Gelsenkirchen-Buer. .

Tagelang kein Gast: Nach einem tödlichen Unfall war die Straße vor Tobia Avinos Waldschänke gesperrt worden. Zwischen Weihnachten und Jahreswechsel musste der Wirt schließen. Er kritisiert, man habe ihn nicht informiert, und klagt auf Schadensersatz.

Tagelang kein Gast, nirgends: Die Horrorvorstellung eines jeden Gastwirtes ist für Tobia Avino von Weihnachten bis zum Jahreswechsel Wirklichkeit geworden. Die wenigen Gäste, die dennoch den Weg zur Waldschänke fanden, verstießen dabei auch noch gegen die Straßenverkehrsordnung. Denn die Sperrung der Ressestraße wurde erst im Laufe des gestrigen Montags aufgehoben.

Dabei zieht der 54 Jahre alte Restaurant-Pächter den Grund dafür überhaupt nicht in Zweifel. Die Ressestraße war für den Auto- und Fußgängerverkehr gesperrt worden, nachdem an Heiligabend eine Spaziergängerin im Stadtwald durch einen herabgestürzten Ast ums Leben gekommen war. „Aber ich bin über die Sperrung der Ressestraße nicht informiert worden“, kritisiert der Wirt. Die Folge: Viele Gäste hätten ihre Reservierungen für die Festtage kurzfristig abgesagt. Tobia Avino schätzt die Zahl der Absagen auf etwa 500, der Einnahmeverlust bewege sich in einem fünfstelligen Bereich.

Zwischen den Jahren habe er sich dann entschieden, das Lokal ganz zu schließen, auf die bereits gebuchten Geburtstags- und Trauerfeiern zu verzichten und die acht angestellten Mitarbeiter und drei Aushilfen nach Hause zu schicken. Erst zu Silvester seien wieder Gäste gekommen, vereinzelt und auf eigene Gefahr, weil sie die Straßensperrung ignorierten.

"Man hätte privat etwas unternehmen können"

„Wenn man mich über die Sperrung unterrichtet hätte, hätte man überlegen können, ob man nicht privat etwas gegen die Astbruch-Gefahr hätte unternehmen können“, sagt Avino, der davon überzeugt ist, dass die Zufahrt aus Richtung Resse gefahrlos möglich gewesen wäre. Über einen Anwalt hat er eine Klage auf Schadensersatz eingereicht, ausgerechnet jetzt, im 30. Pächterjahr.

Die Sperrung war am 24. Dezember von der Polizei angeordnet worden, die Meldung über Gelsendienste an den Landesbetrieb Straßen NRW weitergeleitet worden. „Davon betroffen waren die Straßen, die den Stadtwald flankieren“, erläutert Jennifer Orzol, Leiterin der Autobahnmeisterei Gelsenkirchen. Die Schneelast auf den Ästen sei sehr hoch gewesen, so dass eine unmittelbare Gefahr des Astbruches bestanden habe.

Die Sperrung war ein Fall höherer Gewalt

Dass es nach Weihnachten nicht mehr geschneit habe, habe die Situation nicht entschärft. Jennifer Orzol: „Das kurze Tauwetter und der anschließende Frost hat den Schnee auf den Ästen nur noch schwerer gemacht.“ Die Lage an der Ressestraße sei täglich überprüft worden, aber die Zweige hätten sich nach wie vor deutlich nach unten geneigt.

Erst am vergangenen Wochenende habe sich die Situation gebessert, so dass man sich am Montag zu einer Freigabe der Ressestraße entschlossen habe. Dass die Sperrung auch Gastwirt Avino getroffen habe, sei ein Fall von höherer Gewalt, so Jennifer Orzol.