Gelsenkirchen. Das Eon-Kraftwerk in Scholven soll jährlich für 129 Todesfälle verantwortlich sein- so stellt es die Greenpeace-Studie „Tod aus dem Schlot“dar. Auf der Hitliste der gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands nimmt es damit den achten Platz ein. Eine Sprecherin des Kraftwerksbetreibers Eon weist die Zahlen als “plakativ“ zurück.

Für jährlich 129 Todesfälle soll das Eon-Kraftwerk in Scholven verantwortlich sein. Auf der Hitliste der gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands nimmt es damit den achten Platz ein. So stellt es zumindest eine Greenpeace-Veröffentlichung dar. Auf Basis von Daten und Modellen, die das Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart ermittelt hat, veröffentlichte die Umweltschutz-Organisation gestern die Studie „Tod aus dem Schlot“, die Scholven als einziges Steinkohle-Kraftwerk unter lauter Braunkohle-Betrieben in den Top Ten der tödlichsten Kraftwerke sieht.

Institut untersuchte gesundheitliche Auswirkungen

Für Greenpeace ist es klar, dass Kohlekraftwerke zu den schlimmsten Quellen von Luftschadstoffen gehören. So stießen die Schornsteine große Mengen Schwefeldioxid, Stickoxide, Ruß und Staub aus. Diese Emissionen seien verantwortlich für Herzinfarkte, Lungenkrebs Asthma und anderen Komplikationen der Atemwege.

Um diese Einflüsse zu untersuchen hat Greenpeace bei der Universität Stuttgart eine Studie in Auftrag gegeben, die die gesundheitlichen Auswirkungen der 67 größten Braun- und Steinkohlekraftwerke in Deutschland untersuchen sollte.

Frühzeitiger Tod durch Schadstoffemissionen

Auf der Basis von Modellen kamen die Stuttgarter Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Schadstoffemissionen deutscher Kohlekraftwerke pro Jahr zum frühzeitigen Tod von 3100 Menschen führen. Dies sei gleichbedeutend mit dem Verlust von 33.000 Lebensjahren. Außerdem seien die Kraftwerks-Schadstoffe allein im Jahr 2010 für den Ausfall von rund 700.000 Arbeitstagen verantwortlich.

Im Umfeld des Scholvener Kraftwerks kamen die Berechnungen der Stuttgarter Wissenschaftler neben den 129 vorzeitigen Todesfällen auf 1378 verlorene Lebensjahre und 29.202 ausgefallene Arbeitstage. Das alles, zumindest was Todesfälle und verlorene Lebensjahre betrifft, sind Werte, die auf einem Rechenmodell basieren.

Eon-Sprecherin weist plakative Zahlen zurück

Mit dieser Veröffentlichung gehe Greenpeace leichtfertig und unverantwortlich mit den Ängsten der Menschen um, weist Fabienne Twelemann, Sprecherin der europäischen Eon-Kraftwerke, die „plakativen“ Zahlen der Studie zurück. Sie verweist darauf, dass sämtliche Kraftwerks-Standorte des Unternehmens selbstverständlich die gesetzlichen Grenzwerte unterschreiten: „Wir werden permanent von den zuständigen Regierungspräsidien kontrolliert und halten uns an alle Auflagen.“

Dafür, dass Scholven als einziges deutsches Steinkohle-Kraftwerk in die „Hitliste“ geraten sei, hat die Eon-Sprecherin nur die Erklärung, dass es an der schieren Größe des Standortes liegen könne. Schließlich gelte Scholven mit einer Leistung von rund 2100 Megawatt als das größte Steinkohle-Kraftwerk Europas.