Gelsenkirchen-Buer. . Zweimal sind sie knapp der Zerstörung entgangen, nun sollen vier engelhafte Holzfiguren an ihren ursprünglichen Ort zurückkehren: in die St.-Urbanus-Kirche in Gelsenkirchen-Buer. Das wünscht sich zumindest der Besitzer. Er möchte anonym bleiben.

Engel leben eben länger: Fast wären die vier geflügelten Holzfiguren, die da über dem Türsturz im Wohnzimmer eines Bueraners in Reih und Glied hängen, 1943 bei einem Bombenangriff der Alliierten in Flammen aufgegangen. Und auch in den 1970-er Jahren sind sie nur knapp der Entsorgung als Schutthaufen entronnen. Nun sollen sie nach dem Willen ihres „Retters“ wieder an ihren alten Bestimmungsort übersiedeln: in die St.-Urbanus-Kirche Buer.

Darauf hofft jedenfalls das 81-jährige Gemeindemitglied, das seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte. „Ich will dafür keine besondere Anerkennung“, begründet er dies. Aber schließlich gehörten die vier ursprünglich farbigen Figuren - offenbar musizierende Engel, denen im Laufe der Zeit die Instrumente abhanden kamen - und eine weitere Plastik aus Sandstein wieder „nach Hause“. Auch wenn sie vor rund vier Jahrzehnten offenbar niemand im Gotteshaus haben wollte. Aber der Reihe nach.

Kirchenkunst in der Scheune

Anfang der 1970-er Jahre war es, dass im Zuge des Michaelshaus-Neubaus das alte Pfarrhaus samt benachbarter Scheune abgerissen werden sollte. „Propst Anton Feldmann hatte einen Mitarbeiter der Bauabteilung des Bistums Essen herausgebeten, um die Gebäude für den Abbruch freizugeben. Und der entdeckte mitten im Schutthaufen in der Scheune einige Figuren aus dem im Krieg zerstörten Orgelprospekt“, erinnert sich der 81-Jährige.

Während der Bistums-Beschäftigte „ein oder zwei der schönsten Plastiken an sich nehmen durfte“, habe er als Gemeindemitglied unter den Augen von Propst Feldmann vier weitere Figuren aus dem Schutt gezogen, um sie zu säubern und im heimischen Wohnzimmer aufzustellen. „Propst Feldmann und eine Pfarrhelferin hatten sich ebenfalls jeder eine Figur ausgesucht und sie später restaurieren lassen“, so der Bueraner.

Zuhause für die Sandsteinplastik

Auch die Sandsteinplastik - es handelt sich um eine männliche Figur mit Hut, Umhang und Schriftrolle, der ein Arm fehlt - gelangte zufällig zu dem Gemeindemitglied. „Sie stammt ebenfalls aus der Entstehungszeit der 1893 eingeweihten Kirche und schmückte bis zur Zerstörung durch Bombenangriffe die ehemalige Kanzel“, erinnert er sich. Anschließend sei sie samt anderen Figuren und Reliefs unbeachtet unter der Treppe, die zur Orgelbühne führt, gelagert worden.

Aus diesem Sammelsurium alten Inventars wählten einige Mitglieder des Ex-Jungmännerkreises - darunter der heute 81-Jährige - besagte Sandsteinfigur aus, um sie mit Zustimmung des Propstes dem früheren St.-Urbanus-Kaplan Erich Sonnenschein zu dessen Geburtstag zu schenken. Als Sonnenschein Ende der 1990-er Jahre in Menden starb, hätten die Ex-Jungmännerkreis-Mitglieder die Plastik wieder nach Buer nehmen dürfen. Der „Retter“ der Engel war es dann, der auch der Sandsteinfigur ein Zuhause gab.