Hassel. .
Wofür steht Bergmannsglück? Bietet das ehemalige Zechengelände in Hassel die Chance auf Ansiedlung eines renommierten Unternehmens mit vielleicht einmal 600 Arbeitsplätzen oder müssen Anwohner um ihre Lebensqualität fürchten, weil 150 bis 200 Fahrzeuge für zusätzlichen Lärm sorgen und historische Bauten abgerissen werden? Das Bürgerforum , zu dem die SPD Hassel-Süd/Bergmannsglück eingeladen hatte, machte am Donnerstag Abend in der Markus-Kirche deutlich, dass der damit verbundene Abwägungsprozess der gegenseitigen Interessen über einen steinigen Weg führen wird.
Hausherr Pfarrer Klaus Venjakob hatte der Diskussion das Wort des Propheten Jeremia vorangestellt: „Suchet der Stadt Bestes!“ Für Ewald Steinmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Haus Vogelsang GmbH, keine Frage: Bergmannsglück bietet dem bundesweit tätigen Immobiliendienstleister die Chance zur Expansion, die auf dem bisherigen Firmensitz in Datteln nicht möglich ist. 350 Mitarbeiter zählt das Unternehmen zurzeit, die sich um Grünflächen- und Baumpflege sowie die Verkehrssicherheit von Wohnanlagen kümmern. Steinmann: „In diesem Jahr haben wir 50 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.“ Einen weiteren Schub erhofft er sich aus dem Zusammenschluss von THS und Evonik Immobilien. Um Mitarbeiter und Fahrzeuge unterzubringen, kann nur ein Teil der alten Gebäude erhalten bleiben. Steinmann: „Über die Maschinenhalle müssen wir noch einmal nachdenken. Bei den Torhäusern fehlt uns zu meinem Bedauern die Phantasie, wie man sie mit erträglichem Geld nutzen kann.“ Auf jeden Fall soll aus dem ehemaligen Labor ein Treffpunkt für die Bergmannsglücker Vereine entstehen.
Die Anwohner fürchten vor allem die Karawane der Lkw, die von Bergmannsglück aus zu ihren Einsätzen ausrücken. Grünschnitt werde keineswegs auf dem Gelände gelagert, versuchte Steinmann die Befürchtung zu entkräften, dass es dort neben einer Lärm- auch noch zu einer Geruchsbelästigung komme. Der ehemalige Stadtplaner Lutz Heidemann versuchte, den Blick auf die historische Substanz der Gebäude zu lenken. Deshalb forderte er ein Gesamtkonzept für das Areal ein, dass sich nicht nur auf das Ansiedlungsinteresse eines einzelnen Unternehmens konzentriere. Nicht nur Detailfragen beschäftigen die Anlieger. „Wir sollen diese Pläne doch nur noch abnicken“, kritisierte ein Bergmannsglücker das Planungsverfahren.
Dabei ist der offizielle Teil noch gar nicht angelaufen. Klaus Haertel (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklung- und Planungsausschusses, skizzierte den Zeitplan für den Bebauungsplan, der vom Rat Mitte März aufgestellt werde. Bis zur endgültigen Beschlussfassung gebe es mit der Bürgeranhörung und dem Einbringen von Anregungen und Bedenken mehrfach Gelegenheit, sich an diesem Verfahren zu beteiligen. Auch wenn die Politik zwischen den Interessen abwägen müsse, so deutete Haertel doch auch die Richtung an, die dieser Abwägungsprozess nehmen könnte: „Gelsenkirchen hat zu wenig Arbeitsplätze.“
Sollte es zu einer HVG-Ansiedlung kommen, müsse natürlich die Frage der Verkehrsanbindung gelöst werden. „Der Verkehr muss möglichst nach Norden abgeführt werden.“ Beeinträchtigungen der Anlieger könnten nicht ausgeschlossen werden. Haertel: „Ein paar Leute werden davon betroffen sein, aber wir müssen die Belastungen minimieren.“ Gleichzeitig mahnte er die HVG-Vertreter, die Auflagen aus dem zukünftigen Bebauungsplan einzuhalten: „Wenn es ein Fehlverhalten gibt, dann kriegen Sie Stress mit uns.“