Gelsenkirchen-Sutum. . „Bengalos“ sind leicht übers Internet zu beziehen, der Preis stellt mit 2,50 bis 10 Euro pro Stück keine Hürde dar - ebenso wie die Personenkontrollen. Sascha Tietze: „Wer die Dinger reinschmuggeln will, der schafft das auch.“ Die Folgen bescheren nicht nur dem Fußball ein Image-Problem. Auch die Pyrotechniker selbst leiden darunter.
Der Stoff, aus dem dichter Rauch und grelles Licht sind, hat es in sich: Nur 61 Gramm stecken in der handlichen Metallhülse, doch einmal entzündet, entfaltet sich eine Wirkung, die nicht mehr zu bändigen ist. Bengalische Feuer, wie sie während des Relegationsspiels am Dienstagabend in Düsseldorf eingesetzt wurden, gehören nicht in die Hände von Fußballfans. Das fordert Walter Tietze. Der Feuerwerker geht noch einen Schritt weiter. Er setzt sich dafür ein, dass die Handfackeln aus dem freien Verkauf gezogen werden und der Erwerb nur noch nach behördlicher Genehmigung erfolgen kann.
Walter Tietze (55) und sein Sohn Sascha (27) kennen sich mit Pyrotechnik bestens aus. Das 1988 gegründete Unternehmen „Feuerwerke ohne Grenzen“ mit Sitz in Sutum sorgt überall für Raketenglitzer und Böllerschüsse - vom alljährlichen Cityfest in Buer bis zur prunkvollen Eröffnung des Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi. Pyrotechnik - in der Hand von Leuten vom Fach - macht Sinn.
Sie zaubert unvergessliche Momente in den Abendhimmel und kann Menschenleben retten. Sascha Tietze: „In jedem Auto sorgt Pyrotechnik dafür, dass der Airbag ausgelöst wird.“ Und das Bengalische Feuer ist eigentlich dazu da, dass Menschen in Seenot ein Zeichen geben können - tagsüber mit weithin sichtbaren Rauchschwaden und nachts mit grellem Lichtschweif.
"Sie entwickeln eine Hitze von 1000 Grad"
In Fußballstadien haben Handfackeln nichts zu suchen. Walter Tietze: „Sie entwickeln eine Hitze von 1000 Grad. Wenn sie ins Hemd rutschen, brennen sie sofort durch. Das Opfer verblutet an Ort und Stelle, für Feuerwehr und Sanitäter gibt es wegen der immensen Rauchentwicklung kein Durchkommen.“ Bengalische Feuer sind keine Wunderkerzen, aber „pyrotechnische Gegenstände für technische Zwecke“ der Kategorie T 1.
Als T 2 eingestuft, müsste beim Kauf eine Ausnahmegenehmigung der Ordnungsbehörde vorgelegt werden, so wie es der Fall ist, wenn man ein Feuerwerk mitten im Jahr abbrennen möchte. Damit ist natürlich ein bürokratischer Aufwand verbunden. „Aber auf diese Weise kann der Missbrauch besser verfolgt werden“, ist Walter Tietze überzeugt. Auch könnten Bezugswege nachvollzogen werden.
„Bengalos“ sind leicht übers Internet zu beziehen, der Preis stellt mit 2,50 bis 10 Euro pro Stück keine Hürde dar - ebenso wie die Personenkontrollen. Sascha Tietze: „Wer die Dinger reinschmuggeln will, der schafft das auch.“ Die Folgen bescheren nicht nur dem Fußball ein Image-Problem. Walter Tietze: „Auch die Pyrotechnik leidet darunter.“ Statt Raketen professionell zu zünden, ließ der DFB beim Pokalfinale in Berlin Folienstreifen regnen.