Hassel. Ex-Stadtplaner Lutz Heidemann empfiehlt der Stadt, die Zukunft der Zechenbrache Bergmannsglück nicht nur auf die Interessen des Immobiliendienstleisters Haus Vogelsang auszurichten. Er mahnt ein Gesamtkonzept für Brache und Stadtteil an.

Von der ehemaligen Zeche Bergmannsglück sollten nicht nur die Werkstatt als zukünftiger Vereinstreffpunkt und das Maschinenhaus mit der Dampfmaschine erhalten bleiben. Auch das Verwaltungs- und Kauengebäude, das ehemalige Kesselhaus und ein weiteres Maschinenhaus verfügen über eine so „robuste Bausubstanz“, die Ein- und Umbauten aushalten würden: Mit diesem Plädoyer für die Erhaltung der historischen Zechengebäude in Hassel meldet sich noch einmal der ehemalige Stadtplaner Lutz Heidemann zu Wort. Er reagiert damit auf die Fachtagung der beiden SPD-Ratsfraktionen, die in der vergangenen Woche gemeinsam über die zukünftige Stadtentwicklung im Grenzbereich zwischen Gelsenkirchen und Herten diskutiert hatten.

Haus Vogelsang ist nicht genug

Heidemann will sich allein mit der Ansiedlung der Unternehmenszentrale des Immobiliendienstleisters Haus Vogelsang nicht zufrieden geben: „Das wäre nur eine Verlagerung von Arbeitsplätzen.“ Er mahnt darüber hinaus ein stadtplanerisches Konzept an, das Bezug nehme auf die Hasseler Defizite. Dazu zählt er die hohe Zahl von Sozialleistungsempfängern und schlecht ausgebildeten Jugendlichen sowie die negative Bevölkerungsentwicklung. Im Stadtnorden müssten Bildungs- und Stadtentwicklung in Patenschaft mit Industrieunternehmen zu einem „Qualifizierungsnetzwerk“ zusammengefasst werden. Heidemann: „Diese Chance für eine Umstrukturierung hat man als Stadt nur alle 20 bis 30 Jahre einmal.“

Und diese Chance, davon ist Heidemann überzeugt, scheint die Stadt nicht nutzen zu wollen: „Die Verwaltung verhält sich defensiv und versteckt sich hinter der SPD.“ Statt eines Gesamtkonzeptes für Bergmannsglück würden nur die Ansiedlungsinteressen der Hans Vogelsang GmbH diskutiert. Mit dem Abriss der historischen Zechengebäude würden aber Fakten geschaffen, die nicht mehr zu ändern seien. Die in Aussicht gestellte Bürgerbeteiligung innerhalb des Bebauungsplanverfahrens werde die Veränderungen auf dem Zechengelände kaum aufhalten. Heidemanns Befürchtung lautet deshalb: „Wenn die Bürgerbeteiligung anläuft, ist bereits ein Teil der Gebäude abgerissen.“ Deshalb rät er der Stadt dringend, mit Haus Vogelsang Gespräche aufzunehmen und dabei dem Unternehmen nahe zu legen, auf das Errichten von „billigen Neubauten“ zu verzichten.

Gestaltungsmöglichkeit

Stattdessen sollte das Unternehmen überlegen, wie die historische Bausubstanz der alten Zeche besser für die eigenen Zwecke genutzt und damit erhalten werden könne. Als Architekt weiß er um die Gestaltungsmöglichkeiten, die die alten Gebäude bieten: „Man kann sich darin wild bewegen!“

Die alte Zeche Bergmannsglück

So sah die 1903 eröffnete Zeche Bergmannsglück in alten Zeiten aus - hier vom Zugang Haus Uhlenbrock aus gesehen.
So sah die 1903 eröffnete Zeche Bergmannsglück in alten Zeiten aus - hier vom Zugang Haus Uhlenbrock aus gesehen. © Fremdbild
Der hintere Eingang der Zeche heute - Eingang des DSK-Zentrallagers mit einem Bild von Alfred Schmidt.
Der hintere Eingang der Zeche heute - Eingang des DSK-Zentrallagers mit einem Bild von Alfred Schmidt. © WAZ
Der ehemalige Steiger Franz Röhling ging mit der WAZ auf Spurensuche über das Bergmannsglück-Gelände.
Der ehemalige Steiger Franz Röhling ging mit der WAZ auf Spurensuche über das Bergmannsglück-Gelände. © WAZ
Die Zentrale des DSK-Zentrallagers ist über die Biele zu erreichen.
Die Zentrale des DSK-Zentrallagers ist über die Biele zu erreichen. © WAZ
1726 Tage unfallfrei ist das DSK-Zentrallager, das Ende Juni schließt.
1726 Tage unfallfrei ist das DSK-Zentrallager, das Ende Juni schließt. © WAZ
Der Zugang auf das Betriebsgelände.
Der Zugang auf das Betriebsgelände. © WAZ
Ein Zaun trennt das ehemalige Bergmannsglück-Zechengelände in zwei Teile.
Ein Zaun trennt das ehemalige Bergmannsglück-Zechengelände in zwei Teile. © WAZ
Links das eigentliche Zechengelände, das von der DSK bislang als Lager genutzt wird, rechts hinter dem Zaun der Teil, der Eon gehört. Früher stand dort die Halde, waren Kokerei und Kraftwerk auf darauf.
Links das eigentliche Zechengelände, das von der DSK bislang als Lager genutzt wird, rechts hinter dem Zaun der Teil, der Eon gehört. Früher stand dort die Halde, waren Kokerei und Kraftwerk auf darauf. © WAZ
Noch liegen einige Teile des DSK-Zentrallagers auf dem Zechengelände.
Noch liegen einige Teile des DSK-Zentrallagers auf dem Zechengelände. © WAZ
Letzte Ersatzteile vor historischem Hintergrund: Die ehemaligen Maschinenhäuser.
Letzte Ersatzteile vor historischem Hintergrund: Die ehemaligen Maschinenhäuser. © WAZ
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© WAZ
Rechts die alte Lampenstube, links das Fördermaschinenhaus von Schachts 2.
Rechts die alte Lampenstube, links das Fördermaschinenhaus von Schachts 2. © WAZ
Hier war der Schacht: Franz Röhling vor dem Fördermaschinenhaus.
Hier war der Schacht: Franz Röhling vor dem Fördermaschinenhaus. © WAZ
Die Spurensucher blicken ins Innere von Lampenstube und Kaue.
Die Spurensucher blicken ins Innere von Lampenstube und Kaue. © WAZ
Franz Röhling (r.) und Jürgen Grahl von der DSK in der ehemaligen Kaue.
Franz Röhling (r.) und Jürgen Grahl von der DSK in der ehemaligen Kaue. © WAZ
Auch die alten Maschinenhäuser werden noch als Lagerfläche genutzt.
Auch die alten Maschinenhäuser werden noch als Lagerfläche genutzt. © WAZ
Auch hier lagert noch einiges.
Auch hier lagert noch einiges. © WAZ
Weiter geht es durch alte Hallen.
Weiter geht es durch alte Hallen. © WAZ
Ein industrielles Juwel: Die Fördermaschine an Schacht 2, die 1911 in Betreib ging.
Ein industrielles Juwel: Die Fördermaschine an Schacht 2, die 1911 in Betreib ging. © WAZ
Und ganz aus der Nähe.
Und ganz aus der Nähe. © WAZ
Franz Röhling ist ganz gerührt.
Franz Röhling ist ganz gerührt. © WAZ
Die Treibscheibe im Fördermaschinenhaus Schacht 2.
Die Treibscheibe im Fördermaschinenhaus Schacht 2. © WAZ
Es gibt noch viele andere Relikte in den alten Zechenhallen.
Es gibt noch viele andere Relikte in den alten Zechenhallen. © WAZ
... und Aufkleber, die längst überholt sind.
... und Aufkleber, die längst überholt sind. © WAZ
Ein weitere Blick in eines der Maschinenhäuser.
Ein weitere Blick in eines der Maschinenhäuser. © WAZ
Die Maschinenhalle auf Bergmannsglück - das Jugendstilgebäude in voller Pracht.
Die Maschinenhalle auf Bergmannsglück - das Jugendstilgebäude in voller Pracht. © WAZ
Und ein Blick ins Innere.
Und ein Blick ins Innere. © WAZ
So sieht es auf dem hinteren Teil des Zechengeländes aus - langsam räumt auch die DSK die Flächen.
So sieht es auf dem hinteren Teil des Zechengeländes aus - langsam räumt auch die DSK die Flächen. © Fremdbild
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