Gelsenkirchen. . Da die Suche nach Fachkräften in Gelsenkirchen und Umgebung erfolglos verlief, suchen sie die Ambulanten Pflegedienste nun Mitarbeiter in Serbien. Die ersten beiden Hospitantinnen aus dem EU-Anwärterland sind seit Dienstag zu Besuch und lernen Arbeitsplatz und Stadt genauer kennen.
„Dramatisch“, so nennt Karl Tymister, der Leiter der Arbeitsagentur Gelsenkirchen, den im Ruhrgebiet und also auch in Gelsenkirchen zu erwartenden Engpass beim Pflegefachkräftemangel. Auch die Ambulanten Pflegedienste (APD) haben das erkannt. Doch die Suche nach Fachkräften in GE und Umgebung verlief erfolglos: „Der Arbeitsmarkt ist wie leer gefegt“, erklärt Geschäftsführer Claudius Hasenau. Also müssen andere Alternativen her, um dem immer näher rückenden Engpass entgegenzuwirken.
Ein ganz anderes Bild hingegen bietet sich in Serbien: Mehr als 13 000 Pflegefachkräfte suchen dort einen Arbeitsplatz. Weshalb ihnen also nicht einen Weg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen, wenn doch beide Seiten davon profitieren?
Zwei Hospitantinnen zu Besuch
Den ersten Versuch dazu wagen die APD seit Dienstag. Über ein, von ihnen in Belgrad eröffnetes, Büro fanden die Pflegedienste interessierte Fachkräfte aus Serbien. Als Hospitantinnen sind nun zwei von ihnen eine Woche lang zu Besuch, lernen die Einrichtung und ihren möglicherweise zukünftigen Arbeitsplatz näher kennen. Doch nicht nur das: Auch Gelsenkirchen als zukünftiges Zuhause soll den beiden näher gebracht werden. „So können die Damen feststellen, ob das Gesamtpaket für sie passt. Und wir eben auch, ob das auch für uns passt“, erklärt Geschäftsführer Hans-Werner Rössing das Ziel des einwöchigen Aufenthaltes. Von dem beide Damen übrigens bislang nur Worte voll des Lobes finden. „Die Stadt ist sehr schön“, findet Nada Vasic (33).
Die aus Belgrad kommende gelernte Kinderkrankenschwester hat schon vor anderthalb Jahren damit begonnen Deutsch zu lernen, mit eben genau der Hoffnung, hier eine berufliche Perspektive zu finden. Operationspflegekraft Silvana Vukadinovic (45) lernt die Sprache sogar schon seit zwei Jahren, „immerhin bereiten wir uns ja auf ein Leben in Deutschland vor. Sogar meine Kinder lernen schon“, lacht sie. Denn natürlich sollen die Familien mit nach Gelsenkirchen kommen. „Ich möchte hier arbeiten und mich in meinem Beruf entwickeln. Ich möchte das Beste für meine Familie“, fasst Vasic ihre Hoffnungen und Erwartungen (wohl stellvertretend für alle Kräfte die noch kommen sollen) zusammen. Zunächst sollen das immerhin 30 Pfleger aus dem EU-Anwärterland sein. Die beiden Hospitantinnen lernen bis zu ihrer Abreise einen möglichst normalen ambulanten Pflegealltag kennen. Dieser sei „sehr dynamisch“, findet Vukadinovic und wertet das als positiv.
Als „billige Arbeitskräfte aus dem (Süd)Osten“ sollen die Arbeiter übrigens nicht betitelt werden können: Das Monatsgehalt einer Pflegefachkraft aus Serbien beträgt 1950 Euro brutto plus Zulagen, gemäß den Empfehlungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.