartete Lacher lassen ihn gerne das Programm unterbrechen und mit dem Betreffenden kurz eins zu eins reden. Sehr souverän und lustig für alle. Tosender Applaus und viele Zugaben am Ende des humoristischen Abends.

Im Oktober nächsten Jahres kommt Jürgen von der Lippe wieder in die Stadt, dann ins Musiktheater.